Türkgücü München zieht sich aus der 3. Liga zurück. Brisant ist die Situation allerdings nicht nur für den früheren Investorenklub. Denn im schlimmsten Fall entscheidet die Pleite über Auf- und Abstieg in der 3. Liga.
Heute sehen sich die Bosse anderer Drittligisten bestätigt. „Türkgücü hat seine Hausaufgaben nicht gemacht“, sagte etwa Ralf Minge, Sportdirektor beim Halleschen FC, am Samstag bei „Magenta Sport“. Dass Türkgücü die Hausaufgaben im seit Ende Januar laufenden Insolvenzverfahren vernachlässigen könnte, musste allerdings befürchtet werden. Immerhin hatten sich die Münchner stets durch ein äußerst unkonventionelles, wenn nicht vogelwildes Wirtschaften ausgezeichnet.
Und so richtete sich Minges Kritik nach dem Auswärtsspiel beim 1. FC Saarbrücken auch an den DFB. „Offenbar sind sie nicht so streng kontrolliert worden“, sagte der frühere Dresdner und meinte das Lizenzierungsverfahren bei Türkgücü vor der Saison. Noch deutlicher hatte sich zuvor schon Saarbrückens Vereinssprecher Peter Müller geäußert: „Wir setzen sehr darauf, dass der DFB Verantwortung übernimmt und moderiert.“ Es sei nicht weniger als die „verdammte Pflicht“ des Dachverbandes, für ein reguläres Saisonende zu sorgen.
Gerade in den Aussagen Müllers schwingt die Dramatik der Situation mit. Denn die Konkurrenz sorgt sich freilich nicht um das Wohlergehen Türkgücüs. Es geht um eigene Interessen. Der Crash des Vereins bedeutet die Annullierung aller Spiele mit Beteiligung Türkgücüs. Der Tabellendritte aus Saarbrücken hat plötzlich sechs Zähler weniger auf dem Konto, andere Klubs hingegen profitieren. Einer davon: Saarbrückens Aufstiegskonkurrent 1860 München, der aus den Partien gegen den Lokalrivalen nur einen Punkt geholt hat.
All das klingt nach schlechter Comedy, ist aber die wiederkehrende Realität in der 3. Liga. Erst in der letzten Spielzeit war es zu einem ähnlichen Fall gekommen. Der KFC Uerdingen verlor erst seinen Investor, meldete dann die Pleite. Immerhin konnte die Saison regulär beendet werden.
Betroffen von der Pleite ist natürlich nicht nur die Ligakonkurrenz, sondern in erster Linie Türkgücüs Angestellte. Sie stehen vor einer ungewissen Zukunft. Umso erstaunlicher, was die Spieler zuletzt auf den Rasen gebracht haben. Von den vergangenen drei Spielen gewann Türkgücü zwei – darunter ein 2:1 beim unangefochtenen Tabellenführer aus Magdeburg. Am Wochenende setzte es dann wieder eine Pleite: 0:1 in Wiesbaden. Im Nachgang sollte dieses Spiel also ein leiser Abgesang sein.
„Eine weitere Aufrechterhaltung des Spielbetriebs wäre nur durch Bereitstellung neuen Kapitals von dritter Seite möglich gewesen“, sagte Geschäftsführer Max Kothny, nachdem der eingesetzte Insolvenzverwalter Max Liebig dem Verein am Donnerstag den entscheidenden Besuch abgestattet hatte. „Trotz intensiver Bemühungen in den vergangenen Wochen konnte leider kein neuer Investor gefunden werden.“ Türkgücü has fallen.