Ein Weltmeister tritt ab, ein Spiel wird abgesagt, weil das Trikot nicht passt und ein angeheiterter Junggeselle erzielt ein Traumtor. Ein ganz normales Wochenende bei den „Helden der Unterklasse.“
Eine Absage in Größe XL
Ein Kreisligakicker hat an einem Spieltag viele Kämpfe zu bestreiten. Man muss den Kater besiegen und rechtzeitig zum Treffpunkt erscheinen, man muss seine Sporttasche mit allen Utensilien packen, sonst zahlt man in die Mannschaftskasse, und man muss immer genug Geld für eine mögliche Strafkiste dabei haben. Ein Kampf wird dabei leider oft übersehen: die Trikotvergabe. Vor dem Spiel wühlen sich die Mannschaftskollegen durch die Trikottasche. Dabei sind einige Nummern natürlich fest vergeben: Manni hat die 5, weil er die schon immer hatte und jeder Spieler mit dem Namen Christian Richter nimmt natürlich die 7 wegen #CR7. Die restlichen Spieler entscheiden sich anhand der vorhandenen Größen. Leider hatte Yalcin Osman vom SC Weiler-Volkhoven am Kabinen-Wühltisch vor dem Duell gegen DJK Südwest den Kürzeren bzw. das Kleinere gezogen. Zwar durfte er mit der 10 auflaufen, stellte aber noch vor Anpfiff fest, dass ihm das Trikot einfach nicht passt. Also zog er die 8 an. Das sagte allerdings niemand dem Schiedsrichter, also brach dieser die Partie ab und verließ die Anlage. Das Kreissportgericht Köln zeigt nun aber Verständnis für die Trikotmisere und setzte das Spiel neu an.
„Mehr mit Kopf gelaufen.“
Es ist passiert. Lothar Matthäus hat sein wirklich letztes Spiel absolviert und das für seinen Heimatverein, den 1. FC Herzogenaurach. Vor gut 2500 Zuschauern gewann sein Team mit 3:0 und wurde souverän Bezirksliga-Meister. Matthäus ließ sich in der 50. Minute, beim Stand von 0:0, auswechseln. Natürlich lieferte er nach dem Spiel einen echten Loddar-Spruch. Angesprochen auf seine Laufleistung sagte der 57-Jährige gegenüber fussball.de: „Ich bin mit Kopf mehr gelaufen.“ So schnell verinnerlicht auch ein Weltmeister die Tugenden der Unterklasse.
Der Fahr Stuhl Club Delhoven
Der FC SF Delhoven ist eine echte Fahrstuhlmannschaft. Seit 2013 wechselten die Delhovener immer wieder zwischen Kreisliga und Bezirksliga hin- und her. Aktuell spielen sie in der Kreisliga, haben den Aufstieg allerdings schon wieder klargemacht. Anlässlich dieses Erfolgs ließen sich der Verein sogar schon Aufstiegsshirts drucken, mit allen Stationen der letzten sechs Jahre. Dazu benannte man sich selbstironisch in Fahr Stuhl Club Delhoven um und druckte auf die Shirts sogar schon die Saison 2019/2020. Dort stehen nun drei Fragezeichen. Die Aufstiegsfeier in diesem Jahr wird jedenfalls wieder zünftig. „Wir haben einfach Spaß am Feiern. Wenn wir aufsteigen, feiern wir und wenn wir absteigen, feiern wir“, sagte Betreuer „Didi“ Schmitt gegenüber Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs. Sogar den passenden Fangesang haben die Delhovener: „Bezirksliga, wir sind wieder da. Nur für ein Jahr, nur für ein Jahr…“
Traumtor trotz Restalkohol
Leistungen der Amateurfußballer muss man immer unter den Vorraussetzungen betrachten. Der eine kämpft noch mit dem Discobesuch am Vorabend, dem anderen passen die Schuhe nicht richtig. So relativieren sich Stockfehler und misslungene Flanken schnell. Johannes Huber vom BC Aresing gelang am Wochenende ein 40-Meter Traumtor in den Winkel. Das allein ist schon eine super Leistung, doch Aresings Pressesprecher hob nach dem Spiel Hubers Leistung nochmal auf ein ganz anderes Level. Gegenüber dem Donaukurier sagte er: „Am Freitag hatte er noch seinen Junggesellenabschied gefeiert und jetzt so ein Ding von ihm.“ Bleibt eine Frage: Wer hat in der Kreisliga bitte einen Pressesprecher?