Er konnte nichts, doch er machte viel daraus: Der fußballerisch völlig talentfreie Franzose Gregoire Akcelrod stand in Belgien und Kanada unter Vertrag und landete beinahe in der Champions League.
Akcelrod musste also den Scouts auf die Sprünge helfen, nicht zuletzt mit frisierten Statistiken. Schließlich war eine Karriere im Fußball die letzte Chance, noch etwas aus seinem Leben zu machen. Der Filou stammt zwar aus sehr reichem Hause (seine Großmutter erbte einst ein Millionenvermögen vom Oscar-prämierten Schauspieler Maurice Chevallier, mit dem sie 15 Jahre verheiratet war). Doch Akcelrods Familie hatte den Kontakt gekappt, weil der Möchtegern-Profi keinen richtigen Beruf hatte.
Immerhin: Die Bewerbungsschreiben an die großen Klubs blieben nicht unbeantwortet. Zwar gab es Absagen von Arsenal, Manchester City und Chelsea. Doch andere, darunter sogar Premier-League-Vereine, waren durchaus interessiert an der „Vita“ dieses eher unbekannten Franzosen: Der „schussstarke Spieler“ (Akcelrod über Akcelrod) absolvierte Probetrainings bei Norwich City und dem AFC Bournemouth. In Bournemouth durfte er 2007 sogar eine ganze Woche lang bleiben. In einem Testspiel gegen einen unterklassigen Gegner traf er ins Tor. Kurze Zeit später gab Akcelrod sogar ein Interview bei „Sky Sport News“.
Zu einem Vertrag auf der britischen Insel aber reichte es nicht. Meistens nämlich erinnerten Akcelrods Leistungen dort mehr an Mr. Bean als an David Beckham. In seinem Buch „Pro a tout prix“ (Profi um jeden Preis) erzählt der Möchtegern-Profi auch von einem Probetraining bei Swindon Town. Dort präsentierte sich der damals 25-Jährige körperlich völlig unfit, taktisch total orientierungslos und motorisch komplett überfordert: „Der Torwart spielte einen langen Pass auf mich, den ich köpfen wollte, stattdessen traf mich der Ball voll im Gesicht – alle auf dem Platz brachen in Gelächter aus.“
Im Jahr 2009 aber hatte der inzwischen 26-Jährige endlich den Jackpot geknackt. Nachdem Akcelrod einige Angebote von luxemburgischen Erstligisten abgelehnt hatte, meldete sich der damalige Champions-League-Teilnehmer ZSKA Sofia bei ihm. Die Bulgaren hielten den Hochstapler (aus Gründen, die sich erahnen lassen) für einen Spieler aus der 2. Mannschaft von PSG. Nach einem Probetraining in Sofia unterschrieb Akcelrod einen Dreijahres-Vertrag und absolvierte anschließend ein Fotoshooting in der rot-weißen Vereinsmontur. Blöd nur, dass es das Internet schon gab: Am selben Abend begab sich ein ZSKA-Fan in ein Online-Forum für PSG-Anhänger und schrieb: „Wir haben Greg Akcelrod geholt – was haltet ihr von ihm?“ Niemand kannte einen Fußballer dieses Namens. Der Schwindel flog auf, das Engagement platzte.
Doch die Show des Gregoire Akcelrod bescherte ihm auch Erfolge: 2004 kam der damals 22-Jährige als „Halbprofi“ beim höherklassigen belgischen Amateurklub RUS Givry unter. Im Jahr darauf begann er ein ähnliches Engagement beim FC Cwmbran in Wales. 2011 landete Akcelrod in Kanada, beim dortigen Erstligisten Mississauga FC, wo er ebenfalls ein volles Jahr blieb. Große Einsatzzeiten freilich verbuchte er nirgends. Und doch konnte sich Akcelrod im Profi-Fußball behaupten: Heute ist er Spielerberater und betreibt laut Facebook-Auftritt seiner Agentur „strategisches Karrieremanagement“ – ein Feld, auf dem dieser Gregoire Akcelrod schon immer recht pfiffig agierte.