14:30 Uhr
Hoeneß ist fertig. Tupft sich Schweiß und Tränen von der Oberlippe, schreibt noch einen kurzen Eintrag in das Wendy-Poesie-Album, dass er Jupp Heynckes morgen schenken will. Abgang. Ein heynckesroter-Vorhang fällt. Doch der eigentliche Komödienstadl hat gerade erst begonnen.
14:29 Uhr
Erst als Hoeneß über seinen alten Freund Jupp Heynckes spricht, brechen die Emotionen aus ihm heraus. „Wir sind immer noch Freunde.“ Und: „Nach seiner Entlassung haben wir beide geheult wie die Schlosshunde.“ Der anwesende Reporter der BRAVO schießt drei Fotos pro Sekunde, bastelt an der Fotolovestory des Jahres.
14:27 Uhr
Ansonsten ist das die mit Abstand fadeste Pressekonferenz in der Geschichte des Uli Hoeneß. Jedes Wort wirkt wie auswendig gelernt. Genug Zeit für den Abgesang auf Klinsmann hatte er ja. Die Journalisten indes kriegen ihre Fragen souffliert, und Karl Heinz Rummenigge versucht angestrengt, weniger als einmal in der Minute zu blinzeln. Die ganze Szene erinnert eher an ein Doppelkopfabend im Schützenverein Borsig.
14:25 Uhr
Weiter lustiges Angestellten-Raten mit Kalle Rummenigge. Der Vorstandsvorsitzende erinnert sich dunkel an einen Amerikaner, der eigentlich Kanadier ist oder doch ein Halbmazedonier mit mexikanischen Wurzeln. Dann gab es da noch einen brasilianischen Amerikaner mit einem Deutschen Schäferhund. Was Kalle nicht weiß: In den Niederungen des Leistungszentrums („Ein Mourinho war davon begeistert!“) arbeiten auch Hauselfen und dressierte Wiesel. Illegal.
14:23 Uhr
Trotzdem bleibt die Frage, warum Hoeneß extra zurück in die Vergangenheit gereist ist, um Heynckes wieder aufzutauen. Es würde doch auch niemand auf die Idee kommen, Looney-Toons-Großwildjäger Elmar Fudd zum Chef der Task-Force „Bunny-Jagd“ zu machen.
14:21 Uhr
Rummenigge verrät, dass Heynckes die nächsten vier Wochen ehrenamtlich für den FC Bayern arbeiten will. Bedingungen für seine Rückkehr waren lediglich: Kein Sportstudio-Auftritt mit Christoph Daum und ein rot-weißes Klapprad.
14:18 Uhr
Rummenigge schaut ständig unsicher zur Tür des Presseraums. Hat Angst, dass gleich Lukas Podolski in die Sitzparty kracht: Singend und mit der Absicht, seinen Vertrag nun doch zu verlängern. Gänsehautstimmung.
14:15 Uhr
Hoeneß ist in den letzten fünf Minuten um 20 Jahre gealtert, als er über die Abfindung von Klinsmann spricht, fällt ihm fast das Gebiss aufs Mikro. Kurz vor der Fragerunde der Journalisten reicht ihm Hörwick ein Hörrohr.
14:12 Uhr
Hoeneß hat sich gefangen und übernimmt jetzt den Optimismus-Part von Klinsmann: „Der FC Bayern ist in guter Verfassung.“ Wenn aber Hoeneß exemplarisch für die Verfassung des Vereins steht, ist der FC Bayern eher unterwegs zur zweiten Bypass-OP.
14:11 Uhr
Einblicke in den Trainerfindungsprozess beim FC Bayern. Rummenigge: „Heynckes war am Samstag im Stadion, da haben wir mit ihm gesprochen.“ Da bleibt nur noch eine Frage zu klären: Was wäre gewesen, hätte Boris Becker mit Rummenigge am Bierstand angestanden?
14:10 Uhr
Große Abschiedszeremonie auf dem Podium. Mit dem Emotionsschub einer Schaufensterpuppe verabschiedet Rummenigge Klinsmanns Trainerstab. Muss mehrmals auf einen Zettel in seiner Hand schauen, um die Namen diverser Co-Trainer richtig auszusprechen. Schmidtlein, glaubt Rummenigge, war für die Fitness zuständig. Wie hieß eigentlich dieser Mexikaner, der immer die Buddhas abgestaubt hat?
Blumen gibt es keine.
14:08 Uhr
Wir mussten reagieren, meint Hoeneß, spricht dann über seinen FC Bayern in der dritten Person. Außerkörper-Erfahrungen in München. Hörwick lädt den Defibrilator.
14:05 Uhr
Fassungslosigkeit liegt im Raum. Uli Hoeneß spricht mit der zerriebenen Stimme eines frischen Witwers oder zumindest eines Vaters, der seinen Sohn raussschmeißen musste, weil der sein Erbe verprasst hat.
14:00 Uhr
Auftritt der Bayern: Rummenigge, Hoeneß und Hörwick sehen aus, als hätten sie die ganze Nacht an einem 10.000-Teile-Puzzle der Allianz-Arena gesessen. Völlig übermüdet. Hoeneß hat sich noch einmal kurz mit Eigenschweiß abgerieben und glänzt wie eine Porzellanpuppe vom Homeshopping-Kanal.
13:55 Uhr
Noch fünf Minuten bis zum Neuanfang beim FC Bayern. Jürgen Klinsmanns zehnmonatige Ära des stillstehenden Wandels, der so wunderschön verpackten Reformblasen ist vorbei. Uli Hoeneß hat auf die schleichende Entbajuwarisierung reagiert und Klinsmann zurück nach Kalifornien geschickt. Wie’s ihm jetzt geht, erfahrt ihr im Ticker!
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