Leider hat’s keiner gesehen, denn wieder war keiner im Stadion, aber an diesem Wochenende fielen die Rekorde schneller als Neymar. Ist jetzt zumindest sieben Tage lang ganz offiziell die elfigste aller Zeiten: die 11 des Spieltags.
Bevor wir zu den Rekorden kommen, müssen wir jemanden würdigen, der Rekordverdächtiges leistet. In Düsseldorf stieg der R(ouwen)-Wert am Samstag auf 0,42 – denn mit seinem Doppelpack hat Hennings nun 14 der 33 Fortuna-Tore erzielt. Und es hätte noch eines mehr sein müssen, doch der Kölner Keller klaute Hennings den Hattrick. Ende der Alliterationen.
In Dortmund lief Darida derweil 14,65 Kilometer und verbesserte damit seinen eigenen, erst eine Woche alten Bundesligarekord. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das wie bei einem dieser Charity-Runs ist, bei denen es Kohle pro Meter gibt. Wir wollen hoffen, dass der Tscheche nicht die ganzen 150 Millionen reinhecheln muss, die Lars Windhorst im Sommer in den Klub pumpen will.
In Fuschl am See waren 21 Minuten gespielt, als Gjasula seinem Gegenspieler Nordi Mukiele gepflegt auf den Schlappen stieg. Kam uns das nur so vor oder zückte Deniz Aytekin die fällige Gelbe Karte mit einem Lächeln auf den Lippen? Es war die 16. der Saison für Gjasula, der damit den Rekord von Tomasz Hajto eingestellt hat. Da geht noch was.
Wirtz war 17 Jahre und 34 Tage alt, als er mal eben die ganze Bayern-Abwehr eindrehte und den Ball an Manuel Neuer vorbei in den Winkel schnibbelte. Damit löste er Nuri Sahin als jüngsten Torschützen der Bundesliga-Historie ab. Erstaunlich 1: Sahins Rekord stand fast fünfzehn Jahre lang. Erstaunlich 2: Sahin ist immer noch aktiv. In rund acht Jahren könnte er ältester Torschütze werden.
Auch Eberl schrieb seinen Namen in die Geschichtsbücher. Als erster Bundesliga-Funktionär sah er glatt Rot. Angeblich soll er zum Vierten Offiziellen gesagt haben: „Du redest nur Scheiße hier!“ Wie der das trotz Eberls Maske verstanden haben will, ist uns ein Rätsel. Wir müssen selbst beim Bäcker jede Bestellung viermal wiederholen. Und kriegen dann Mohn- statt Milchbrötchen.
Er hat zwar nicht direkt einen Rekord aufgestellt, sondern nur ausgebaut, trotzdem gehört Petersen für uns schon wieder zu den Spielern des Tages. Nur 63 Sekunden nach seiner Einwechselung köpfte er am Freitag das 24. Jokertor seiner Karriere. Dass er danach nicht sofort jubelte, hatte nichts mit dem Hygienekonzept zu tun. „Ich dachte, es ist vielleicht Abseits“, sagte er.
Einen vereinseigenen Rekord, auf den man gerne verzichtet hätte, stellte Schalke am Sonntag ein: zwölf Spiele ohne Sieg. Immerhin aber stoppte man die Niederlagenserie. Und wem war das zu verdanken? Ausgerechnet Nübel, der drei Minuten vor dem Ende das 2:1 für Union Berlin verhinderte. Immer wenn man denkt, die Schalker Saison könnte nicht seltsamer werden, setzten sie noch einen drauf.
Nach 48 Jahren wackelt der Torrekord der Bundesliga stärker als so mancher Trainerstuhl. Dass die Bayern nach erst 30 Spielen schon 90 Treffer auf ihrem Konto haben, liegt nicht zuletzt an Goretzka. Er war der Schlüsselspieler in den 15 Minuten, in denen der Rekordmeister das so heikle Spiel in Leverkusen drehte: Eine Vorlage, ein Tor. Im Grunde war Goretzka auch am vierten Treffer beteiligt, denn nur weil er den Kopf einzog, konnte Robert Lewandowski einnicken. Muss man auch erst mal bringen: eine Torvorbereitung ohne Ballberührung. Wenn er das noch elfmal macht, ist der Rekord eingestellt.
Genug der Rekorde. Kommen wir zu jemandem, der ohne eigenes Verschulden nur neun Minuten spielen durfte und genau deswegen zu den Gewinnern des Spieltags zählt. Hoffenheims Kapitän Hübner stellte vor einer Ecke ein wenig Körperkontakt zu seinem Gegenspieler Kaan Ayhan her, als der theatralisch zu Boden sank. Dass Hübner deswegen Rot sah, war schon skurril. Dass der VAR die Szene überprüfte, aber den Schiedsrichter nicht zum Monitor bat, war mysteriös. Dass Hoffenheim dann zu zehnt aus einem 0:1 noch ein 2:2 machte, war nur gerecht.
Als echter Allrounder erwies sich Dortmunds Mentalitätsmonster Can. Zuerst rückte er in die Innenverteidigung, um den gesperrten Abwehrchef Mats Hummels zu ersetzen. Dann marschierte er nach vorne, um anstelle des angeschlagenen Erling Haaland das Siegtor zu markieren. Anschließend gab er vor den Sky-Mikros dem Kollegen Jadon Sancho noch einen Ratschlag, was man in diesen Zeiten mit den Haaren machen sollte: „Einfach wachsen lassen.“
Hätte uns eigentlich klar sein müssen. An einem Spieltag, an dem es vor allem um Haare ging, ließ sich die stabilste Frisur seit Dieter Hecking die Show nicht stehlen. Also verursachte Horn erst einen Elfmeter, um ihn dann halten zu können. Als er vom Rasen ging, klang es so, als würde jemand leise „Forever Number One“ singen.