Wenn es um Umstellungen im deutschen Team geht, fällt meist sein Name: Leon Goretzka könnte gegen Schweden in die Startelf rücken. Nicht nur Joachim Löw schätzt ihn sehr – sondern auch Toni Kroos.
Man tut Leon Goretzka vermutlich kein schlimmes Unrecht an, wenn man einen Zusammenhang herstellt zwischen seinem Charakter und seiner Art, Fußball zu spielen. Sein Spiel ist strukturiert, er verfügt über die kognitiven Fähigkeiten, auch komplizierte Situationen auf dem Feld zu entschlüsseln, und ist dem Ball dadurch oft einen Pass voraus.
Als der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler vor ein paar Monaten zu der Entscheidung gelangt ist, von Schalke 04 zu Bayern München zu wechseln, hat er im Kopf auch schon ein paar Spielzüge vorausgedacht. Goretzka wusste, dass seine Entscheidung bei Schalkes Fans auf nicht allzu viel Verständnis stoßen würde, dass es Unmut und Pfiffe geben würde. „Dadurch habe ich schon im Voraus gute Erkenntnisse gehabt, wie ich damit umgehe. Das war der Schlüssel, warum ich das so gut überstehen konnte“, sagt er. „Im Nachhinein ist es natürlich auch eine spannende Erfahrung gewesen. Geschadet hat es meinem Charakter sicher nicht.“
Höchste Zustimmungsraten
Ein Spieler, der in Extremsituationen die Übersicht behält, sich nicht vom Moment übertölpeln lässt und vor allem nicht von konternden Mexikanern, ein solcher Spieler hätte der Nationalmannschaft beim WM-Auftakt gegen Mexiko sicher gut zu Gesicht gestanden. Auch deshalb wird der Name Goretzka jetzt immer wieder genannt, wenn es um mögliche Veränderungen für das Spiel am Samstag gegen Schweden geht.
„Wenn wir anders Fußball spielen wollen, brauchen wir vielleicht auch anderes Personal“, sagt Sami Khedira, der gewissermaßen das Gegenstück zu Goretzka ist. Er stand gegen Mexiko in der Startelf, verlor, völlig untypisch eigentlich, komplett den Überblick, ließ sich wieder und wieder aus der Reserve locken und schließlich von den flinken Mexikanern übertölpeln. Marco Reus für Thomas Müller respektive Mesut Özil und Leon Goretzka für Sami Khedira – das sind die Wechsel für das Spiel gegen Schweden, die im deutschen Fußballvolk derzeit die höchsten Zustimmungsraten erzielen.
Acht Weltmeister, vier Confed-Cup-Sieger
„Ich habe kein so großes Ego, dass ich sage: Ich muss jedes Spiel machen“, sagt Khedira. „Ich bin lange genug dabei.“ Das klingt erst einmal sehr kulant. Allerdings sagt der 31-Jährige auch: „Ich weiß, welche Art Spieler die Mannschaft jetzt braucht.“
Gegen Schweden geht es für die Deutschen um alles: Sie müssen gewinnen, um ihre Chance auf den Einzug ins Achtelfinale zu wahren. Was Khedira sagen will: Da braucht es Spieler, die dem Druck gewachsen sind, weil sie solche Situationen schon durchlebt haben. Spieler wie Sami Khedira eben. Das Problem ist: Gegen Mexiko standen fast ausnahmslos genau diese Spieler auf dem Platz. Der Startelf gehörten acht Weltmeister von 2014 an, aber nur vier Confed-Cup-Sieger von 2107.