Das Old Trafford von Manchester United hat schon bessere Tage erlebt – sportlich wie baulich. Das Stadion ist so veraltet, dass es schon bald Geschichte sein könnte.
Dabei gibt es laut „Daily Mail“ durchaus umfassende Renovierungspläne für Old Trafford; sie sehen sogar eine Erweiterung von derzeit 76.000 auf rund 90.000 Plätze vor. Dafür müsste die Südtribüne erhöht und über eine angrenzende Eisenbahnlinie hinweg gebaut werden. Das sei grundsätzlich möglich, versichern Experten. Doch die Kosten für ein solch aberwitziges Vorhaben erreichen leicht Hunderte von Millionen. Und das Problem der insgesamt bröckelnden Bausubstanz bliebe bestehen.
Viele im Umfeld des englischen Rekordmeisters werten die zurückhaltenden Investitionen in Renovierungsmaßnahmen (trotz eines Rekordumsatzes von 666 Millionen Euro im Jahr 2018) als Zeichen dafür, dass die Glazers perspektivisch einen Stadionneubau wollen. Englands Rekordmeister könnte dazu noch weiter hinausziehen aus Manchester. Aber das wäre Wasser auf die Mühlen der ManCity-Fans, die den Lokalrivalen jetzt schon als „Stretford United“ bezeichnen – weil Old Trafford im gleichnamigen Vorstädtchen von Manchester steht. Den ManU-Anhang ficht das nicht an. Doch eine Übersiedlung von diesem heiligen Boden auf die grüne Wiese wäre schlicht ein Sakrileg.
Beileid, aber keine Entschuldigung
Auch für Fußball-Nostalgiker anderer Couleur wäre der Abriss von Old Trafford herzzerreißend. Kathedralen wie diese werden europaweit immer weniger. Das Meazza in Mailand? Kommt bald weg! Das Vicente Calderon in Madrid? Ist längst zu Staub zermahlen. Das alte Stadion an der White Hart Lane? Ebenfalls patt gemacht. Das Camp Nou? Wird bis zur Unkenntlichkeit renoviert.
Tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass auch im „Theatre of Dreams“ bald der letzte Vorhang fallen könnte. Nicht zuletzt aus Sicherheitserwägungen. Die Auf- und Ausgänge im Innenraum etwa gelten als konzeptionell veraltet, wie der tragische Tod eines 80-Jährigen ManU-Fans im Dezember 2017 untermauerte: John Whale hatte beim Hinausgehen Mühe, im engen Korridor an den dort postierten Stewards vorbei in Richtung Ausgang zu gelangen. In dem Gedränge bekam er den Handlauf seitlich der Treppenstufen nicht zu greifen und stürzte kopfüber hinab in den Tod. Whales Familie erhielt zwar Beileidsbekundungen seitens des Vereins, eine Entschuldigung erging jedoch nie. Wohl auch deshalb, weil dies einem Schuldeingeständnis gleichgekommen wäre.