Die Premier League ist zurück und eigentlich ist alles wie immer: Arsenal verliert und David Luiz zieht mit Slapstick-Einlagen den Spott der Leute auf sich. Warum die Kritik am Brasilianer zwar berechtigt ist, aber dennoch zu kurz greift.
Von der WM 2014 sind zahlreiche Bilder geblieben. Zuallererst natürlich das Siegtor von Mario Götze im Finale gegen Argentinien. Aber auch tapfer kämpfende Costa-Ricaner, die sich bis ins Viertelfinale spielten und dort erst im Elfmeterschießen die Segel streichen mussten. Auch die Beiß-Attacke von Luis Suarez gegen den italienischen Abwehrhünen Giorgio Chiellini fehlt in keinem WM-Rückblick.
Die mitleiderregendsten Szenen spielten sich jedoch während und vor allem nach dem 1:7‑Debakel des Gastgebers Brasilien im Halbfinale gegen Deutschland ab. Nach dem Abpfiff waren die Spieler nur noch ein Häufchen Elend. Und niemand symbolisierte dieses Elend besser als David Luiz, der stellvertretend für eine ganze Nation direkt in die Fernsehkameras weinte. Jeder Zuschauer merkte: Hier steht jemand, dem diese Niederlage richtig an die Substanz geht.
Knapp sechs Jahre später stand David Luiz am vergangenen Mittwoch wieder vor den TV-Kameras und versuchte, eine bittere Niederlage zu erklären. Was dieses Mal deutlich einfacher war, denn Luis gab offen und ehrlich zu, der Hauptgrund für die 0:3‑Niederlage seines Clubs Arsenal London bei Manchester City zu sein. Erst in der 24. Minute eingewechselt, servierte er City noch vor der Halbzeit mit einer laschen Abwehraktion die Führung auf dem Silbertablett. Einen auf Verdacht in Richtung Strafraum geschlagenen Ball verlängerte Luiz ohne Not mit seinem Knie genau in den Lauf von Raheem Sterling, der per Vollspann vollendete. Kurz nach der Pause wurde der Innenverteidiger dann wegen einer Notbremse schon wieder zum Duschen geschickt, da er Riyad Mahrez nur durch Festhalten stoppen konnte. Zusätzlich dazu gab es Elfmeter, wodurch eine weitere Arsenal-Niederlage gegen ein Spitzenteam besiegelt war.
Nun ergießen sich über David Luiz in England mal wieder Hohn und Spott. Das Internet ist voll von Memes und Statistiken, die Luiz’ angebliche Unfähigkeit beweisen sollen. Von Mitleid keine Spur. Das ist hart und kommt dennoch nicht aus dem Nichts. Der Verteidiger, dessen Frisur an Tingeltangel-Bob, einen Bösewicht aus der Zeichentrickserie „Die Simpsons“, erinnert, spielt seit seinem Wechsel zum FC Arsenal oft sehr fehlerhaft. So hat er in dieser Saison schon den Premier-League-Rekord für die meisten verursachten Elfmeter (vier) innerhalb einer Spielzeit eingestellt. Und das in nur 26 Einsätzen. Auch sonst überrascht es nicht, dass ihn die aus der Vergangenheit immer noch erfolgsverwöhnten Arsenal-Fans als Antagonisten des Erfolgs sehen: David Luiz begeht zu viele Fouls in für den Gegner aussichtsreichen Positionen und sein Offensivdrang ist oft so ausgeprägt, dass die defensive Stabilität völlig verloren geht. Unter dem Strich mündet seine ungestüme Spielweise in zu vielen Gegentoren.
Insgesamt scheint es, als hätte sich Luiz von der Heim-WM 2014 nie wirklich erholt. Nachdem er sich beim FC Chelsea zu einem der besten Defensivspieler des Planeten entwickelt hatte, wechselte er im Anschluss an das Turnier in Brasilien nach Paris. Dort traf er auf seinen brasilianischen Innenverteidiger-Kollegen Thiago Silva, den er noch beim Debakel gegen Deutschland als Kapitän ersetzen musste. Doch schon seine Zeit in Paris war vor allem von Inkonstanz und sich häufenden vermeidbaren Fehlern gekennzeichnet. Daher wurde er schon nach zwei Jahren wieder zum FC Chelsea zurück transferiert. Hier wurden seine Leistungen zwar wieder etwas besser, seine alte Klasse erreichte Luiz aber nicht mehr.