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Pierre-Michel Lasogga wird heute 30 Jahre alt. Fuß­ball spielt er inzwi­schen beim al-Khor SC in Katar. Das Inter­view ent­stand 2015, als wir Lasogga für ein aus­führ­li­ches Gespräch trafen. Die Geschichte erschien erst­mals in der 11FREUNDE #170. Das Heft ist hier bei uns im Shop erhält­lich.

Pierre-Michel Lasogga, wann ging das bei Ihnen los mit dem Fuß­ball?
Mit meiner Geburt! Wenn du im Ruhr­ge­biet auf­wächst, wird dir der Fuß­ball in die Wiege gelegt. Seit ich mich erin­nern kann, bin ich immer dem Ball hin­terher gejagt.

Wer war Ihr Idol?
Als kleiner Junge war ich Schalke-Fan und fand Jörg Böhme klasse. Ein­fach wegen seiner Ein­stel­lung, immer alles für den Verein zu geben. Klar, er ist dabei auch mal über die Stränge geschlagen, aber nie aus bösem Willen. Ein typi­scher Ruhr­pott-Fuß­baller, obwohl er ja gar nicht von dort stammt.

Böhme war Mit­tel­feld­spieler.
Ich ja auch, bis zur B‑Jugend. Erst mein Trainer in Wat­ten­scheid kam auf die Idee, mich nach vorn zu stellen. Meine Stür­mer­kar­riere fing also relativ spät an. Aber gerade noch recht­zeitig.

Ihre heu­tige Spiel­weise könnte man als bri­tisch bezeichnen.
Die sehr kör­per­liche Art, wie dort Fuß­ball gespielt wird, hat mich immer schon inspi­riert. Damals in meiner Hei­mat­stadt Glad­beck haben wir auf der Wiese oder auf der Straße gespielt und waren natür­lich nicht nach Alters­gruppen getrennt. Da musste ich mich als Zehn­jäh­riger schon mal gegen einen Sech­zehn­jäh­rigen durch­setzen. Das hat mir immer Spaß gemacht, geheult habe ich jeden­falls nie.

Wann wurde Ihnen zum ersten Mal gesagt, dass Sie es als Fuß­baller weit bringen könnten?
Das muss in der A‑Jugend in Lever­kusen gewesen sein, viel­leicht hat Jupp Heyn­ckes, der damals die erste Mann­schaft trai­nierte, was gesteckt. Aber vorher hieß es oft, dass ich es nicht packen würde. Ich habe trotzdem nicht auf­ge­geben.

War Ihre Mutter damals auch schon prä­sent?
Ja, klar. Immer!

Wer war ehr­gei­ziger: Sie oder Ihre Mutter?
Schon ich. Sie war eben nicht, was viele viel­leicht denken, die typi­sche Soccer Mum. Sie hat mich unter­stützt, natür­lich, aber der Wille, Profi zu werden, ging von mir aus. Hätte ich keine Lust gehabt, hätte sie mich nie gedrängt.

Hatten Sie einen Plan B?
Ehr­lich gesagt, nein. Ich wollte immer nur Fuß­baller werden, hatte immer die Ein­stel­lung: No risk, no fun. Ich konnte nicht am Schreib­tisch sitzen und Haus­auf­gaben machen, wenn ich das Gefühl hatte, dass heute viel­leicht ein Scout vor­bei­kommt – der mich aber nicht ent­deckt, weil ich nicht da bin. Ich habe mein Abitur gemacht, und das reichte dann auch. Der Rest war Fuß­ball.

Manche schaffen sogar beides: Profi zu werden und trotzdem eine Aus­bil­dung zu machen.
Das sind Aus­nah­me­ta­lente. Ich bin volles Risiko gegangen. Und wie man sieht, hat es sich ja auch aus­ge­zahlt.

Vielen jungen Män­nern kann es gar nicht schnell genug gehen, dass sie sich von ihrer Mutter abna­beln. Wie war das bei Ihnen?
Ich bin mit 15 ins Internat nach Wolfs­burg gegangen und musste da allein klar­kommen. Ich hänge also nicht am Rock­zipfel.

Aber die Ver­bin­dung zu Ihrer Mutter ist nach wie vor sehr eng. Sie fun­giert sogar als Ihre Bera­terin.
Ich finde, in einer Familie sollte man immer für ein­ander da sein. Und so leben wir das auch. Ich finde das nicht außer­ge­wöhn­lich.

Wurden Ihnen von Ihren Kol­legen mal Sprüche gedrückt, Mut­ter­söhn­chen“ oder der­glei­chen?
Bis­lang noch nicht. Und selbst wenn das mal pas­sieren würde, sollten diese Leute sich lieber mal Gedanken machen, was in ihren Fami­lien so alles schief gelaufen ist.

Ist diese enge Ver­bin­dung etwas Typi­sches im Ruhr­ge­biet?
Wo ich her­komme, bleibt ein Familie ein Leben lang zusammen. Die Liebe wird nicht nur gespielt, son­dern gelebt. Sie kommt von Herzen, das ist extrem. Mutter, Onkel, Geschwister: Nichts und nie­mand wird sich je zwi­schen uns drängen.

Seit einigen Jahren befragen Sport­psy­cho­logen Fuß­ball­profis nach ihrer Moti­va­tion. Dabei zeigt sich, dass manche für den Ruhm spielen, manche fürs Geld, manche für den Erfolg bei den Frauen. Sie sagten einmal: Ich kämpfe dafür, dass meine Mutter stolz auf mich ist.“
Das ist immer noch so. Wenn ich richtig Gas gebe, freut sie sich – und das freut mich.

Es gibt ein Foto, auf dem Sie mit nacktem Ober­körper neben Ihrer Mutter posieren. Würden Sie das heute noch mal so machen lassen?
Warum denn nicht? Da war doch nichts Schlimmes dran. Ich erkenne da keinen Unter­schied zu einem Foto, das irgendein anderer von sich und seiner Mutter zum Bei­spiel im Strand­ur­laub machen lässt und dann bei Face­book postet. Ehr­lich gesagt: Ich muss über die Leute lachen, die sich dar­über Gedanken machen.

Wir leben im Zeit­alter der Skan­da­li­sie­rung.
Daran bin gewöhnt. In einer Woche schieße ich zwei Tore, und alle sagen: Boah, ist der gut!“ In der nächsten ver­gebe ich eine Hun­dert­pro­zen­tige, schon sagen alle: Was für ne Fla­sche!“ Damit muss ich leben, und damit kann ich auch leben. Zum Glück.

Sie haben noch ein wei­teres Mal öffent­lich demons­triert, wie eng die Ver­bin­dung zu Ihrer Mutter ist: Als sie sich in einem Spiel für den HSV ver­letzten und aus­ge­wech­selt werden mussten, setzten sie sich nicht auf die Bank, son­dern zu ihr auf die Tri­büne.
Weil es das Nor­malste der Welt war! Ich kam aus der Dusche, und auf der Bank war kein Platz mehr. Sollte ich da irgendwen weg­schi­cken, für Auf­re­gung sorgen? Nein. Da habe ich mich halt zu meiner Mutter gesetzt. Ohne Hin­ter­ge­danken. Aber auch da gab es natür­lich wieder Leute, die ganz genau hin­ge­sehen haben. Die haben ein­fach zu viel Phan­tasie, muss ich mal sagen.

Sie sehen keinen Grund, Fotos wie das erwähnte nicht mehr machen zu lassen oder sich in Zukunft doch auf die Bank statt zu Ihrer Mutter zu setzen?
Nein, dazu bin ich wirk­lich ein zu spon­taner Typ. Und ich finde mich eigent­lich ganz okay so. (Lacht.)

Sie sind in Ihrer Jugend oft umge­zogen, warum?
Ganz ein­fach: Wenn es bei einem Verein par­tout nicht wei­ter­ging, habe ich nicht auf­ge­geben, son­dern es woan­ders ver­sucht. Ich wollte nun mal unbe­dingt Profi werden. Ein Bei­spiel: In der A‑Jugend beim VfL Wolfs­burg war ich gut, aber nicht gut genug für die erste Mann­schaft, weil Felix Magath einige hoch­ka­rä­tige Stürmer in seinem Kader hatte, für die viel Geld geflossen war. Da war relativ schnell klar: Hier komm ich nicht weiter. Also bin ich nach Lever­kusen wei­ter­ge­zogen.

Hatten Sie Heimweh in dieser unru­higen Zeit?
Schon manchmal, aber es über­wogen die Vor­teile: Ich habe viele Leute ken­nen­ge­lernt, bin ziem­lich schnell selb­ständig geworden. In Lever­kusen hatte ich meine erste eigene Woh­nung. Das über­sehen die Leute, die denken, ich sei ein Mut­ter­söhn­chen: Ich wusste schon mit 15, wie man ein Steak zube­reitet.

Wo ist Ihre Heimat?
Ich bin und bleibe ein Kind des Ruhr­ge­biets. Da fühle ich mich geborgen.

Und Berlin, wo Sie Ihre Pro­fi­kar­riere begannen?
Berlin ist für mich eine Stadt der Frei­heit. Da guckt dich nie­mand schief an, wenn du mit grünen Turn­schuhen vor die Tür gehst. Viel­mehr sagen die Leute: Inter­es­sant, das könnte ein neuer Trend werden!“ Dieses Lebens­ge­fühl habe ich aus Berlin mit­ge­nommen.

Was ist mit Ham­burg?
Ich mag die Stadt und die Leute. Wenn ich mal Heimweh habe, hole ich mir das Ruhr­ge­biet hierher, indem ich meine ganze Familie ein­lade: Freunde, Geschwister und natür­lich auch meine Mutter.

Wann begann Ihre Mutter, Sie sys­te­ma­tisch zu beraten?
Das ging vor etwa drei Jahren los.

Woher kann sie das?
Stu­diert hat sie das nicht, wenn Sie das meinen. Sie war Haus­frau und Mutter. Aber sie kennt viele Leute im Fuß­ball­ge­schäft und weiß, wie die Dinge laufen. Sie hat einen guten Instinkt für die rich­tigen Ent­schei­dungen und ein­fach eine viel grö­ßere Lebens­er­fah­rung als ich.

Bun­des­li­ga­profi war sie aber ver­mut­lich nicht.
Das stimmt. Was den Fuß­ball an sich anbe­langt, lass ich mir nicht viel von ihr sagen. Ich bin sowieso kein Typ, der sich gern anhört, dass er schlecht gespielt hat. Das weiß ich selber, da muss ich mir nicht noch zusätz­li­chen Druck machen lassen. Bei allen anderen Themen höre ich meiner Mutter aber ganz genau zu.

Wer auf Mutti hört, macht keine Fehler“, sagten Sie mal.
Ich habe jeden­falls keine Angst, von meiner Bera­terin übers Ohr gehauen zu werden! (Lacht.) Ich habe maxi­males Ver­trauen, dass sie das Beste für mich her­aus­holt. Viel­leicht ist sie die ein­zige Mutter in diesem Geschäft, aber andere Spieler wie etwa Ilkay Gün­dogan werden von ihren Vätern beraten. Inso­fern ist das also gar nicht so unüb­lich, wie es scheint.

Bezahlen Sie sie für Ihre Bera­ter­tä­tig­keit?
Nein, das gehört sich nicht, einen Ver­trag mit seiner Mutter zu machen.

Aber sie muss ja von irgend­etwas leben.
Das Geld, das ich ver­diene, teile ich mit der ganzen Familie.

Neu­lich stand in der Bild“, Sie seien ein Held, aber noch kein Idol.
Ein Held? Das stand da, wirk­lich? Jetzt bin ich platt.

Immerhin haben Sie den HSV min­des­tens einmal vor dem Abstieg gerettet. Was aber fehlt Ihnen noch zu Idol?
Wahr­schein­lich ein paar Jahre Lebens­er­fah­rung. Ich bin ja kein Uwe Seeler oder Horst Hru­besch und kann mich auch nicht mit irgend­einem Plan in diese Rich­tung ent­wi­ckeln. Ich kann nur hart für die Sym­pa­thien der Fans arbeiten. Alles andere ist Schicksal.

Sie spielen, wie schon ange­spro­chen, sehr kör­per­be­tont. Fühlen Sie sich mit­unter auf den Spie­ler­typen des bul­ligen Mit­tel­stür­mers redu­ziert, der ein biss­chen aus der Mode gekommen ist?
Es stimmt schon, dass ich ein Straf­raum­stürmer bin, ich will meine Tore vorne in der Box machen. Das kann ich am besten. Aber wenn man sich die Spiele mal genau anschaut, sieht man, dass ich mir die Bälle auch aus dem Mit­tel­feld hole und sie ver­teile. Wer das nicht tun will und lieber bei seiner vor­ge­fer­tigten Mei­nung bleibt, dem kann ich nicht helfen. Es soll ja sogar Leute geben, die sagen, Cris­tiano Ronaldo sei ein schlechter Fuß­baller. Die Haupt­sache ist doch, dass ich weiß, was ich kann. Und der Trainer natür­lich.

Ist es Ihnen wichtig, dass die Leute Sie als Men­schen richtig ein­schätzen?
Ich erlebe es oft, dass ich Fans im Super­markt treffe, die hin­terher sagen: Du bist ja viel netter als im Fern­sehen!“ Nicht immer kann man diese Nähe heut­zu­tage noch her­stellen, aber sie ist mir wichtig, damit man sich auch mal aus­tau­schen kann.

Warum sind Sie denn im Fern­sehen nicht nett?
Wer ist schon nett, wenn er gerade vom Platz kommt und 1:2 ver­loren hat? Ich bin ehr­geizig, ich will gewinnen, und diese Ein­stel­lung braucht ein Profi doch auch.

Aber steht Ihr unbe­dingter Sie­ges­wille Ihnen nicht manchmal im Weg?
Klar, manchmal will ich mit dem Kopf durch die Wand. Aber ich habe dazu gelernt und arbeite weiter an mir.

Im Focus“ stand neu­lich, Sie seien ein Sturm-Prolet“. Ist das ein Kom­pli­ment oder eine Belei­di­gung?
Was ist in Ihren Augen ein Prolet?

Unter anderem trägt er sein Herz auf der Zunge.
Dann ist es – in der heu­tigen Zeit – ein Kom­pli­ment. Viele reden druck­reif, sagen aber nichts, weil sie sehr kon­trol­liert sind. Ich rede lieber drauf los. Ich bin nun mal, wie ich bin. Ein Kind des Ruhr­potts halt!

Was machen Sie in Ihrer Frei­zeit?
Abschalten. Jetzt im Herbst liege ich gern zu Hause auf der Couch und gucke Serien. Wal­king Dead“ zum Bei­spiel. Ich gucke gerade die sechste Staffel. Dabei bin ich gar kein Zombie-Fan.

Offenbar lassen Sie sich auch gern täto­wieren. Unter anderem tragen Sie das Kon­terfei Ihrer Mutter auf dem Unterarm. Warum?
Weil ich stolz auf sie bin.

Eigent­lich sind Mütter stolz auf Ihre Söhne.
Das ist sie auch. Aber bei mir ist eben auch anders­herum. Sie hat immer zu mir gehalten, stand hinter mir, auch in schwie­rigen Zeiten, etwa als ich 2012 einen Kreuz­band­riss erlitten habe. Da hat sie mich nach Donaus­tauf zu Klaus Eder gefahren, dem Spe­zia­listen für solche Fälle, und mich nach drei Wochen wieder abge­holt. Sie macht und tut alles für mich. Das Tattoo soll meine Dank­bar­keit zum Aus­druck bringen. Und noch was: Dadurch ist sie mir immer nah. Auch wenn sie eines Tages nicht mehr da sein wird.

Der bis­he­rige Höhe­punkt Ihrer Kar­riere war das Tor beim 1:1 im zweiten Rele­ga­ti­ons­spiel gegen Fürth im Mai 2014. Wie haben Sie dieses Spiel erlebt?
Wir haben damals acht Spiele nicht gewonnen. Auch das Hin­spiel gegen Fürth zu Hause endete nur 0:0. Das war grau­samer Fuß­ball, ganz schlimm. Und dann fährst du auf der letzten Felge nach Fürth und weißt, dass der HSV erst­mals absteigen kann. Die Anspan­nung im Mann­schafts­hotel war enorm, das hat man in jedem Raum gespürt. Ich habe das jetzt schon zwei Mal erlebt. Das reicht für den Rest meiner Kar­riere.

Erzählen Sie von Ihrem Tor.
In der 14. Minute kam die Ecke, ich ging mit dem Kopf hin, und der Ball war drin. Der 40-Kilo-Ruck­sack auf meinen Schul­tern fiel plötz­lich ab. Die Freude war ein­fach gren­zenlos.

So gren­zenlos, dass Sie nach dem Abpfiff vor der Für­ther Ersatz­bank fei­erten.
Mein Gott, das gehört doch zum Fuß­ball dazu! Ich hatte ja auch Belei­di­gungen vom Gegner hin­nehmen müssen, die wollen Sie gar nicht kennen. Außerdem hier mal ne Sense von hinten und da mal n Pfer­de­kuss. Dass ich da mal über­re­agiert habe, ist doch irgendwie nach­voll­ziehbar, oder? Hin­terher haben wir uns kurz aus­ge­spro­chen, Shake­hands – und fertig. Ich würde es immer wieder so machen.

Werden Sie oft belei­digt?
Das gehört doch dazu. Letzte Woche gegen Darm­stadt haben Aytac Sulu und ich ein­ander 90 Minuten lang nichts geschenkt. Hin­terher haben wir uns umarmt und gesagt: War geil!“ Man darf nicht nach­tra­gend sein im Fuß­ball.

Offenbar läuft es jetzt besser beim HSV als in den letzten beiden Spiel­zeiten. Warum?
Also, zwei Mal Rele­ga­tion reicht wirk­lich, das konnte ja nur besser werden! Unter Bruno Lab­badia hat sich vieles zum Posi­tiven ent­wi­ckelt, weil er in der Vor­be­rei­tung Zeit hatte, uns richtig gut ein­zu­stellen. Es ist zwar noch nicht alles Gold, was glänzt, aber es ist ein­fach ein gutes Gefühl, für uns auch für die Fans, dass wir eigent­lich jeden schlagen können, wenn wir gut drauf sind, mit Aus­nahme der Bayern viel­leicht. Und wenn wir tat­säch­lich gewinnen, dann fahren wir im Bus nach Hause und lachen end­lich mal wieder, statt fünf Stunden im Dun­keln zu sitzen und zu grü­beln. 

Ist die Stim­mung in der Truppe besser als in den Jahren zuvor?
Klar, man ist immer besser gelaunt, wenn man erfolg­reich ist. Aber die Stim­mung war auch damals nie so schlecht, wie oft behauptet wurde. Wir kamen alle gut mit­ein­ander klar, es gab keine Stink­stiefel. Aber diese gute Stim­mung haben wir nicht auf den Platz über­tragen.

Ist es gut für die Stim­mung, dass Rafael van der Vaart den HSV ver­lassen hat?
Da gibt es keinen Zusam­men­hang. Rafa war ja auch kein Stink­stiefel.

Aber viel­leicht ein Stör­faktor durch seine Akti­vi­täten auf dem Bou­le­vard.
Das hat die Mann­schaft nie inter­es­siert. Für mich per­sön­lich war es eine große Ehre, mit ihm spielen zu dürfen. Er hat mir viel bei­gebracht, die rich­tigen Lauf­wege zum Bei­spiel. Ich finde es schade, dass er weg ist.

Bruno Lab­badia war früher selbst mal Stürmer. Ein Vor­teil für Sie?
Klar. Er weiß, wie es ist, wenn man auf Bälle wartet, for­dert die Außen­spieler öfter mal auf, mich zu ver­sorgen. Auch ins­ge­samt hat er end­lich wieder eine klare Struktur in den Laden gebracht. Ich bin froh, dass wir ihn haben.

Warum hat sein Vor­gänger Joe Zinn­bauer keine klare Struktur in den Laden gebracht?
Wir sind gut gestartet, dann haben wir leider irgendwie den Faden ver­loren. Aber Joe war nicht ver­kehrt.

Welche Ziele haben Sie mit dem HSV?
Die Meis­ter­schaft dürfte an den FC Bayern gehen. Wir wollen uns in der oberen Tabel­len­hälfte eta­blieren – und nach einer sehr schwie­rigen Zeit, in der der Verein Schaden erlitten hat, den Fans end­lich wieder Freude bereiten.

Welche Ziele haben Sie für Ihre Kar­riere?
Tore schießen, Vor­lagen geben, der Mann­schaft helfen. Das war’s schon.

Auch in der Natio­nal­mann­schaft?
Natür­lich! Seit ich klein bin, träume ich davon. Ich kann mich nur auf­drängen, ein­laden muss mich aber natür­lich der Bun­des­trainer.

Joa­chim Löw ist nicht als Fan des klas­si­schen Mit­tel­stür­mers bekannt.
Die Dis­kus­sion über die fal­sche Neun wird schon lange geführt. Aber es schadet nie, eine echte Neun im Kader zu haben – und sie bringen zu können, wenn es drauf ankommt. So viele Typen von meiner Art gibt es in Deutsch­land nicht mehr. Des­wegen können wir froh sein, dass…

… es Sie gibt?
So dras­tisch wollte ich es jetzt nicht sagen. Bin ja bescheiden. (Lacht.)

Haben Sie einen Kar­rie­re­plan?
Nein, ich genieße den Augen­blick. Ich bin jeden Tag froh, dass ich Fuß­ball spielen kann.

Was sagt Ihre Bera­terin dazu?
Die ist glück­lich, wenn ich glück­lich bin. Um das abschlie­ßend noch mal zu sagen: Es ist bei uns zu Hause gar nicht so schlimm, wie immer geschrieben wird. (Lacht.)