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Es gibt nichts Schlim­meres als Leute, die behaupten, sie hätten alles vorher gewusst. Und es wäre natür­lich Quatsch, allein aus Markus Wein­zierls Auf­treten beim Fuß­ball­leh­rer­kurs 2010/11 die fast schon explo­si­ons­ar­tige Ent­wick­lung seiner Kar­riere zu pro­gnos­ti­zieren. Trotzdem konnte man schon damals sehen, dass er ein richtig guter Trainer ist.

Weder Clown noch Streber

Wenn sich ein sol­cher Lehr­gang zusam­men­findet, ist das ein biss­chen so, als ob man noch mal in die Schule kommt. Wir waren 24 Leute und natür­lich 24 unter­schied­liche Cha­rak­tere. Da waren Jungs, die von Anfang an die Gruppe gezogen haben, und Jungs, die immer auf­merksam zuhörten. Um es in der Schul­sprache zu sagen: Klas­sen­spre­cher, Streber, Clown, es war alles dabei. Markus war anfangs eher ein stil­lerer Ver­treter, aber immer, wenn es um Fuß­ball ging, hat er was zu sagen gehabt und alle haben ihm zuge­hört. Er war keiner, der sich gleich in die erste Reihe gedrängt hat, aber einer, dessen Wort stets Gewicht hatte. Keiner, der so tat, als hätte er den Fuß­ball erfunden, aber ein abso­luter Fach­mann mit einer klaren Vor­stel­lung vom Spiel.

Klare Ansprache

Ich kann mich noch an seine erste Trai­nings­form auf dem Platz erin­nern, eine relativ anspruchs­volle Pass­folge über meh­rere Sta­tionen, bei der zwei Bälle liefen. Da musste man bei der Erklä­rung schon ziem­lich genau hin­hören, um das ans Laufen zu kriegen. Zunächst hat es nicht so gut funk­tio­niert, und Markus hat dann recht schnell klar und deut­lich gesagt, wie es nicht geht und wie er es haben will. Er ist also auch jemand, der gegen­über der Gruppe eine deut­liche Ansprache findet, wenn er merkt, dass es nicht läuft. Ich glaube, dass ihn das als Trainer ganz gut cha­rak­te­ri­siert.

Damals war er beim Dritt­li­gisten Jahn Regens­burg als Chef­trainer beschäf­tigt, einer Mann­schaft, bei der er mit beschränkten Mög­lich­keiten unheim­lich viel erreicht hat. Er ist dann ja auch auf­ge­stiegen, und zwar mit einer klaren Grund­struktur auf dem Platz: einem Mit­tel­feld-Pres­sing, bei dem jeder Spieler genau wusste, was er zu tun hatte, um bei Bal­ler­obe­rung ganz schnell umzu­schalten und fast über­fall­artig nach vorne zu stürmen. Das war seine erfolg­reiche Grund­idee, und wenn­gleich er sie seitdem ver­fei­nert und wei­ter­ent­wi­ckelt hat, ist sie heute noch in Augs­burg zu sehen. Der Bun­des­li­gist FC Augs­burg ist ja auch durchaus mit dem Dritt­li­gisten Jahn Regens­burg zu ver­glei­chen. Beides sind Teams, die von der indi­vi­du­ellen Qua­lität und den finan­zi­ellen Mög­lich­keiten einen kleinen Nach­teil im Wett­be­werb haben, sich aber nicht zuletzt durch Markus Wein­zierls Sach­ver­stand und seine inte­gra­tive Art sehr gut wehren können. Und zwar, das ist ganz wichtig, nicht nur kurz­fristig, son­dern über einen län­geren Zeit­raum.

Ich glaube, dass Markus mit seiner ange­nehmen, sach­li­chen Art in der Augs­burger Mann­schaft sehr gut ankommt. Jeder Trainer muss so von sich über­zeugt sein, dass er den Cha­rakter hat, nicht zu schau­spie­lern, denn das funk­tio­niert sowieso nicht. Markus ist ein super Typ, so wie er ist. Veits­tänze am Spiel­feld­rand auf­zu­führen, nur um den Medien Futter zu geben, das wäre nicht er. Andere Typen sind anders und dürfen sich eben­falls nicht ver­stellen. Im Fuß­ball ist es extrem wichtig, das zu machen, von dem man über­zeugt ist – unab­hängig davon, was andere von einem erwarten.

Die Über­flieger-Klasse von 2011

Wenn man es recht über­legt, ist es schon der Hammer, was aus unserer Klasse von 2011 geworden ist, zumal uns Lehr­gangs­leiter Frank Wormuth damals gesagt hat: Von euch kommen höchs­tens zwei oder drei oben an.“ Das sei halt so der Schnitt. Und jetzt das: Roger Schmidt und Sascha Lewan­dowski in Lever­kusen, Tayfun Korkut in Han­nover, Markus Gisdol in Hof­fen­heim, Frank Schmidt in Hei­den­heim, Thomas Schneider und Michael Wie­singer haben auch schon in der Bun­des­liga gear­beitet. Ins­ge­samt ist oder war die Hälfte unserer Teil­nehmer in den ersten drei Ligen tätig. Da haben wir wohl den Schnitt ein biss­chen kaputt gemacht.

Dass nun mit Markus Wein­zierl einer aus unserer Gruppe zum Trainer des Jahres“gewählt wurde, ist groß­artig, und er hat es absolut ver­dient. Ein sym­pa­thi­scher Mensch, kom­pletter Trainer und tie­fen­ent­spannter Fuß­ball­ex­perte, selbst unter Stress. Ich kann mich jeden­falls an kein auf­fäl­liges Ver­halten erin­nern, und der Mann saß im Lehr­gang schräg vor mir. Wenn da was gewesen wäre, dann wüsste ich das. Und hätte es natür­lich sofort beim Lehrer gemeldet.