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Seite 2: Der Traum vom Henkelpott

Eigent­lich strebte Oster­land auch eine Kar­riere als Profi an, er spielt bei Lok Stendal, in der zweiten Mann­schaft des 1. FC Mag­de­burg und mit Optik Rathenow in der Ober­liga. Auf die Frage, warum es nicht für mehr gereicht habe, sagte er in einem Inter­view mit dfb​.de“: Ich habe mir auf und neben dem Feld zu viele Gedanken gemacht. Wenn man ver­sucht, für zehn andere Leute mit­zu­denken, kann das eine hem­mende Wir­kung haben.“ Und: Die Chance, dau­er­haft im Fuß­ball tätig zu sein, habe ich als Trainer größer ein­ge­schätzt.“

Bayern II, Han­nover II – und dann Ungarn
 
Wenige Wochen nach der Abschluss­prü­fung fragt Mehmet Scholl, ob Oster­land Co-Trainer bei der U23 des FC Bayern werden möchte. Oster­land sagt zu, und fortan arbeiten beide ein gemeinsam daran, Jupp Heyn­ckes die besten Talente anzu­bieten. Sie för­dern Emre Can, Mit­chell Weiser oder Pierre-Emile Höjb­jerg. Nach einem Jahr ent­scheidet sich Scholl aber, in Zukunft aus­schließ­lich als TV-Experte zu arbeiten.
 
Oster­land beendet im Sommer 2013 eben­falls seine Tätig­keit in Mün­chen. Er geht nach Han­nover, wo er als Chef­coach zwei Jahre die zweite Mann­schaft trai­niert. Es läuft nicht über­ra­gend, aber auch nicht schlecht. 68 Mal steht er an der Sei­ten­linie, 1,21 Punkte holt die Mann­schaft im Schnitt, aber darum gehe es nicht, so Oster­land später. Eher darum, Spie­lern eine Ver­bin­dung von der Jugend zu den Profis zu bieten. Für den Vor­stand um Dirk Dufner ist es aber nicht genug. Im Sommer 2015 teilt man dem Trainer mit, dass er gehen müsse. Die Begrün­dung: Oster­land, mitt­ler­weile 29 Jahre alt, sei zu jung.

Dufner raus, Oster­land rein!“
 
Dagegen kann ich nicht argu­men­tieren“, sagte Oster­land kurz nach seiner Ent­las­sung in einem Inter­view mit der Han­no­ver­schen All­ge­meinen“. Viel­leicht bin ich lang­samer geal­tert als erwartet.“ Die Fans jeden­falls sind ent­täuscht vom Vor­stand. Beim nächsten Spiel der ersten Mann­schaft hängt ein Banner in der Fan­kurve: Dufner raus, Oster­land rein!“
 
Oster­land fängt wenig später in Ungarn an, er soll dort die U19 zur EM 2016 nach Deutsch­land führen. Die Mann­schaft startet mit einem Sieg, einem Unent­schieden und einer Nie­der­lage. Und dann kommt der Anruf von Effen­berg.
 
Wenige Tage später steht Oster­land auf dem Trai­nings­platz des SC Pader­born, 330 Kilo­meter west­lich seiner Heimat Stendal, einen Meter neben seinem Jugend­idol. Effen­berg hatte über ihn, den Wun­der­trainer“ („Die Welt“), auf der ersten Pres­se­kon­fe­renz gesagt, er könne sehr schnell auf dem Laptop schreiben: Ich würde wohl immer noch im Unter­richts­raum sitzen und tippen, wenn Sören nicht gewesen wäre.“ Das sollte ein Scherz sein. Aber es impli­zierte auch, dass Oster­land das Gehirn des Teams ist. Ein moderner Typ, am Puls der Zeit. Dieser Tage kann man daher recht häufig lesen, dass Oster­land das sei, was Jogi Löw 2006 für Jürgen Klins­mann war: der Stra­tege im Hin­ter­grund, der Planer, das Auge.

Der Traum vom Hen­kel­pott
 
Außerdem kann man seit Jahren schon von einer gol­denen Zukunft Oster­lands lesen. Da fallen Wörter wie Chef­trainer, Bun­des­liga, Cham­pions League, das Übliche eben, wenn eine Sache groß und sen­sa­tio­nell klingen soll. Zumeist ant­wortet der 29-Jäh­rige recht unauf­ge­regt und sach­lich auf solche Fragen. Die Bun­des­liga nannte er mal sein Fern­ziel, und kurz nach der Ent­las­sung in Han­nover klang er nicht zornig oder gar hys­te­risch.

Was aber nicht heißt, dass er nicht auch ein biss­chen lauter kann. In einem Inter­view mit der Neon“ sagte er auf die Frage, wo er gerne hin­wolle: Täg­lich zum Ita­liener und einmal zum Hen­kel­pott!“ Und vor einigen Monaten ver­riet er in einem Inter­view mit Mag­de­burg Kom­pakt“ sein Lebens­motto. Es lautet: Durch­schnitt ist für andere“. Es könnte auch der Titel einer neuen Effen­berg-Bio­grafie sein.