Jon Moss zählt zu den besten Schiedsrichtern der Premier League. Wer dem Mann trotzdem die Meinung geigen will, kann ihn einfach besuchen: in seinem Plattenladen mitten in Leeds.
Moss kam einst zum Studium nach Leeds und entdeckte die Musik. Er hat Oasis live erlebt, die Stone Roses, die Smiths und Nirvana. „Ich hatte wirklich Glück und konnte diese ganzen großartigen Bands sehen“, sagt er. „Das prägt.“ Wenn er in der Premier League pfeift, besucht er vor und nach den Spielen gerne die Plattenläden in Stadionnähe. Jon Moss ist stolz auf seine Plattensammlung. Nie würde er auf die Idee kommen, Platten aus seinem Privatbesitz in seinem Laden zu verkaufen.
Er bezieht seine Ware aus dem gesamten Vereinigten Königreich. Gerade erst hat er eine größere Sammlung aus Schottland aufgekauft. Die Kaiser Chiefs, Lokalmatadore aus Leeds, waren auch schon da und haben ein paar unterschriebene Alben dagelassen. Das Publikum des Ladens ist gemischt. Einige Kunden wissen nicht, wer der Mann hinter dem Tresen ist. Andere kommen vor allem, um über Fußball zu reden. Das ist in Ordnung für Moss. Er weiß, dass sein Name und dessen Klang im Fußball gut fürs Geschäft sind.
Vor den Spielen läuft Take That in der Kabine
Selbst der Spieltag ist für den professionellen Schiedsrichter Moss ohne Musik nicht vorstellbar. Er hat eine Playlist, die er in der Kabine laufen lässt, während er sich mit seinen Assistenten auf den Einsatz vorbereitet. Kurz bevor es auf den Platz geht, in den Minuten zwischen Aufwärmen und Anpfiff, vollziehen sie das immergleiche, nicht ganz ernstgemeinte Ritual. Moss muss lachen, als er davon berichtet: „Es läuft Take That, ‚Greatest Day‘. Wir singen zusammen mit. Das ist sehr entspannend.“ Take That. Und alle singen mit. Das hätte man auch nicht gedacht von Schiedsrichtern aus der teuersten und bedeutendsten Liga der Welt.
Moss bemerkt immer wieder, dass die meisten Menschen eine ganz bestimmte, ziemlich festgelegte Vorstellung von Schiedsrichtern haben. Er wird oft erkannt, wenn er auf Konzerte geht. Einige Leute kommen direkt auf ihn zu, fragen nach einem Foto oder unterhalten sich mit ihm über Fußball. Manchmal passiert es aber auch, dass Jungs erst mal ihre Freundinnen vorschicken, um vorsichtig auszukundschaften, ob der Konzertbesucher wirklich dieser bekannte Schiedsrichter aus der Premier League ist. „Im Fernsehen sehen wir immer sehr ernst aus, weil wir einen ernsten Job erledigen müssen“, sagt Jon Moss. „Aber wir sind auch nur Menschen. Mit uns kann man sich ganz normal unterhalten.“ Dass ein Premier-League-Schiedsrichter auch der Plattenhändler deines Vertrauens ist, bleibt dann allerdings doch eher die Ausnahme.