Diese Woche hat Bruno Labbadia seinen Abschied zum Saisonende verkündet. In Wolfsburg ist man darüber gespaltener Meinung und kann über die Hintergründe nur spekulieren. Obwohl: Einen Verdacht hat man doch.
Auch unter den Fans des VfL Wolfsburg war die Überraschung dann nicht mehr besonders groß. VfL-Ikone und Sportdirektor Marcel Schäfer sei den Fragen zur Zukunft des Trainers bereits in der Winterpause auffällig deutlich ausgewichen, heißt es aus Fankreisen.
Nicht zuletzt weil über die tatsächlichen Beweggründe also kaum mehr als spekuliert werden kann, ist der anstehende Abschied Labbadias in Wolfsburg vergleichsweise unaufgeregt zur Kenntnis genommen worden. Man ist nach den vergangenen Chaos-Jahren mit zwei Fast-Abstiegen und etlichen Trainerwechseln – Labbadia ist der fünfte Coach in den vergangenen zweieinhalb Jahren – ein wenig leidenschaftslos geworden.
Team Labbadia
Im Wesentlichen spaltet sich die Anhängerschaft aber in zwei Positionen. Auf der einen Seite stehen die Befürworter Labbadias, die ihm die Hauptverantwortung für den aktuellen sportlichen Erfolg seiner Mannschaft antragen. Nach der letztjährigen Rettung in der Relegation hat sich der VfL Wolfsburg in dieser Serie zwischenzeitlich bis auf Platz 5 gehievt. Mit aktuell 39 Punkten sind bereits nach 25 Spieltagen sechs mehr als in der Vorsaison gesammelt. Das ursprüngliche Saisonziel Klassenerhalt ist auch rechnerisch so gut wie eingetütet, sodass mittlerweile eifrig in Richtung Europa geschielt wird.
Zudem gefällt vielen die ruhige, geerdete und dennoch weltmännische Art Labbadias, mit der er sich in Wolfsburg, der kleinen Stadt mit dem großen Anspruch, gut einfügte. Schmadtke dagegen gilt ihnen als unkalkulierbares Risiko. Fakt ist: Der Manager eckt immer wieder an. Schon bei sämtlichen vorherigen Stationen geriet er irgendwann mit Funktionären und Trainern aneinander. In Hannover soll Schmadtke mit Trainer Slomka irgendwann fast gar nicht mehr gesprochen haben.
Reisende soll man nicht aufhalten
Von der anderen Seite heißt es, Labbadia habe seinen Auftrag erfüllt, nun sei es eben an der Zeit, weiterzuziehen. Der Abstieg 2018 wurde verhindert und der Mannschaft eine neue Stabilität gegeben. Wirkich nachhaltig sei diese allerdings nicht. Guten Spielen folgten vermeidbare Punktverluste. Zuletzt gab es gegen den FC Bayern gar die höchste Niederlage der Bundesliga-Geschichte.
Dazu soll Labbadia in der Winterpause neue Spieler gewollt, aber nicht bekommen haben. In seinem nun vorzeitig verkündeten Abschied sehen manche deshalb ein eingeschnapptes und wenig professionelles Verhalten. Schmadtke rechnen sie dagegen an, die nötige Ruhe in den Verein zu bringen.
Hoffenheim, Schalke oder Madrid
Auch über ein mögliches neues Engagement Labbadias wird spekuliert. Er werde den in der kommenden Saison vakanten Trainerposten in Hoffenheim übernehmen, war zu lesen. Auch mit dem FC Schalke wurde er in Verbindung gebracht. Auf Twitter unkte jemand über den Trainerwechsel bei Real Madrid: „Bitter natürlich für Bruno, dass Zidane so knapp vorher zugegriffen hat“. Labbadia erklärte unterdessen, er habe keinerlei Beschäftigung in Aussicht.
So bleibt dem VfL Wolfsburg nur, die Saison geordnet zu Ende zu bringen und sich frühzeitig auf die Suche nach einem Nachfolger Labbadias zu machen. Man darf gespannt sein, wie die Mannschaft auf die Meldung reagieren wird. Denn dass Labbadia nicht über die Saison hinaus in Wolfsburg bleiben wird, ist zwar sicher. Ob er aber in jedem Fall die laufende Runde zu Ende bestreiten wird, ist noch nicht ausgemacht.