Ein kompletter Trainer. Cottbus-Coach Stefan Krämer würdigt seinen Kollegen Mitschüler beim Fußballlehrerkurs. Heute wird Markus Weinzierl bei der 11FREUNDE Meisterfeier geehrt.
Es gibt nichts Schlimmeres als Leute, die behaupten, sie hätten alles vorher gewusst. Und es wäre natürlich Quatsch, allein aus Markus Weinzierls Auftreten beim Fußballlehrerkurs 2010/11 die fast schon explosionsartige Entwicklung seiner Karriere zu prognostizieren. Trotzdem konnte man schon damals sehen, dass er ein richtig guter Trainer ist.
Weder Clown noch Streber
Wenn sich ein solcher Lehrgang zusammenfindet, ist das ein bisschen so, als ob man noch mal in die Schule kommt. Wir waren 24 Leute und natürlich 24 unterschiedliche Charaktere. Da waren Jungs, die von Anfang an die Gruppe gezogen haben, und Jungs, die immer aufmerksam zuhörten. Um es in der Schulsprache zu sagen: Klassensprecher, Streber, Clown, es war alles dabei. Markus war anfangs eher ein stillerer Vertreter, aber immer, wenn es um Fußball ging, hat er was zu sagen gehabt und alle haben ihm zugehört. Er war keiner, der sich gleich in die erste Reihe gedrängt hat, aber einer, dessen Wort stets Gewicht hatte. Keiner, der so tat, als hätte er den Fußball erfunden, aber ein absoluter Fachmann mit einer klaren Vorstellung vom Spiel.
Klare Ansprache
Ich kann mich noch an seine erste Trainingsform auf dem Platz erinnern, eine relativ anspruchsvolle Passfolge über mehrere Stationen, bei der zwei Bälle liefen. Da musste man bei der Erklärung schon ziemlich genau hinhören, um das ans Laufen zu kriegen. Zunächst hat es nicht so gut funktioniert, und Markus hat dann recht schnell klar und deutlich gesagt, wie es nicht geht und wie er es haben will. Er ist also auch jemand, der gegenüber der Gruppe eine deutliche Ansprache findet, wenn er merkt, dass es nicht läuft. Ich glaube, dass ihn das als Trainer ganz gut charakterisiert.
Damals war er beim Drittligisten Jahn Regensburg als Cheftrainer beschäftigt, einer Mannschaft, bei der er mit beschränkten Möglichkeiten unheimlich viel erreicht hat. Er ist dann ja auch aufgestiegen, und zwar mit einer klaren Grundstruktur auf dem Platz: einem Mittelfeld-Pressing, bei dem jeder Spieler genau wusste, was er zu tun hatte, um bei Balleroberung ganz schnell umzuschalten und fast überfallartig nach vorne zu stürmen. Das war seine erfolgreiche Grundidee, und wenngleich er sie seitdem verfeinert und weiterentwickelt hat, ist sie heute noch in Augsburg zu sehen. Der Bundesligist FC Augsburg ist ja auch durchaus mit dem Drittligisten Jahn Regensburg zu vergleichen. Beides sind Teams, die von der individuellen Qualität und den finanziellen Möglichkeiten einen kleinen Nachteil im Wettbewerb haben, sich aber nicht zuletzt durch Markus Weinzierls Sachverstand und seine integrative Art sehr gut wehren können. Und zwar, das ist ganz wichtig, nicht nur kurzfristig, sondern über einen längeren Zeitraum.
Ich glaube, dass Markus mit seiner angenehmen, sachlichen Art in der Augsburger Mannschaft sehr gut ankommt. Jeder Trainer muss so von sich überzeugt sein, dass er den Charakter hat, nicht zu schauspielern, denn das funktioniert sowieso nicht. Markus ist ein super Typ, so wie er ist. Veitstänze am Spielfeldrand aufzuführen, nur um den Medien Futter zu geben, das wäre nicht er. Andere Typen sind anders und dürfen sich ebenfalls nicht verstellen. Im Fußball ist es extrem wichtig, das zu machen, von dem man überzeugt ist – unabhängig davon, was andere von einem erwarten.
Die Überflieger-Klasse von 2011
Wenn man es recht überlegt, ist es schon der Hammer, was aus unserer Klasse von 2011 geworden ist, zumal uns Lehrgangsleiter Frank Wormuth damals gesagt hat: „Von euch kommen höchstens zwei oder drei oben an.“ Das sei halt so der Schnitt. Und jetzt das: Roger Schmidt und Sascha Lewandowski in Leverkusen, Tayfun Korkut in Hannover, Markus Gisdol in Hoffenheim, Frank Schmidt in Heidenheim, Thomas Schneider und Michael Wiesinger haben auch schon in der Bundesliga gearbeitet. Insgesamt ist oder war die Hälfte unserer Teilnehmer in den ersten drei Ligen tätig. Da haben wir wohl den Schnitt ein bisschen kaputt gemacht.
Dass nun mit Markus Weinzierl einer aus unserer Gruppe zum „Trainer des Jahres“gewählt wurde, ist großartig, und er hat es absolut verdient. Ein sympathischer Mensch, kompletter Trainer und tiefenentspannter Fußballexperte, selbst unter Stress. Ich kann mich jedenfalls an kein auffälliges Verhalten erinnern, und der Mann saß im Lehrgang schräg vor mir. Wenn da was gewesen wäre, dann wüsste ich das. Und hätte es natürlich sofort beim Lehrer gemeldet.