Normal: Als Mensch, der sein Leben dem Fußball verschrieben hat, möchte man nicht bei einem Reitunfall umkommen. Doch wie sähe der ideale Tod aus? Lesen Sie hier die dramatische Story von einer Autofahrt mit einem Altstar und einem defekten Gurt.
Letztens war via „Facebook“ ein Hilferuf von der A1 zu vernehmen. Absender war Arnd Zeigler, Stadionsprecher des SV Werder. Er befand sich auf der Rückbank eines Kleinbusses auf dem Weg von Bremen nach Hamburg. Ziel der Reise war der „Tag der Legenden“, ein Stelldichein der Altinternationalen, die noch einmal zeigen wollten, dass sie es noch könnten, wenn sie es denn noch könnten.
Gemeint ist damit der Tag der lebenden Legenden – das muss man dazu sagen, nicht nur wegen des eingeschränkten Aktionsradius der Ex-Profis, nein, auch Zeigler selbst blickte dem Tod bereits ins Auge: Sein Anschnallgurt war defekt. „Wenn es eine Vollbremsung gibt“, klagte er bei Tempo 140, „werde ich an Julio César zerschellen.“ Der frühere Libero des BVB und des SVW saß nämlich mit ihm im Bus – und ist mit seiner grizzlyhaften Konstitution als Airbag nun wirklich ungeeignet.
Duldungsstarre bei Schallgeschwindigkeit
Doch wie sollte man Zeigler aus seiner verzweifelten Lage befreien? Ich dachte an die Höllentrips, die ich bei Mitfahrgelegenheiten erlebt habe. Hannover-Berlin in 90 Minuten, die mir allerdings vorkamen wie ein ganzes Scheißleben, eingeklemmt zwischen angstschwitzenden Unbekannten. Aber habe ich den irren Fahrer denn ermahnt, bitteschön vom Gas zu gehen? Bin ich an der Raststätte ausgestiegen? Nein. Duldungsstarre. Wie bei Zeigler. Und der wäre im Falle eines Unfalls ja immerhin an einem Champions-League-Sieger zerschellt und nicht, wie ich, am schnöden Armaturenbrett eines Mittelklassewagens.
Doch seltsam: Unfähig, ihm zu helfen, begann ich ihn um seine Aussicht, etwa auf Höhe des Buchholzer Dreiecks einen derart exklusiven Tod zu sterben, zu beneiden. Und ich begann, darüber nachzudenken, was ich mir gern Letales zustoßen lassen würde. Ja, von US-Keeperin Hope Solo aus dem Leben gefaustet zu werden wie ein Flankenball aus dem Strafraum, das erschien mir plötzlich äußerst angenehm. Und hinterher tröstet mich Bastian Schweinsteiger auch noch über das Ausscheiden aus dem Großen Turnier hinweg wie einen traurigen Brasilianer nach dem 1:7. Wenn, dann so.
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