Thorben Marx ist härter als Django, Dennis Aogo so erfolgreich wie seit 2899 Tagen nicht mehr, Tim Wiese bekommt schon Lobeshymnen aus Hamburg – unsere 11 des Spieltags!
Tim Wiese
Es kommt dieser Tage nicht häufig vor, dass Tim Wiese Lob erfährt. Beim Nordderby zwischen Werder und dem HSV hörte man dann aber doch etwas Nettes. „Ohne Wiese habt ihr keine Chance!“, johlten die Hamburger und meinten das halb ernst und halb mit Hohn und Spott. Da musste Wiese, der ja inzwischen für die TSG Hoffenheim spielt, schon wieder seine Wunden lecken. Erst die öffentliche Degradierung von Manager Andreas Müller („Wenn Starke hier noch spielen würde, stünde er auch im Tor!“), dann der Fehler beim 1:2 gegen Eintracht Frankfurt: Einen Eckball berechnete Wiese so präzise wie ein angetrunkener Mathematik-Nachhilfeschüler, die Frankfurter bedankten sich mit dem entscheidenden zweiten Tor.
Dennis Aogo
Den 19. Februar 2005 wird sich Hamburgs Außenverteidiger Dennis Aogo sicherlich ganz genau gemerkt haben. Damals trug Aogo noch das Trikot des SC Freiburg und erzielte in der 80. Minute die 2:1‑Führung für die Breisgauer gegen den VfL Bochum. Seitdem ruhte sein Bundesliga-Torkonto so selig wie derzeit die Nichtabstiegsuhr im Hamburger Volkspark. Gestern, sagenhafte 2899 Tage später, nahm sich Aogo im Nordderby gegen Werder erst ein Herz, dann den Oberarm zur Hilfe und erzielte den zweiten Bundesligatreffer seiner Karriere. Glückwunsch!
Sebastien Pocognoli
Am Mittwoch kam der Belgier Sebastien Pocognoli von Standard Lüttich zu Hannover 96 und wurde fortan als stabilisierendes Element für die brüchige Defensive der Leinestädter angepriesen. Den Beweis seiner Fähigkeiten konnte Pocognoli allerdings nur 35 Minuten erbringen, dann trat er Wolfsburgs Fagner mit einem unschönen Tritt kurzzeitig aus dem Leben. Pocognoli sah Rot und hat nun ausreichend Zeit sich erstmal seine Wohnung einzurichten.
Thorben Marx
Hart, härter, Marx – Diese Komparation ist dieser Tage in Gladbach allgegenwärtig. Im Derby gegen Düsseldorf ließ sich der Mittelfeldabräumer nach einem Zusammenstoß mit einer Platzwunde nicht etwa auswechseln, sondern direkt am Spielfeldrand tackern. Sämtliche übertragende Sender zeigten die Szene natürlich in herrlichen Großaufnahmen und in mancher Kneipe sollen begeisterte Zuschauer sogar lauthals mitgezählt haben: Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Klammern trug Marx bis zum Spielende in seiner Stirn.
Cristian Molinaro
Es sei erstaunlich, raunte Sky-Kommentator Wolff Fuss seinem Assistenten Harald Schmidt ins Ohr, wie gelassen und souverän dieser Cristian Molinaro auf der linken Stuttgarter Abwehrseite agiere. Und tatsächlich tat der Italiener genau das in der ersten Halbzeit: Mit der Ruhe eines sibirischen Arbeitspferdes ließ er die Angriffsversuche von Philipp Lahm und Thomas Müller immer wieder abprallen. Dann war Pause und irgendwer muss in diesen 15 Minuten den Stecker bei Molinaro gezogen haben. In der 50. Minute nämlich, Molinaro hatte soeben einen harmlosen Bayern-Pass abgelaufen und in etwa so viel Platz wie ein handelsübliches sibirisches Arbeitspferd, versuchte er den Ball zurück zu seinem Torwart zu spielen. Mit dem Außenrist. Ohne zu gucken. Mario Mandzukic kam vor Sven Ulreich an das Spielgerät und schoss das 1:0.
Stefan Reuter
Der letzte Platzverweis von Stefan Reuter ist schon etwas her: Am 8. April 2000 flog der damalige Dortmunder bei der 1:3‑Niederlage gegen Bayer Leverkusen nach 53 Minuten mit der gelb-roten Karte vom Platz. Knapp 13 Jahre später sieht Reuter, früher gar mal bayrischer Meister im Crosslaufen, nicht mehr aus wie ein Fußballer. Eher wie ein Manager vom FC Augsburg, der er ja nun auch mal ist. Beim 0:0 gegen Schalke 04 maulte Reuter so gekonnt an der Außenlinie mit den Schiedsrichtern herum, dass ihn Oberpfeife Dingert auf die Tribüne verbannte. Reuters Kommentar nach dem Spiel: „Auf die Begründung vom Schiedsrichter bin ich gespannt!“ Wir auch.
Frankfurt-Fans
Ob sich in Frankfurt tatsächlich eine Gegenbewegung entwickelt? Vor dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim hingen jedenfalls, gut sichtbar, Banner mit den Aufschriften „Pyromanen aussortieren“ und „Keine Macht den Chaoten. Ihr nervt!!“ im Waldstadion aus. Eine Reaktion auf die selbst aus Ultra-Kreisen kritisierte Bengalo-Show beim Auswärtsspiel gegen Bayer Leverkusen. Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen hat jedenfalls die Hoffnung, dass es „diese Dinge nicht mehr geben wird“. Die Bengalos, nicht die Banner.
Kuba
Der BVB macht einem langsam wirklich Angst. Just in dem Moment, in dem alle vom Duo Reus und Götze schwärmen, kommt der nächste Überschalldribbler um die Ecke und macht von sich reden. Kuba traf gegen Nürnberg doppelt und machte deutlich, dass der BVB derzeit wohl wirklich das spektakulärste Mittelfeld der Liga hat.
Ilkay Gündogan
Es ist noch gar nicht lange her, da galt Ilkay Gündogan in Dortmund als Fehleinkauf. Doch dann machte er im Pokal-Halbfinale gegen Fürth einen Last-Minute-Treffer, den Jürgen Klopp wohl als persönlichen „Dosenöffner“ bezeichnen würde. Seitdem geht es für „Ily“ im Grunde steil bergauf. Im Spiel gegen Nürnberg setzt Gündogan sich nun ein kleines Denkmal: Mit xavieseken 147 Ballkontakten setzte er eine neue Saisonbestmarke, seine Passgenauigkeit von 93 Prozent ließ nicht nur Trainern den Sabber aus den Mundwinkeln tropfen. Abgerundet wurde sein Marzipanwochenende dann noch mit einem äußerst sympathischen Auftritt im Aktuellen Sportstudio.
Mario Mandzukic
Sagen wir, wie es ist: Mario Mandzukic ist eine ganz schön coole Sau. Den heißen Atem von Sturmkonkurrent Mario Gomez im Nacken spürend, entwickelt Mandzukic sich derzeit zu Bayerns tätowierter Torgarantie. Nachdem er im Spiel gegen Stuttgart bis zur 50. Minute mit gefühlten zehn Ballkontakten auskam, nutzte er die Traumvorlage von Stuttgarts Verteidiger Molinaro eiskalt zum 1:0 und schraubte sein persönliche Bilanz auf 12 Treffer in 17 Spielen hoch. Das 2:0 bereitete er dann auch noch per Sahneflanke vor und durfte in der 88. Minute unter die Dusche. Für ihn kam Gomez. Der Arme.
Marko Arnautovic
Den Preis für den womöglich unnötigsten Platzverweis der laufenden Saison dürfte Bremens Marko Arnautovic nach diesem Spieltag nicht mehr zu nehmen sein. Nach 90 Minuten checkte der nach 56 Minuten eingewechselte Österreicher zunächst so plump seinen Gegenspieler weg, dass er dafür die gelbe Karte sah und machte anschließend seinem Ärger nicht etwa mit einem lauten Schrei oder dem Biss in die Hand Luft, nein, er deutete einen Tritt gegen den Ball an. Wohl wissend, dass sich Schiedsrichter Kinhöfer darüber erschrecken würde. Was der auch tat. Und vor lauter Schreck dem Bremer gleich noch die zweite gelbe Karte zeigte.