Verbrennt Joachim Löw Joshua Kimmich auf dem Scheiterhaufen? Was war das für ein Tor von Patrik Schick? Und gab es je eine bessere Eröffnungsfeier als die der Copa America? Unser Newsletter „11FREUNDE am Morgen“ hat Antworten.
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Heute geht´s los! Im deutschen Lager stieg in den letzten Tagen deutlich die Nervosität und ging zugleich das große Rätselraten um die Aufstellung los, mit der Jogi Löw heute versuchen wird, die Angriffslust der Franzosen einzudämmen. Allzu große Überraschungen dürften allerdings nicht warten. In der inneren Defensive werden Mats Hummels zentral, Matthias Ginter rechts und Antonio Rüdiger links verteidigen. Neuentdeckung Robin Gosens wird dabei sein und Joshua Kimmich den Rechtsverteidiger geben. Davor werden Toni Kroos und Ilkay Gündogan, sowie Serge Gnabry und Thomas Müller auflaufen. Und auch die letzten Unklarheit ist so gut wie beseitigt: Kai Havertz wird in der Startelf stehen – den formstarken Mann aus Chelsea draußen zu lassen, wird der Bundestrainer sich nicht trauen.
Und weil sich die Überraschungen derart in Grenzen halten, wurde medial schnell eine Positionsverschiebung zur menschlichen Tragödie hochgeschrieben. Vielerorts war zu lesen, Löw habe seine Allzweckwaffe Kimmich „geopfert“. Allerdings vermeldete der Polizeibericht aus Herzogenaurach gestern Abend keinen aufgeschichteten Scheiterhaufen, es ging lediglich um den Wechsel von Kimmich von der angestammten und bevorzugten Sechserposition auf die rechte Defensivseite. Wir wagen die Prognose, dass Kimmich diesen schrecklichen Schicksalsschlag überstehen und heute trotzdem auflaufen wird. Um 21 Uhr ist Anpfiff.
State of the art! Wir haben in unserem Leben schon viele Eröffnungsfeiern gesehen. Skurrile Mittelalterspiele wie vor dem Champions-League-Finale zwischen Dortmund und Bayern, beschwingte Parties wie zu den Olympischen Spielen in London und eher tantige Inszenierungen wie vor der laufenden Euro 2021. So etwas Beeindruckendes wie die Videoinstallation zum Auftakt der Copa América im Olympiastadion in Rio de Janeiro war aber selten zu sehen. Der südamerikanische Fußballverband Conmebol ehrte die Legende Diego Maradona mit einer packenden Zeitreise durch eine einmalige Karriere. Minuten voller Pathos und Rührung, die kurz vergessen ließen, wie umstritten dieses Turnier ist, das in das immer noch von Corona geschüttelte Brasilien verlegt wurde.
Kennen wir das nicht alle? Diesen Moment, wenn uns klar wird, dass der Zug bereits losgefahren ist und wir trotzdem noch zum Bahnsteig hinaufhetzen? Oder wenn wir wenige Tage vor der Urlaubreise versuchen, unseren Reisepass zu verlängern, obwohl freie Termine im Bürgeramt erst wieder im November verfügbar sind? Schottlands Keeper David Marshall hatte im EM-Vorrundenspiel gegen Tschechien so einen Moment: nicht wahrhaben zu wollen, dass es zu spät ist. Stürmer Patrick Schick hatte aus den Augenwinkeln gesehen, dass Marshall sehr weit vor dem Tor stand und einfach mal aus 50 Metern abgezogen. Der Keeper spurtete in Windeseile zurück, sah den Ball aber schon im Kasten einschlagen und warf sich einfach im Mute der Verzweiflung hinterher, hinein ins Netz. War der Ball wirklich hinter der Linie? Da hätten wir doch nochmal gern die Wiederholung gesehen. Das Spiel endete 0:2.
Schlichte Ästhetik. Unsere Reise zu besonderen Fußballplätzen führt uns heute nach Brasilien. Mit südamerikanischem Fußball verbinden wir assoziativ eher die Strände der Copacabana oder staubige Bolzplätze. Eine Klischeefalle, die bisweilen besonders eindrücklich widerlegt wird, wie hier auf dem Bolzplatz des São Luís Sports & Arts Gymnasium in der Metropole São Paulo. Auf dem Dach einer Sporthalle, umgeben von Hochhäusern, käfigartig eingezäunt, ist der Platz der preisgekrönte Beweis, dass Fußballfelder mindestens genauso kühl, reduziert und ästhetisiert daherkommen können wie klassische Gebäude. Der nächtliche Kick unter Beleuchtung wird als echtes Erlebnis beschrieben.
Ehrensache. Nach den kniffligen Rätseln der letzten Tage mal eine kleine Verschnaufpause und ein einfaches Zwischendurchrätsel. Gesucht ist ein Ehrentitel, der mal nach Sachsen, mal nach Westfalen, mal nach Bayern wanderte. Wer die Lösung weiß, schickt sie an philipp@11freunde.de. PS: Gestern suchten wir den charmanten Sportschau-Moderator Manfred Vorderwülbecke, der in den Achtziger Jahren ein gern gesehener Gast in unseren Wohnstuben war.
Am Wochenende war es wieder soweit. Nach langen Monaten des Wartens wurde endlich wieder auf den Fußballplätzen der Republik gekickt. Bei den alten Herren, bei den A‑Ligisten und in der Jugend. Nur in Freundschaft, nur sporadisch, aber immerhin. Und es war bewegend, anzusehen, wie sehr sich jeder freute, wieder auf dem Platz zu stehen, sinnlose Kommandos zu brüllen („Konsequent anlaufen!“) und hinterher nach der Wertsachentüte zu fahnden. Klar, jeder wird demnächst wieder verfluchen, sich sonntags morgens um sieben aus dem Bett zu quälen, um zu einem Auswärtsspiel in irgendeinem ländlichen Vorort zu fahren, wo dir wohlgenährte Bauernlümmel zur Begrüßung gegen die Autotür treten – aber für den Moment war es einfach nur schön.
Ja, heute spielt Deutschland. Aber zuvor wird die Gruppe bereits durch den Kick Ungarn – Portugal eröffnet (18 Uhr). Und abends werden wir natürlich auch mal beim Kick gegen die Franzosen hineinschauen, ohne aber auch den Kracher Tunesien-Mali zu vernachlässigen. Anstoß ist um 21.30 Uhr im Hammadi Agrebi Stadion, das bis Mitte 2020 noch Stadion des 14. Januar hieß und an den Beginn der Revolution 2011 gegen den Autokraten Ben Ali erinnerte. Nun ist es nach einer verstorbenen Klublegende benannt. Wieder was gelernt, liebe Fußballfreunde!
Kommt gut in den Dienstag!