Maximilian Steinbauer wechselt von der Regionalliga Nordost in die Thai League. Wir sprachen mit ihm über die Unterschiede zum deutschen Fußball, Motorbike-Taxis, Döner und seinen Traum, Nationalspieler zu werden.
Maximilian Steinbauer, zu Beginn des Jahres wurde Ihr Wechsel von Tennis Borussia Berlin zum thailändischen Erstligisten Muangthong United offiziell verkündet. Schlug Ihnen der Berliner Winter etwa so sehr aufs Gemüt?
Es war schon lange ein Wunsch von mir, nach Thailand zu wechseln und dort Fußball zu spielen. Natürlich ist hier das Wetter schön, aber das macht es auch nicht gerade leichter. Ich bin seit zwei Wochen im Training und merke den Unterschied. Hier ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Jede Einheit ist hart, vor allem konditionell.
Wie kam der Kontakt zwischen Ihnen und Muangthong United zustande?
Den Kontakt hat mein Berater hergestellt, nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich nach Thailand wechseln möchte.
Dabei sind Sie erst im Sommer von Viktoria Berlins U19 zu Tennis Borussia gewechselt.
Ich wollte schon im Sommer nach Thailand, aber das hat nicht geklappt. Davor ging das nicht. Da war das Wichtigste, erstmal die Schule abzuschließen. Ich bin 19 Jahre alt und wenn man so will, bin ich jetzt ausgewandert. Das ist ein großer Schritt.
Ihre Mutter kommt aus Thailand. Neben der deutschen Staatsbürgerschaft besitzen Sie auch die thailändische. Inwieweit spielte das eine Rolle bei Ihrer Entscheidung?
Es ist mein Traum, für die thailändische Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Hier bei Muangthong möchte ich mich zeigen. Hoffentlich werde ich irgendwann auch eingeladen.
Zumindest haben Sie nun eine gute Bühne, um sich empfehlen.
Absolut! Und die möchte ich gerne nutzen. Wenn ich hier glücklich bin, kann ich mir auch vorstellen, für längere Zeit zu bleiben. Es ist schließlich ein großer Verein.
Aber auch noch ein sehr junger Verein, knappe dreißig Jahre alt.
Das stimmt, aber in der kurzen Zeit haben sie schon vier Meistertitel gewonnen. Der Verein ist sehr ambitioniert. Es ist auch mein Traum, um den Titel mitzuspielen. Das war für mich in Deutschland nicht möglich.
„Als ich zum ersten Mal zum Training musste, habe ich mich gefragt: Wie komme ich da überhaupt hin?“
Wäre die Regionalliga für Sie nicht auch gut geeignet gewesen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen?
Ich schätze die Thai League etwas höher ein. Das merke ich auch daran, dass in jedem Training gefilmt wird und Bilder gemacht werden.
Ihr neuer Verein, Muangthong United, trägt seine Heimspiele im Thunderdome Stadion aus, das vor den Toren Bangkoks liegt. Sie wohnen in der Metropole. Wie verlief Ihr Start?
Zunächst musste ich in Quarantäne. Dann wurde ich abgeholt und zu meiner neuen Wohnung gebracht. Als ich zum ersten Mal zum Training musste, habe ich mich gefragt: Wie komme ich dort überhaupt hin? Die Stadt ist riesig und zu Fuß kommt man hier eher schlecht voran. Es gibt zwar Gehwege, aber irgendwann kommen die dann zu einem Ende. Mittlerweile fahre ich mit einem Motorbike-Taxi zum Training. Irgendwann möchte ich auch alleine fahren, aber der Verkehr ist ein bisschen beängstigend.
Haben Sie Familie und Verwandte im Land, die Sie unterstützen?
Viele Verwandte von mir leben hier. Leider kann ich noch kein Thailändisch, aber ich lerne es gerade. Ich freue mich, wenn ich mit ihnen richtig kommunizieren kann.
Sie kennen das Land also bereits aus den Schulferien?
Ich war schon fünf Mal in Thailand. Wir waren meistens zwei Wochen hier im Urlaub. Eine Woche bei der Familie und eine Woche am Strand.
Haben Sie vor Ihrem Wechsel schon Spiele der Thai League im Stadion gesehen?
Ich habe mir das Training im Stadion von Burinam United angeschaut. Da war ich überwältigt, ein riesiges Stadion. Ansonsten nur YouTube-Highlights und ein paar Spiele, die hochgeladen wurden. Vor einer Woche hatten wir ein Testspiel gegen Bangkok United, das habe ich mir im Stadion angeschaut.
Der Ligabetrieb der Thai League wurde für diesen Monat eingestellt. Wie sieht Ihr Training in den kommenden Wochen aus?
Wir trainieren weiterhin im Stadion. Zwischendurch bekommen wir auch frei oder machen Testspiele. Das letzte gegen Bangkok United wurde leider abgesagt. Wir waren auf der Autobahn und kamen nicht durch eine Grenzkontrolle durch. Dann mussten wir umkehren und haben ein Trainingsspiel gemacht.
Wie schätzen Sie das Niveau der Thai League ein? Wo würden Sie den thailändischen Profi-Fußball im deutschen Ligensystem einordnen?
Das ist schwer zu sagen. Hier wird ein anderer Fußball gespielt. Aufgrund der Wetterbedingungen ist es schwieriger, viel zu rennen und viel zu laufen. Hier werden viele lange Bälle gespielt. Wir haben vorne Derley, einen großen Brasilianer, den wir immer suchen. Wir schlagen viele lange Bälle auf ihn und er versucht dann, den Ball festzumachen oder direkt zum Tor zu gehen. In Deutschland ist der Fußball ein bisschen körperlicher.
Welche Unterschiede konnten Sie im Training ausmachen?
Die Atmosphäre im Training ist ganz anders. Das habe ich auch direkt am ersten Tag gemerkt. Hier wird sehr viel gelacht. Natürlich herrscht auch eine gewisse Grundspannung. Aber der Spaß steht im Vordergrund. Ich gewöhne mich noch daran. Während die andere lachen, schaue ich manchmal ein wenig ernst.
Ihr neuer Trainer, Mario Gjurovski, ist 35 Jahre alt, hat selbst sieben Jahre lang in Thailand gespielt und ist seit drei Monat im Amt. Wie erleben Sie ihn?
Mario ist ein klasse Trainer. Man merkt ihm an, dass er Spieler war. Er brennt auf dem Platz, pusht uns alle hoch. Das nimmt einen richtig mit.
„Den Döner vermisse ich jetzt schon“
Was wurde Ihnen von ihm und vom Verein in Aussicht gestellt?
Muangthong United ist gerade dabei, die Mannschaft umzustrukturieren. Der Verein setzt vermehrt auf junge Spieler. Das macht es einfacher für mich. Zukünftig soll ich mehr Verantwortung übernehmen. Doch zunächst ist ein Stammplatz in der Mannschaft mein Ziel.
Der Fußball hat in Thailand in den letzten Jahrzehnten stark an Popularität gewonnen. Was erwarten Sie, unabhängig vom derzeit eingestellten Ligabetrieb?
Mir haben viele gesagt, dass Muangthong die besten Fans der Liga hat. Ich freue mich riesig darauf, die Fans hoffentlich bald im Stadion erleben zu dürfen. Als der Transfer auf den Social-Media-Kanälen veröffentlicht wurde, hat mich eine richtige Nachrichten-Flut auf meinem Instagram-Account erreicht.
Bekommen Sie auch noch Nachrichten von Ihren ehemaligen Kollegen von TeBe? Oder wurden Sie schon aus der WhatsApp-Gruppe geschmissen?
Aus der Gruppe habe ich mich selbst verabschiedet. Zu den meisten habe ich immer noch Kontakt und werde den auf jeden Fall halten. Das sind klasse Leute.
Viel Neues wartet auf Sie, doch einiges haben Sie gezwungenermaßen zurückgelassen. Zum Beispiel die Berliner Döner-Vielfalt. Wodurch versuchen Sie, diese in Thailand zu ersetzen?
Den Döner kann man mit der asiatischen Küche auf jeden Fall ersetzen. Es gibt hier eine große Vielfalt an Essen, die auch meistens sehr gesund ist. Aber den Döner vermisse ich jetzt schon.