Rund um das Champions-League-Finale kam es in Paris zu chaotischen Szenen. Nun sollen Fans von Real Madrid Geldstrafen zahlen – weil sie im Trikot über die Champs Élysées spazierten.
Sterne-Restaurants, Luxus-Boutiquen, exklusive Cafés – die Champs Élysées zählt zu den teuersten Einkaufsstraßen der Welt. Oder wie es User „Laserfreak“ bei Tripadvisor formuliert: „Teuer aber nett zum Ferrari-mieten“. Wie kostspielig die Prachtstraße tatsächlich sein kann, hat nun auch ein Fan von Real Madrid zu spüren bekommen, der seine Mannschaft Ende Mai zum Champions-League-Finale nach Paris begleitet hatte.
David González dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als er kürzlich seine Post aus dem Briefkasten fischte. Denn mit dabei war ein Schreiben der französischen Polizei. Der Inhalt: ein Strafbefehl über 135 Euro. Sollte der Betrag nicht innerhalb von 76 Tagen bezahlt werden, erhöht sich die Summe sogar auf 375 Euro. Vor allem irritierte González jedoch die Begründung für die Strafe. Er soll sich an einer „verbotenen Demonstration auf öffentlichen Straßen“ beteiligt haben.
„Wir werden das nicht akzeptieren, wir haben nicht einmal gesungen“ sagt González gegenüber der spanischen Zeitung AS. Gemeinsam mit sechs weiteren Real-Anhängern aus seinem Fanclub, darunter ein 15-jähriges Kind und ein Mann über 70 war er am Tag des Finals über die Champs Élysées gezogen. Mit Trikots und Fahnen, so wie Tausende weitere Real-Fans.
Während ihres Marschs wurde die Gruppe von der Polizei angehalten. Die Beamten nahmen die Personalien auf, fotografierten die Ausweise. „Wir haben sie ihnen gegeben, weil wir nichts zu verbergen hatten“, erklärt González. Er ist ratlos: „Was für eine Demonstration soll das gewesen sein? Sechs Fans in den Trikots ihres Vereins am Tag des Champions-League-Finals. Eine ‚verbotene Demonstration’ für oder gegen was denn?“
Real Madrid schlägt den FC Liverpool und gewinnt die Champions League. Bleiben dürften von diesem Abend in Paris aber Bilder, die die Uefa in keinem guten Licht dastehen lassen.
Auch ein Begleiter von David González habe den Strafbefehl erhalten. Zudem habe er beobachtet, wie die Polizei die Personalien von zahlreichen weiteren Fans aufgenommen habe. Von weiteren verhängten Geldstrafen ist bislang nichts gekannt.
Für González passt die Strafe in das Bild, das er von der Organisation rund um das Champions-League-Finale bekommen hat. Zwar habe er im Gegensatz zu vielen anderen Fans keine Probleme beim Einlass gehabt, die Situation nach Abpfiff beschreibt er jedoch als „Katastrophe“. „Es war alles dunkel, es gab Raubüberfälle in Sichtweite, die U‑Bahn war eine Mausefalle und die Taxis kamen nicht bis zu uns.“ Dass er jetzt noch eine Strafe zahlen soll, sieht er nicht ein. „Das kann nicht sein. Das macht keinen Sinn.“
Im Nachgang des Finales hatte es heftige Kritik an der Organisation gegeben. Rund um das Spiel war es zu 238 Verletzten und 105 Festnahmen gekommen. Später hatten sich die Uefa und die französische Regierung für das Chaos entschuldigt.
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