Zu jeder Sommerpause gehört die 11FREUNDE-Meisterfeier. Seit 2011 kürt unsere Jury die besten Akteure und Akteurinnen der vergangenen Saison. Und sie musste in diesem Jahr feststellen: Die großen Pokale gewinnen nicht immer die Bayern.
Es scheint von hier aus ein weiter Weg zu sein, gerade einen Spieler von RB Leipzig als den herausragenden dieser Saison zu ehren. Aber aus Respekt vor Christopher Nkunku soll die Kritik an seinem Arbeitgeber hintanstehen. Denn der Franzose entwickelte auf dem Rasen einen Zauber, dem sich niemand entziehen konnte, der Fußball liebt. Der Franzose schoss im Laufe der Bundesligasaison nicht nur zwanzig Tore, sondern bereitete 15 weitere vor. Er tat all das mit einer Eleganz, Geschmeidigkeit und Spielintelligenz, die einfach nur bestaunenswert waren.
David Raum spielte schon in der Vorsaison bei der SpVgg Greuther Fürth überragend und war mitentscheidend für den Bundesligaaufstieg. Danach fuhr er zu Olympia nach Tokio, U21-Europameister ist er auch – und ein Flankengott. Raum hingegen ist kein Flügelstürmer, sondern Linksverteidiger, der also auch noch verteidigen muss. Das tut er ebenfalls bestens. Und so einen liebt das Publikum.
Schon viel länger ein Publikumsliebling ist Christian Streich, der im Januar beim SC Freiburg ein sensationelles Jubiläum feierte: zehn Jahre als Cheftrainer. Zum Zehnjährigen bei den Profis wurde er ordentlich beklatscht. Jupp Heynckes adelte ihn „als Inbegriff des Fußballlehrers“. Der Schauspieler und Schriftsteller Matthias Brandt warf einen Außenblick auf Streichs Arbeit und stellte dabei fest: „Große Regisseure und große Trainer sind solche, die es schaffen, ein Ensemble zusammenzustellen, das den Einzelnen besser macht, als er es ohne die Gruppe wäre.“ Doch wie sagte der Hamburger Neuzeit-Poet Bonze MC noch gleich? Nie ohne mein Team!
Das Freiburger Ensemble besteht aber nicht nur aus dieser eng verschweißten Gruppe von Trainern. Auch Jochen Saier gehört dazu, der erst 44 Jahre alt ist, aber auch schon zwanzig Jahre beim SC Freiburg arbeitet. Er macht die anderen besser, weil er in seiner ruhigen Art und mit leisem Humor den beständigen Gegenpol zu den Aufregungen des Alltagsgeschäfts schafft.
Unter Tränen erklärte Max Eberl nach 22 Jahren bei Borussia Mönchengladbach, er habe um die Auflösung seines Vertrags gebeten, „weil ich einfach erschöpft bin. Weil ich einfach müde bin und keine Kraft mehr habe, meinen Job so auszuüben, wie es dieser Verein benötigt“. Der Druck auf die Verantwortlichen im Profifußball war immer schon groß, aber im Zeitalter der Hetzjagden in den Sozialen Medien, ist er noch einmal gestiegen. Der bewegende Rücktritt von Eberl erinnerte wegen seiner mutigen und dankenswerten Offenheit noch einmal deutlich daran.
Dabei ist Fußball ein Spiel, in dem es stets auch um Leichtigkeit geht, in den Chefetagen wie auf dem Platz. Jule Brand hat diese zuletzt entwickeln können. Sie ist erst 19 Jahre alt, hat aber schon 15 Mal in der deutschen Nationalmannschaft gespielt und wird auch bei der Europameisterschaft in England dabei sein. U17-Europameisterin ist sie schon. „Sie hat noch so viel vor sich“, sagt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.
In der kommenden Saison wird Brand dann beim VfL Wolfsburg zusammen mit Svenja Huth spielen, die dort Kapitänin ist. Durchsetzungsstark, aber auch mit Spielwitz lenkt Huth eine grün-weiße Offensive, bei der stets auch ihre Spielintelligenz gefordert ist. Die 31-Jährige bringt in ihrem Klub wie in der gerade sehr jungen Nationalmannschaft etwas mit, das man nicht trainieren kann: Persönlichkeit – und inzwischen auch viel Erfahrung.
Fast 14 Jahre ist es inzwischen her, seit er sein erstes Bundesligaspiel pfiff. 199 Einsätze sind es mittlerweile geworden, dazu noch etliche mehr in der Champions League oder bei einer U17-Weltmeisterschaft, bei Punktspielen in China oder der Bayernliga. Aytekin hat eine Souveränität erreicht, die ihn zum absoluten Liebling von Spielern und Fans macht. Bei ihm ist ein Spiel in guten Händen – und genau das verbindet ihn mit allen diesjährigen Gewinnern.