Über ihn spricht die Bundesliga: Andrej Kramaric ist in der Form seines Lebens. Nun sollen sogar die Bayern angeklopft haben. Dabei stellt sich eine große Frage: Warum erst jetzt?
Geht es um Andrej Kramaric, dann geht es um Tore. Um sehr, sehr viele Tore sogar. Ein paar Zahlen: In der Jugend von Dinamo Zagreb hat der Kroate mehr als 450 Treffer erzielt, bis heute ist das selbstverständlich Vereinsrekord. Einmal, als er als junger Mann für die erste Mannschaft von HNK Rijeka auflief, schnürte er in der zweiten Pokalrunde einen, Obacht, Achterpack. Gegner war immerhin ein Drittligist. Seit Juni ist er der einzige Spieler jemals, der vier Tore gegen Borussia Dortmund in Dortmund geschossen hat, eins davon per No-Look-Elfmeter. Andrej Kramaric hat mit Ausnahme von Eintracht Frankfurt gegen jede Bundesliga-Mannschaft – wenn er denn mindestens einmal gegen sie auf dem Platz stand – auch mindestens einmal getroffen. Er ist Rekordtorschütze der TSG Hoffenheim, was bei einem Teenie-Bundesligisten wie Hoffenheim zugegebenermaßen nicht für die ganz weit geöffneten Münder sorgen dürfte, aber 77 Tore und 30 Vorlagen in 153 Pflichtspielen lesen sich dann doch recht beeindruckend.
Er hat im WM-Halbfinale 2018 für Kroatien getroffen, er hat in sechs Champions-League-Partien fünfmal getroffen, er trifft regelmäßig gegen starke Mannschaften wie die Bayern oder Leipzig oder den BVB. Und aktuell ist er ohnehin in der Form seines Lebens, im ultimativen Flow, wenn er mit seinem starken rechten Fuß abzieht, ist der Ball auch drin. Allein in seinen letzten vier Einsätzen für den Verein kommt er auf ein kleines Volksfest, beziehungsweise: auf elf Buden.
Wie gesagt, viele Tore.
„Warten wir einfach ab. Ich lasse mich auch überraschen“
Geht es um Andrej Kramaric, dann geht es aufgrund all dieser Tore aktuell auch um den FC Bayern. Denn angeblich würde der Rekordmeister den kroatischen Stürmer gerne noch in dieser Transferperiode verpflichten, eine Ablöse von mindestens 40 Millionen Euro steht im Raum. Wenn der Transfer an etwas scheitert, dann an dieser Summe. Dass die Bayern Kramaric gerne hätten, dürfte dagegen einigermaßen klar sein. „Ich kenne ihn sehr gut, er ist einer der besten Spieler in der Bundesliga“, sagte Trainer Hansi Flick am Mittwochabend nach dem Supercup. Und: „Warten wir einfach ab. Ich lasse mich auch überraschen.“ Kein Interesse klingt anders.
Kramaric selber soll ebenfalls durchaus Bock haben auf einen möglichen neuen Job in München, auch wenn er in den vergangenen Jahren immer wieder betonte, wie wohl er sich bei Hoffenheim fühle. Aber was sind Bekenntnisse dieser Art schon wert, wenn die Bayern ernst machen? Eben. Zumal es ohnehin überrascht, dass ein Mann seiner Klasse nicht längst für einen Topverein spielt. Zumal eigentlich alle immer zu den Bayern gehen, wenn die Bayern rufen. Zumal ein Transfer, selbst wenn Kramaric nur als Backup für den zukünftigen Weltfußballer Robert Lewandowski zu den Bayern wechseln würde, für beide Seiten Sinn ergäbe. Weil Lewandowski nicht jünger wird, der Pole ist mittlerweile 32 Jahre alt, und selbst wenn er auch weiterhin von schweren Verletzungen verschont bliebe, wird sein (zugegeben: beeindruckender) Körper kaum weiterhin mehr als 50 Spiele pro Saison verkraften.
Außerdem ist es ja so: Andrej Kramaric kann durchaus auch gemeinsam mit einem oder sogar zwei anderen Stürmern auf dem Platz stehen. In Hoffenheim hat das zum Beispiel mit Ishak Belfodil und Joelinton eine ganze Saison lang hervorragend funktioniert. Aktuell harmoniert er immer besser mit Munas Dabbur. Weil Kramaric mitspielt, sich Bälle abholt, diese auch verteilen und dann aus der Tiefe in die Spitze stoßen kann. Auch wenn es aufgrund der Robbery-Jahre und des nahtlosen Übergangs zu Gnabry und Coman bzw. Sané derzeit unvorstellbar scheint, dass die Bayern ihr System umstellen – mit einem wie Kramaric gäbe es zumindest die ernsthafte Option.
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