Schon zweimal traf Deutschland bei Weltmeisterschaften auf eine Nationalelf, die in Vereinstrikots antrat. Aber es gab noch weitere Verstöße gegen den Dresscode.
Doch einige Monate später folgte ein zweites Schreiben. Die FIFA hatte es sich anders überlegt. Nun durften die Franzosen ihre üblichen blauen Trikots tragen, während die Ungarn in eine weiße Kluft ausweichen sollten. Das Problem war nur: Frankreichs Teambetreuer Henri Patrelle überflog diese zweite Nachricht – und vergaß sie dann.
Und so liefen am 10. Juni 1978 nicht nur die Ungarn, sondern auch die Franzosen in weißen Trikots auf den Rasen des Stadions in Mar del Plata, um sich aufzuwärmen. Als das Missgeschick offenbar wurde, rasten FIFA-Offizielle in einem Polizeiauto zum Club Atlético Kimberley, einem einheimischen Zweitligisten. Dort bekamen sie einen Satz von vierzehn grün-weiß gestreiften Hemden (und zwei Torwarttrikots).
Farb- und Zahlenmix
Doch noch immer konnte das Spiel nicht beginnen, denn die Trikots von Kimberley hatten keine Rückennummern. Der Klub war zwar bereit, schnell welche aufzubügeln – aber nur Ziffern von 1 bis 16. Inzwischen war es so spät geworden, dass niemand diskutieren wollte und der Schiedsrichter nur zu gerne ein Auge zudrückte, als die Franzosen in einem seltsamen Zahlenmix aufliefen.
Dominique Rocheteau zum Beispiel hatte vor dem Turner die feste Rückennummer 18 erhalten. Die prangte auch auf seiner Hose – doch auf dem Rücken trug er die 7, als das Spiel mit 40-minütiger Verspätung endlich begann. Es scheint Rocheteau nicht gestört zu haben. Er traf zum 3:1, als Frankreich das erste Team wurde, das in geliehenen Klubtrikots ein WM-Spiel nicht nur bestritt, sondern auch gewann.
Ein Trikot, zwei Ausrüster
Aber es gibt noch andere Gründe für sehr eigenwillige Trikots. So hatte Adidas das Recht erworben, bei der WM 1974 alle Mannschaften auszurüsten. Das führte zu der berühmten Protestaktion des Puma-Mannes Johan Cruyff, der mit nur zwei Streifen auf seinem Trikot auflief. Weniger bekannt ist, dass auch andere Spieler das Adidas-Monopol zumindest aufweichten.
Australien bestritt seine drei WM-Partien, darunter die Spiele gegen West- und Ost-Deutschland, in Hemden und Hosen, auf denen drei Streifen prangten – und gleichzeitig ein kleines Logo des eigentlichen Ausrüsters Umbro.