Nach elf Jahren Chelsea geht der ehemalige Welttorhüter Petr Cech zum FC Arsenal. Im Netz wird er dafür übel angefeindet.
Doch auch Legenden sind dem Leistungsprinzip unterworfen. Im Sommer 2014 holte Chelsea den drei Jahre lang bei Atletico Madrid geparkten Belgier Thibaut Courtois zurück. Trainer José Mourinho konnte gar nicht anders, als das zehn Jahre jüngeren Supertalent zur Nummer Eins zu machen. Vielleicht gab es in der vergangenen Spielzeit nur zwei Klubs, bei denen Petr Cech auf der Bank gesessen hätte: den Arbeitgeber von Welttorhüter Manuel Neuer – und eben den Klub des gleich hinter Neuer zum zweitbesten Torwart der Welt gekürten Courtois.
Nur noch 16 Einsätze
Schon nach der Verpflichtung des Belgiers, erklärt Cech in einem offenen Brief an die Chelsea-Fans, habe er feststellen müssen, dass seine Zeit in diesem Verein abgelaufen war, „aber ich fühlte irgendwie, dass es noch nicht Zeit war, den Klub auch zu verlassen“. Denn: „Eigentlich dachte ich, dass es nie passieren würde, mich von Chelsea zu verabschieden.“
Rührselige Worte sind es, die Cech da in seinen Brief gepackt hat. Aber einem wie ihm darf man sie ruhig abnehmen, 44.275 Minuten Einsatzzeit für ein und denselben Klub wären selbst in den noch nicht von Legionären durchsetzten sechziger oder siebziger Jahren ein phänomenaler Wert. Das sind 31 Tage am Stück. Wahnsinn.
Petr Cech hat in seinem Brief leider nicht verraten, warum er noch eine Saison bei den „Blues“ blieb. Aber vermutlich lässt sich einer, der 2005 noch Welttorhüter war und 2012 das Finale der Champions League im Elfmeterschießen zu Gunsten seines Klubs entschied, nicht einfach so von einem jungen Konkurrenten verdrängen. Und sei der auch noch so stark. 16 Einsätze gestand ihm Mourinho in der vergangenen Spielzeit zu, in der Vorsaison waren es noch 46. Chelsea wurde wieder Meister, und Mourinho war so freundlich, Cech für seine sieben Ligaeinsätze zu danken, „weil er uns da entscheidende Punkte gesichert hat“. Das änderte nichts daran, dass aus dem jahrelang beinahe unüberwindbaren Torwart (einmal blieb er beim FC Chelsea 1025 Minuten am Stück ohne Gegentor) ein Bankdrücker geworden war. „Jede Minute, die ich nicht spielen durfte“, schreibt Cech in seinem Abschiedsbrief, „habe ich schmerzlich vermisst.“