Marcus Thuram hat den Borussia-Park im Sturm erobert. Der Franzose über sein erstes Jahr in Deutschland, sein Leben als Weltmeister-Sohn und Tore von Igor de Camargo.
Mit 15 Jahren sind Sie zum ersten Mal alleine umgezogen, ins von Paris fast 500 Kilometer entfernte Sochaux. Haben Sie diesen Neustart auch so locker weggesteckt?
Ehrlich gesagt schon. Ich hatte es mir ja ausgesucht und wusste, warum ich es tat. Seit ich klein war, wollte ich Fußballer werden. Und in der Nachwuchsakademie von Sochaux kam ich diesem Traum näher. Ich war da für den Fußball, für das Spiel, das ich liebe. Mir ging es also gut.
Über Sochaux und Guigamp sind Sie bei Borussia Mönchenglabdach gelandet. Stimmt die Geschichte, dass Sie den Verein vor allem vom Zocken an der Konsole kannten?
Ja, das stimmt. Obwohl ich schon damals wusste, dass Gladbach ein Verein mit großer Geschichte ist. Ich hatte mich nur noch nicht im Detail mit dieser Geschichte auseinander gesetzt.
Das dürften Sie mittlerweile ja nachgeholt haben.
Zumindest ein bisschen.
Dann lassen Sie uns ein kleines Spiel spielen. Wir nennen Ihnen ein paar Gladbacher Namen, und Sie sagen uns, was Ihnen zu diesen in den Sinn kommt.
Alles klar.
Günther Netzer?
Nummer Zehn. Lange Haare. Ist zu Real Madrid gewechselt. Ein Weltklassespieler.
Berti Voigts?
Verteidiger!
„Lars Stindl ist der Grund, warum ich ab und zu deutschen Rap höre“
Juan Arango?
Hm, Moment, ich glaube, dass ich ihn kenne. Hat er nicht ein ganz wichtiges Tor geschossen, um den Verein vor dem Abstieg zu retten?
Das war Igor de Camargo.
Ach ja, stimmt, Igor de Camargo. Dann habe ich die beiden verwechselt. Wer ist Juan Arango?
Arango war ein Spieler, der Dinge gerne mit dem Außenrist regelte. Gladbach-Fans würden sagen: ein Genie. Ein bisschen wie Raffael.
Klingt gut. Zu Raffael selber kann ich auch wieder etwas beisteuern. Er ist hier im Verein eine lebende Legende. Ich würde sogar sagen: Mein Idol!
Und Lars Stindl?
Er ist unser Kapitän und der Grund, warum ich ab und zu deutschen Rap höre.
Ach so?
Lars hört diesen einen Rapper, Bushido. Aber ich verstehe ehrlich gesagt noch nicht allzu viel von dem, was da erzählt wird.
Also können Sie selber auch noch nicht viel sprechen? Deutsch wäre neben italienisch, englisch und spanisch ja immerhin schon Ihre vierte Fremdsprache…
Noch sind es nur ein paar Fetzen. „Ja klar, Bruder“, „Tief!“, eines meiner Lieblingsworte auf dem Platz, und natürlich „Eckfahne!“. (Lacht.)
Ihr Eckfahnen-Jubel nach gewonnenen Spielen hat Sie gleich in Ihrer ersten Saison zum Liebling der Fans gemacht. Waren Sie überrascht, wie schnell die Menschen Sie ins Herz geschlossen haben?
Ein bisschen überrascht war ich schon, umso glücklicher bin ich darüber, eine so spezielle Verbindung zu den Fans haben. Andererseits hatte ich, was Gladbach anging, von Anfang an ein gutes Gefühl. Als im vergangenen Frühling die ersten Gerüchte in der Presse auftauchten, dass ich zu Gladbach wechseln könnte, ist mein Instagram-Account schier explodiert. Ich habe zig Nachrichten erhalten, grüne Herzen, Kommentare unter meinen Fotos. Obwohl ich noch nicht mal zum Verein gehörte. Da habe ich mir gedacht: Gladbach und ich? Das könnte passen.