Erneut hat Bayer Leverkusen im entscheidenden Moment versagt. Was ist nur los mit diesem Verein?
Ist es tatsächlich so etwas wie ein Verlierer-Gen, das seit 2002 in der DNA des Klubs steckt? Beeinflussen die historischen Niederlagen auf der Ziellinie das Denken, Wirken und Arbeiten der Verantwortlichen?
Ist es gar das Stadion, das selbst an guten Tagen nicht mehr Energie versprüht als ein mittelmäßig gefülltes Westfalenstadion an einem grauen 0:0‑Nachmittag im Spätherbst? Das Image des Klubs, das immer noch den Eindruck vermittelt, dass Verlieren zwar blöd ist, aber halt mal passieren kann?
Nein, das war überhaupt nicht gut!
Kommen Fußballer eigentlich nach Leverkusen, um Titel zu gewinnen oder lediglich, um sich weiterzuentwickeln, um dann in München, London oder Madrid die ganz großen Siege zu feiern?
So viele Fragen, so gut wie keine Antworten. Es sind nicht greifbare Faktoren, die Leverkusen zu Leverkusen machen. Man kann sie nicht trainieren, nicht mit Geld wegkaufen. Sie stecken irgendwie in diesem Verein, der inzwischen wirkt, als habe er sich längst dem ihm vorbestimmten Schicksal ergeben. In München speien Karl-Heinz Rummenigge, Matthias Sammer oder früher Uli Hoeneß Gift und Galle, wenn die Mannschaft auch nur den Anschein erweckt, den nötigen Killerinstinkt vermissen zu lassen. In Leverkusen sagt Sportdirektor Rudi Völler nach dem 1:1 gegen Barcelona erst „Es ist eine große Enttäuschung“. Und im Satz danach: „Wir haben das vom ersten Moment an sehr gut gemacht.“ Man möchte in diesen Momenten aufstehen und schreien: „Nein, das habt ihr überhaupt nicht! Ihr seid verdammt noch mal ausgeschieden!“ Wenn sich nicht längst eine Lethargie oder gar Egal-Haltung gegenüber dem Verein eingestellt hätte.
„Es wird mein ganzes Leben in meinem Gedächtnis bleiben“ – so Leverkusen
Trainer Roger Schmidt, der Verantwortliche dieser nächsten verpassten Großchance in der Vereinsvita von Bayer Leverkusen, wurde nach dem Spiel von „Sky“-Nachfrager Jan Henkel mit eben dieser „Typisch Leverkusen“-Situation konfrontiert. Auch Henkel wollte Antworten auf die vielen Fragen. Aber Schmidt wusste doch auch nicht, was das wirkliche Problem seines Arbeitgebers ist. Also gab er erst ein paar branchenübliche Phrasen von sich („Manchmal hält der Torwart gut, manchmal fehlt ein bisschen Glück, vielleicht auch Reife und Coolness. Wir sind auch eine sehr junge Mannschaft“), dann wurde er wütend, weil es Henkel gewagt hatte, diese Erklärung nicht kommentarlos abzunicken. Schmidt pampte und verabschiedete sich mit einem sehr interessanten Satz: „Es wird mein ganzes Leben in meinem Gedächtnis bleiben, dass wir es heute nicht geschafft haben.“
Das war übrigens sarkastisch gemeint.