Was ist schlimmer? Existenzangst in Hamburg oder Halbzeit-Elfmeter-Trauma im Breisgau? Überschätzt mal wieder maßlos seine Kompetenz: der Test zum Topspiel.
Für das Duell des Spieltags müssen die Fans des FC Freiburg an diesem Wochenende mal eben schlanke 750 Kilometer Fahrt nach Hamburg ausharren – dabei sind die beiden doch Nachbarn! Zumindest in der Tabelle. Freiburg, der 16. gegen den HSV auf Platz 17. Für einen geht es um viel. Für den anderen um alles.
Der SC Freiburg kann mit einem Sieg aus dem Abstiegssumpf Richtung rettendes Ufer namens Relegation hechten, der leckgeschlagene Elbe-Dampfer HSV steht dagegen vor dem Untergang. Abstieg. Diesmal wirklich. Wenn Wolfsburg und Mainz am Wochenende punkten und wenn am Samstag um 17.15 Uhr in Hamburg abgepfiffen wird und der HSV gegen den SC Freiburg verliert – dann läuft die Zeit in der Bundesliga ab. Nach exakt 54 Jahren, 241 Tagen, zwei Stunden und 15 Minuten.
Vergessen wir elegante Überleitung und markuslanzen wir fröhlich los:
Für wen geht’s wirklich um mehr?
Dieses Spiel öffnet die ganz großen Schubladen der Dramatik. Hamburg gegen Freiburg, das heißt: Existenzangst gegen Traumabewältigung. Uff.
Klar, wenn der HSV verliert, steigt er womöglich schon an diesem Samstag ab. Das ist natürlich eine Hausnummer für sich. Aber die großen Fragen der internationalen Fußballwelt werden in Freiburg gestellt. Oder wie sie drüben beim „Kicker“ fragen: „Was heißt eigentlich das englische Wort ‘terminate‘?“
Hintergrund ist der schräge Halbzeit-Elfmeter beim Spiel Mainz gegen Freiburg am vergangenen Spieltag. Schiedsrichter Guido Winkmann entschied nach einem Hinweis des Videoassistenten auf Elfmeter – obwohl er schon zur Halbzeit gepfiffen hatte. Mainz verwandelte, Freiburg verlor am Ende das Spiel und musste den Klassenerhalt verschieben. Long faces everywhere, wie der Engländer sagen würde und um den geht’s ja schließlich.
Denn ob Winkmanns Entscheidung regelkonform war, entscheidet sich je nach Übersetzung des Wortes „terminate“ aus dem englischsprachigen FIFA-Regelbuch, im Zusatzkapitel „Videoassistent“. Kein Scherz. Was das FIFA-Regelbuch meint, hat der DFB für sich nie entschieden. Niemand weiß genau, was Schiedsrichter Winkmann getan hat. Hat er die erste Halbzeit nämlich zu deutsch „beendet“, hätte er den Elfmeter nicht ausführen lassen dürfen. Hat er das Spiel jedoch „terminated“, falsch übersetzt im Sinne von „zur Halbzeitpause unterbrochen“, hat er korrekt entschieden. Das richtige Pfeifen im falschen.
Alles klar wie ein Hamburger Doppelkorn mit Abstiegstränen? Gut. Anders als Sprachwirrwarr ist Abstieg wenigstens ein Schmerz, den wir verstehen. Ganz klar: Erster Punkt für den HSV.
HSV: 1
Freiburg: 0