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Spä­tes­tens seit Nick Hornby wissen wir, wie man zum Fan eines Fuß­ball­ver­eins wird.

Näm­lich so, wie es der eng­li­sche Autor in Fever Pitch“ beschreibt (dessen deut­scher Unter­titel ja auch Die Geschichte eines Fans“ lautet): An der Hand des Vaters steigen kleine Jungen mit pochenden Herzen die Stufen zur Tri­büne empor, und sobald sie das satte Grün des Rasens erbli­cken, die Rufe und Gesänge der erregten Zuschauer hören und zum ersten Mal die Heimelf in ihren glän­zenden Tri­kots aufs Spiel­feld laufen sehen, ist es um sie geschehen.

Sie werden für den Rest ihres Lebens über­zeugte Anhänger von Arsenal sein. Bezie­hungs­weise von Aachen, Aue oder Augs­burg. Denn natür­lich funk­tio­niert es in allen Län­dern und Ligen so.

Gründ­li­ches Vor­gehen? Zwin­gend geboten

Wenn das stimmt, dann bedeutet es, dass man als Vater eine große Ver­ant­wor­tung hat. Aber natür­lich auch eine im wahrsten Sinne des Wortes ein­ma­lige Gele­gen­heit, die eigenen Nach­kommen früh zu kon­di­tio­nieren. Der erste Sta­di­on­be­such ist wirk­lich prä­gend“, sagt der Nürn­berger Sascha Pol­anec. Ich hoffe, dass ich da auf einem guten Weg bin, denn den hat mein kleiner Sohn Jona­than schon hinter sich. Da war er drei.“ Das war im August 2010, und Jona­t­hans besorgte Mutter drängte darauf, dass der Kleine große blaue Ohren­schützer trug, um den Krach von seinen zarten Trom­mel­fellen abzu­halten. Ansonsten aber domi­nierte das Weinrot des Clubs – und auch sonst wurde nichts dem Zufall über­lassen, schließ­lich ist Sascha von Beruf Lehrer.

Mein bester Kumpel hat seine Tochter an dem Tag auch zum ersten Mal mit­ge­nommen “, sagt er. Des­wegen war dieser Sta­di­on­be­such bis ins kleinste Detail durch­ge­plant. Die beiden Kinder sollten ihn schließ­lich nie ver­gessen.“ Wer jetzt denkt, eine der­ar­tige Holz­ham­mer­me­thode könnte auch ins Gegen­teil aus­schlagen, der unter­schätzt die päd­ago­gisch fun­dierte Aus­bil­dung süd­deut­scher Lehr­kräfte. Das Ganze musste natür­lich unter­schwellig ablaufen“, sagt Sascha über seinen Plan.

Es gab an diesem Tag Tret­boot­fahren am Dut­zen­teich, einen Spiel­platz­be­such, den Kauf einer Fahne und Tram­po­lin­springen. Außerdem Eis, Brat­würstle und aus­nahms­weise Cola. Also das volle Pro­gramm. Und dann erst ging es ins Sta­dion.“ Ein solch gründ­li­ches Vor­gehen ist nicht über­trieben, son­dern zwin­gend geboten.

Kom­plett geschei­tert

Denn 500 Kilo­meter nörd­lich von Franken hatte sich einige Jahre zuvor gezeigt, was pas­sieren kann, wenn ein Sta­di­on­be­such eben nicht bis ins Letzte durch­dacht ist. In einem kleinen Ort im Land­kreis Schaum­burg sorgten sich damals der Vater und der Paten­onkel um die kleine Malena Hinze, weil das Mäd­chen Fuß­ball für lang­weilig hielt. Bevor man sie also an den Verein des Vaters (Bayern Mün­chen) oder den des Onkels (Werder Bremen) her­an­führen konnte, so offenbar die Über­le­gung, musste sie erst einmal für das Spiel selbst begeis­tert werden.

Die zwei wollten mir zeigen, wie toll die Stim­mung in den Sta­dien ist,“ sagt Malena. Also fuhren wir nach Han­nover, weil das nicht so weit weg ist.“ Wenn jemals ein Vor­haben gleich­zeitig voll auf­ging und kom­plett schei­terte, dann dieses: Malena, die damals sieben Jahre alt war, kann sich zwar nicht mehr an das Spiel selbst erin­nern, dafür aber an die Atmo­sphäre, die sie in der Tat – und wie geplant – gefangen nahm.

Ich war völlig fas­zi­niert von den 96-Fans, wie sie ständig gesungen und ihre Mann­schaft ange­feuert haben“, sagt sie. Von da an wollte das Mäd­chen immer wieder ins Sta­dion, aber eben nicht in irgend­eines, son­dern in dieses.