Nach dem Sieg gegen Hoffenheim steht der SC Freiburg auf Platz drei, noch vor den Bayern. Zu verdanken hat der Verein das einem homogenen Kader, einer luxuriösen Bank und dem berühmten Quäntchen Glück. Doch der Verein weiß, dass es auch schnell bergab gehen kann.
Natürlich bergen ein großer Kader und Konkurrenz auch immer die Gefahr der Grüppchenbildung. Allerdings ist so etwas in Freiburg, wo traditionell viel Wert auf Sozialkompetenz gelegt wird, schwer vorstellbar. Die Spieler kennen und mögen sich, mittags isst die Mannschaft gerne gemeinsam in der Stadt. Die Achse um Alexander Schwolow, Christian Günter, Mike Frantz, Nicolas Höfler und Nils Petersen spielt seit Jahren zusammen. Problemfälle, schwierige Charaktere und Diven haben bei Christian Streich schlechte Karten.
Dass es in der Mannschaft stimmt, zeigte Janik Haberer nach seinem Tor zum 2:0 eindrucksvoll, als er mit der Bank und insbesondere Mitspieler Brandon Borrello feierte. Im Interview nach dem Spiel sagte er dazu: „Brandon hat die ersten Spiele immer gespielt und es sehr gut gemacht. Heute habe ich den Vorzug bekommen, das war ein kleiner Dank an ihn.“
Streich als Mahner
Christian Streich ist nicht dafür bekannt, in ausufernden Optimismus zu verfallen. Die Tabelle wird er kaum über dem Bett hängen haben und auf Pressekonferenzen versteht er es, Siege zu relativieren und sachlich zu analysieren. So sagte er auf der anschließenden Pressekonferenz nach dem Hoffenheim-Spiel, auf die Frage, ob der Sieg eine Momentaufnahme oder ein Fingerzeig sei: „Der Fingerzeig ist, wenn wir mal fünf oder sechs Spiele nicht gewinnen. Das kommt meistens auch bei uns. Dann wird sich zeigen, wie es mit einem großen Kader ist und wie wir uns mit den Spielern, die nicht gespielt haben oder im Kader waren, verhalten. Heute ist es einfach, schwierig wird es in vier, acht oder zwölf Wochen.“
Spielplan- und Matchglück
Demut ist eine Tugend, nirgends wird das besser gelebt als beim Sportclub. Und Demut ist auch geboten, wenn man sich den Spielplan vor Augen führt. Bisher spielte der SC gegen Teams auf Augenhöhe. Die großen Brocken warten noch. Und so souverän der Sieg gegen Hoffenheim auch war, gegen dezimierte Mainzer erzielten die Freiburger alle drei Tore in den letzten zehn Minuten. In Paderborn hätte es eine Niederlage geben können, wenn der Aufsteiger eine normale Chancenverwertung an den Tag gelegt hätte. Die Niederlage gegen Köln zeigte, dass es für den SC schnell wieder ins untere Tabellendrittel gehen kann.
Und das wissen sie im Breisgau. Der Klassenerhalt ist das erklärte Ziel, eine Korrektur ist ausgeschlossen. Zu fatal wäre es, das neue Stadion mit einer Zweitliga-Saison einzuweihen. Aber wie heißt es so schön: Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Insofern werden die Anhänger lächelnd den badischen Spätsommer genießen, wenn sie mit einem Zäpfle an der Dreisam entlang spazieren. In Freiburg wissen sie, dass auch wieder andere Zeiten kommen.