Der SC Freiburg steht für einen starken Coach, rasantes Spiel und ausgezeichnete Nachwuchsarbeit. Nach dem miesen Saisonstart geht es im Breisgau endlich wieder bergauf. Natürlich dank jungen Wilden. Vielleicht der Wichtigste: Janik Haberer.
Vor jedem Spieltag stellen wir euch einen Bundesligaspieler vor, der nicht immer im Rampenlicht steht und trotzdem eine entscheidende Rolle für seine Mannschaft spielt. Ob wir damit tatsächlich Recht behalten, seht ihr samstags ab 15 Uhr in unserer großen Bundesliga-Konferenz auf www.konferenz.11freunde.de.
Hach, der SC Freiburg. Einer der besten Ausbildungsvereine Europas. Ein Team aus den sprichwörtlichen „jungen Wilden“. Eine Spielphilosophie bestehend aus aggressivem Pressing und flüssigem Kombinationsspiel. Ein gesundes und reflektiertes Selbstbewusstsein. Ein meinungs- und taktikstarker Trainer. Ein großartiger Verein.
Aus diesen Zutaten besteht das Erfolgsrezept des Sport-Clubs. Und der ewige Underdog der Bundesliga fühlt sich in seiner Rolle ausgesprochen wohl. 2011 proklamierte Präsident Fritz Keller: „Wir wollen in den nächsten Jahren zu den 25 besten Vereinen Deutschlands gehören.“ In Freiburg weiß man, was man kann.
Seitdem fiel der SC nie aus den Top 19 des deutschen Profifußballs heraus, stand im Gegenteil eher unter den besten 14. Außer in der Abstiegssaison 2014/2015 und dem Jahr danach in Liga zwei. Maßgeblich verantwortlich dafür: Kult-Trainer Christian Streich auf der einen und die hervorragende Nachwuchsarbeit auf der anderen Seite.
Zum FC Chelsea der Bundesliga
Apropos hervorragende Nachwuchsarbeit. Mit diesem Ruf lockt der SC Jahr für Jahr junge Talente in den Schwarzwald, die bei anderen Vereinen nicht genug Chancen bekommen. Wie Marc-Oliver Kempf von Eintracht Frankfurt, Pascal Stenzel von Borussia Dortmund oder Philip Lienhart von Real Madrid. Oder Janik Haberer, unangefochtener Stammspieler und absoluter Leistungsträger.
Haberer wird 1994 in Wangen im Allgäu geboren, über Stationen beim FC Wangen und dem FC Memmingen kommt er 2011 zur Spielvereinigung Unterhaching. In der 3. Liga überzeugt er als Stürmer, im Winter 2015 verpflichtet ihn die TSG Hoffenheim. Eigentlich auch ein Verein, der auf junge Spieler setzt. Aber lange Zeit auch ein Stück weit der FC Chelsea der Bundesliga ist.
Nach dem Motto „Viel hilft viel“ kauft die TSG aufstrebende Jugendspieler ein, von denen anschließend nur ein Bruchteil tatsächlich eine Chance bekommt. Haberer bekommt sie nicht. Stattdessen muss er zur zweiten Mannschaft in die Regionalliga. Dann kommt eine Leihe nach Bochum. Und mit ihr der langersehnte Durchbruch. In 33 Einsätzen steuert er drei Treffer bei, legt fünf weitere auf.
Nach einem Jahr ist die Leihe vorbei. Zurück zur TSG? Keine Option für Haberer, statt der Rückkehr ins Kraich- wechselt er für rund zwei Millionen ins Breisgau. Die richtige Entscheidung: Seitdem hat er sich unter Christian Streich zum Leistungsträger entwickelt, gewann in diesem Jahr mit der deutschen U21 die Europameisterschaft.
Haberer ist aus Streichs Mannschaft nicht mehr wegzudenken. In allen bisherigen 16 Saisonspielen kam er zum Einsatz, stand immer in der Startelf. Allerdings fast immer auf einer anderen Position: Haberer lief schon als Mittelstürmer, hängende Spitze, Linksaußen, Rechtsaußen, als offensiver und defensiver Mittelfeldspieler auf.
Haberer ist ausgesprochen diszipliniert in Pressing und Gegenpressing, seine Schnelligkeit macht ihn auf den verschiedenen Positionen ebenso wertvoll wie seine Qualitäten im Passspiel, die in den letzten Partien im zentralen Mittelfeld besonders zum Tragen kommen. Auch die Torgefahr kommt langsam zurück, mittlerweile steht er bei jeweils zwei Toren und Vorlagen.
Von seiner Zweikampfstärke konnte sich Streich bereits persönlich überzeugen. Am 11. Spieltag gegen Schalke holte Haberer seinen Coach per eingeflogener Blutgrätsche rabiat von den Beinen. Unabsichtlich natürlich. Seinem Standing beim Trainer hat es auch nicht geschadet. Wie auch: Seine Vielseitigkeit macht den Jungen aus dem Allgäu für Streich quasi unverzichtbar.
Die deutsche AJ Auxerre
Haberer hätte damals aus der Allgäuer Heimat auch statt nach Unterhaching zum großen FC Bayern wechseln können. „In der Jugend gab es schon die Überlegung, nach München zu wechseln“, sagte er im Oktober der tz. „Ich habe mich aber für einen anderen Weg entschieden, was auch richtig war.“
Ein anderer Weg, der über die unbefriedigende Zwischenstation Hoffenheim vorerst beim SC Freiburg endet. Einem der besten Ausbildungsvereine Europas, der deutschen AJ Auxerre sozusagen. Einem Verein, der es nicht leicht hatte zu Saisonbeginn, mittlerweile aber Spiel für Spiel ins Rollen kommt.
Drei Siege holte der SC aus den letzten vier Spielen. Gegen Augsburg soll heute der nächste Dreier folgen. Einer wird ganz sicher mit dabei sein: Janik Haberer. Egal auf welcher Position. Und auch wenn er, wie das bei Ausbildungsvereinen nun mal so ist, früher oder später weiterverkauft wird: In der Momentaufnahme machen der Sport-Club, Christian Streich und die jungen Wilden um Janik Haberer genau das, was sie am besten können.
Hach, der SC Freiburg. Ein großartiger Verein.