Der SC Hessen Dreieich ist souveräner Tabellenführer der Hessenliga. Trotzdem will der Klub nicht aufsteigen – aus Verantwortung gegenüber der Basis.
Und das Engagement hat sich bislang ausgezahlt. Nachdem der SC Hessen zur Saison 2013/14 den Startplatz seines Mitglieds SKG Sprendlingen in der Verbandsliga Hessen-Süd übernahm, folgte ein Jahr später der Aufstieg in die Oberliga. Seit Januar 2016 ist Ex-Profi Rudi Bommer Cheftrainer, die sportliche Leitung obliegt Eintracht-Legende Karl-Heinz „Charly“ Körbel, der mittlerweile auch zum Vize-Präsidenten gewählt wurde.
Ohne die Arbeit an der Basis, die die assoziierten Mitglieder vollbringen, wäre das alles aber nicht möglich. Dessen ist man sich beim SC Hessen ganz offensichtlich bewusst: „Der SC Hessen liefe mit einem Aufstieg schon in diesem Jahr Gefahr, sich dauerhaft von seiner Basis zu entkoppeln“, begründet Präsident Reinhold Gerhardt die Entscheidung gegen einen Lizenzantrag zur Regionalliga.
Deshalb sollen die finanziellen Mittel für die nächste Saison nicht in die Lizenzabteilung der Fußball-Sparte fließen, sondern weiter in die Basis investiert werden: „Gemeinsam mit der Dreieich Sportstätten Betriebs- und Marketing GmbH (DSBM), der zentralen Sponsoring-Partnerin des SC Hessen, haben wir entschieden, in der kommenden Saison einen Betrag von einer Million Euro nicht dem Budget für den Spielbetrieb im bezahlten Fußball zuzuweisen, sondern mit Blick in die Zukunft gezielt für die Verbesserung der Nachwuchs-Infrastruktur in Dreieich einzusetzen“, bekräftigt Eintracht-Ikone Charly Körbel.
„Wir haben eine Verantwortung“
Zusätzlich zu den Lizenzkosten müsste auch die klamme Stadtkasse im Falle eines Aufstiegs investieren. Die Anfahrtswege zum Stadion bedürften einer Erweiterung, auch die Spielstätte selbst hätte Erneuerungen nötig. Das alles stünde gegen die Grundsätze des Projekts Hessen Dreieich, weshalb auch das Trainerteam aus Bommer und seinem ehemaligen Mitspieler und jetzigen Assistenten Ralph Weber die Entscheidung mitträgt.
„Wir haben uns für das Projekt Dreieich entschieden, weil wir einen gemeinsamen Plan haben, den wir konzentriert abarbeiten. Dieser Plan sieht einen Regionalliga-Aufstieg im Jahr 2017 nicht vor“, bestätigt Bommer. In Dreieich kommt die Basis zuerst: „Wir haben eine Verantwortung für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im ganzen Ort, für die wir mit dem Projekt SC Hessen angetreten sind“, sagt Vize-Präsident Norbert Haller.
Ein angenehmer Gegensatz zum Streben nach kurzfristigem Erfolg, das den Lizenzfußball sonst dominiert – und viele Klubs ihrer Existenz-Grundlage beraubt hat. Dafür wird in der Hessenliga ein Aufstiegsplatz frei. Bis der SC Hessen am Nadelöhr Drittliga-Aufstieg ankommt, wird es also noch etwas dauern. Wenn sie in Dreieich aber weiter an ihren Prinzipien festhalten, ist es wirklich nur eine Frage der Zeit.