Als sich ein Hollywoodfilm, der SV Babelsberg 03 und 11FREUNDE im Berliner Stadtteil Pankow trafen, um eine Botschaft zu verbreiten: Nazis raus aus den Stadien!
Kommt mit uns auf eine wilde Fahrt durch 20 Jahre Fußballkultur: Am 23. März erschien„DAS GROSSE 11FREUNDE BUCH“ mit den besten Geschichten, den eindrucksvollsten Bildern und skurrilsten Anekdoten aus zwei Jahrzehnten 11FREUNDE. In unserem Jubiläumsband erwarten euch eine opulente Werkschau mit unzähligen unveröffentlichten Fotos, humorvollen Essays, Interviews und Backstages-Stories aus der Redaktion. Besonderes Leckerli für unsere Dauerkarteninhaber: Wenn ihr das Buch bei uns im 11FREUNDE SHOP bestellt, gibt’s ein 11FREUNDE Notizbuch obendrauf. Hier könnt ihr das Buch bestellen.
Außerdem präsentieren wir euch an dieser Stelle in den kommenden Wochen weitere spektakuläre Reportagen, Interviews und Bilderserien. Heute: Unsere gemeinsame Plakataktion mit Babelsberg 03.
Anfang April 2018 ließen wir drei Werbetafeln am Berliner S‑Bahnhof Wollankstraße mit folgenden Botschaften plakatieren: „Rechte Parolen auf den Rängen? Affenlaute aus dem Fanblock? Nazis raus aus den Stadien!“ Wir machten Bilder und teilten eines davon in den Sozialen Netzwerken. Die Resonanz war enorm, über 5000 Mal wurde das Bild alleine auf Facebook geteilt, kommentiert oder gelikt. Aber was war eigentlich der Anlass der Aktion?
Beginnen wir ganz oben. Mit dem ersten Würdenträger des deutschen Fußballs.
Wenn es nach Fritz Keller geht, haben wir im Fußball kein echtes Problem mit Rassismus und Neonazis. „Rassismus gibt es in den Niederlanden und England schon länger als in Deutschland“, sagte der DFB-Präsident bei einem Auftritt im Aktuellen Sportstudio Ende Februar.
Man fragte sich, ob dieser Mann in den vergangenen Jahrzehnten überhaupt mal in einem Fußballstadion war. Ob er schon mal von Souleymane Sané oder Anthony Baffoe gehört hat, die in den achtziger und neunziger Jahren bei jedem Ballkontakt von Affenrufen begleitet wurden. Ob er damals im Volkspark- oder im Westfalenstadion war, wo Springerstiefel tragende Naziskins halbe Blöcke besetzten. Ob er schon mal was von Lens gehört hat oder von „Mexico“. Was er während der EM 2016 gemacht hat, als rechtsextreme Fans in Lille Reichskriegsflaggen ausrollten. Wo er im September 2017 war, als deutsche Fans bei einem Länderspiel in Prag „Sieg Heil“ anstimmten. Oder im Frühjahr 2019, als in Chemnitz hunderte Anhänger im Stadion einem verstorbenen Neonazis gedachten.
Um nur ein paar von zahlreichen, ach unzähligen Vorfällen zu nennen.
Selten passte die alte Kalenderweisheit so gut: „Wenn du mit dem Finger auf andere zeigst, zeigen drei Finger auf dich selbst.“ Denn die Rassisten waren auch in Deutschland immer da, und sie bis heute sind nicht verschwunden. Sie sind nur für die breite Öffentlichkeit weniger gut zu sehen, auch weil sie sich oft im unterklassigen Fußball breit machen.
So wie zum Beispiel am 28. April 2017 beim Regionalligaspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und Energie Cottbus. Die Potsdamer sind bekannt für eine dezidiert linke Fanszene, die taz nannte den Klub mal „St. Pauli des Ostens“. Energie Cottbus hat hingegen seit vielen Jahren Probleme mit Rechtsradikalen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten vor allem in und um Ultragruppen wie „Unbequeme Jugend Cottbus“ und „Inferno Cottbus“ versammelt haben. Als „toxisches Gebilde“ bezeichnet der Verfassungsschutz dieses Netz.
In den ersten 25 Jahren nach der Wende konnten sich die Fangruppen der beiden Vereine aber zumeist aus dem Weg gehen, sie spielten stets in unterschiedlichen Ligen. 2015 kam es im Brandenburgpokal zu einem ersten Aufeinandertreffen in Babelsberg. Es flogen Böller aus der Gästekurve und vermummte Gestalten erklommen die Zäune. Als die Polizei aufmarschierte, unterbrach der Schiedsrichter die Partie.
Unschöne Bilder, aber eher ein Vorgeplänkel gegen das, was am 28. April 2017 passierte.