Nach der Augsburg-Niederlage des FC Bayern ist Drittligist SV Darmstadt 98 als einzige deutsche Profimannschaft 2014 noch ungeschlagen. Trainer Dirk Schuster will sich nicht mit dem Rekordmeister vergleichen, wagt aber einen Blick nach München.
Dirk Schuster, erinnern Sie sich noch an die letzte Niederlage Ihrer Mannschaft?
Sehr genau sogar. Das war in der Hinrunde gegen Rot-Weiß Erfurt. Wir sind super aufgetreten und haben das Spiel bis zur 85. Minute offen gestaltet. Dann fingen wir ein direktes Freistoßtor, einen Konter und einen Elfmeter. So schnell kann es gehen. Im Großen und Ganzen ein sehr unglücklicher Abend.
Danach lief es umso besser. Darmstadt steht in der 3. Liga auf Platz drei und ist der einzige Klub im deutschen Profifußball, der 2014 noch ungeschlagen ist. Selbst der FC Bayern musste gegen den FC Augsburg seine erste Niederlage einstecken.
Das klingt natürlich super, aber wir vergleichen uns nicht mit den Bayern. Wir versuchen einfach unsere Serie von Spiel zu Spiel auszubauen.
Ihre Kollege Pep Guardiola wurde dafür kritisiert, dass er nach dem Titelgewinn Stars geschont und stattdessen Jugend- und Reservespieler eingesetzt hat. Sind Sie als Trainer auf seiner Seite?
Falsch war es definitiv nicht. Die Mannschaft ist noch in drei Wettbewerben dabei. Zudem werden die Spieler regelmäßig für ihre Nationalteams abgestellt. Dass er den Stammkräften Pausen gönnt, ist aus Trainersicht mehr als verständlich.
Heute Abend müssen die Bayern wegen einer Sperre auf Bastian Schweinsteiger verzichten. Wie beurteilen Sie die Situation, die im Hinspiel zum Platzverweis führte?
Es war eine Schwalbe mit Körperkontakt. Das ist natürlich am Rande der Legalität. Zwischen Spielern wie Wayne Rooney und Bastian Schweinsteiger ist das Leistungsgefälle aber so gering, dass auch solche Mittel genutzt werden.
Sie machen Wayne Rooney also keinen Vorwurf?
Es ist absolut nachvollziehbar, dass die Spieler alles versuchen, um mit ihrem Verein erfolgreich zu sein. Dass sich der benachteiligte Spieler und sein Trainer darüber schwarzärgern, ist aber ebenso verständlich.
Dafür, dass Sie während Ihrer aktiven Laufbahn der Leidtragende der legendären Andi-Möller-Schwalbe waren, sind Sie sehr verständnisvoll.
Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Zwischen mir und Andreas waren damals zwei bis drei Meter Sicherheitsabstand. (Lacht.)
Sie haben als Trainer einen ganz eigenen Blick auf Kollegen. Worin liegt die entscheidende Entwicklung des FC Bayern unter Pep Guardiola?
Das Spiel ist noch mehr darauf ausgerichtet, den Gegner über Ballbesitz zu ersticken. Die Mannschaft spielt dabei sehr geduldig und wartet auf den entscheidenden Pass oder die entscheidende Flanke.
Versuchen Sie manche Dinge auf das Spiel Ihrer eigenen Mannschaft zu übertragen?
Ich hole mir Impulse. Gerade das Spiel der Bayern ist aber schwer auf die 3. Liga zu übertragen, weil uns sowohl fußballerisch als auch bei den Platzbedingungen die Voraussetzungen fehlen. Jürgen Klopps Philosophie bei Borussia Dortmund eignet sich schon eher. Er hat das Gegenpressing in Deutschland und international perfektioniert. Wir versuchen im Kleinen bestimmte Laufwege und Situationen auf unser Spiel zu übertragen.
In einem früheren Interview wurden Sie darum gebeten, den Satz „Dirk Schuster verfolgt den Traum, irgendwann Cheftrainer des Karlsruher SC zu werden“ zu kommentieren. Unsere These lautet: „Dirk Schuster trainiert irgendwann den FC Bayern München.“ Welche drei Kommentare fallen Ihnen dazu ein?
Sehr fern. Nicht unmöglich. Wäre ein Traum.