Phil Neville hat in der Vergangenheit sexistisch getwittert, Erfahrung als Trainer hat er auch keine. Trotzdem ist er jetzt Coach der Frauen-Nationalelf Englands. Was soll das?
Das größte Fragezeichen – und das mutet für seine zukünftigen Spielerinnen tatsächlich einigermaßen tragisch an – betrifft dabei wohl seine sportlich-fachliche Qualifikation. Eine gesteigerte Auseinandersetzung mit Frauenfußball nimmt man Neville schließlich kaum ab, der doch Frauen offenbar lieber in der Küche als auf dem Platz sieht.
Ein Frauenteam hat er bisher niemals trainiert. Auch Nevilles Trainer-Erfahrungen im Männerbereich sind vergleichsweise spärlich für jemanden, der nun eine Nationalauswahl leiten soll. Zumal die Vermutung nahe liegt, dass das Frauen-Team eher zur Durchgangsstation für den 40-Jährigen werden soll.
Kritik von allen Seiten
Dem englischen Boulevard zufolge basiert Nevilles Ernennung auf einem Zufall. Ein Journalist habe seinen Namen gegenüber der FA ins Spiel gebracht – als Witz auf einer Weihnachtsfeier. Die FA hat den Bock trotzdem zum Gärtner gemacht. Selbst wenn diese Geschichte nicht stimmen sollte, ist es doch bezeichnend für den noch immer allzu belächelnden Umgang mit Frauenfußball, wenn ein Trainerneuling, der sich im Gegensatz zu anderen Kandidaten nicht einmal auf den Posten beworben hat, plötzlich als neuer Nationalcoach präsentiert wird.
Dementsprechend fallen die Reaktionen in England aus. Die 91-fache Nationalspielerin Katie Chapman sagte der „BBC“: „Sicherlich gibt es Trainer mit viel mehr Erfahrung im Frauenfußball.“ Vicky Huyton, Gründerin des „Female Coaching Network“, kritisierte gegenüber dem „Guardian“, dass Neville „komplett unqualifiziert“ sei. Seine Ernennung sei „eine Beleidigung für alle Trainer, die eher geeignet für das Amt sind“.
Dass die FA Neville dennoch als idealen Kandidaten für den Trainerjob aus dem Hut zauberte, macht geradezu betroffen. Im Wissen um seine sexistischen Tweets übrigens, wie der „Guardian“ berichtet. Immerhin folgte ein breiter medialer Aufschrei. Vielleicht führt dieser ja wenigstens zu, dass Neville mit besonderem Engagement an seine neue Aufgabe geht. Es wäre den englischen Nationalkickerinnen zu wünschen.