Christel Neumann, die „Kurvenmutti“ von Eintracht Braunschweig, ist jeden Tag am Stadion. Sogar einen Generalschlüssel hat sie. Warum sie noch immer mit Torsten Lieberknecht telefoniert und einen guten Draht zu den Ultras pflegt.
Sie haben früher als Jugendherbergsmutter gearbeitet. Liegt Ihnen das Kümmern im Blut?
Absolut, das ist mein Ding, gerade auch die Arbeit mit Kindern. 120 Kinder habe ich in der Jugendherberge früher täglich betreut. Wenn ich heute im Innenraum die Kurve abgehe, rufen die Kinder immer „Kurvenmutti, Kurvenmutti“.
Bei all dem Engagement sind Sie ja dennoch in erster Linie immer noch Fan von Eintracht Braunschweig. Wie sehr schmerzt Sie die aktuelle sportliche Situation?
Ganz ehrlich: Entweder ich bin ein Eintracht-Fan oder ich bin eben kein Eintracht-Fan. Wir waren schon einmal neun Jahre in der dritten Liga. Wir fahren trotzdem zu jedem Spiel. Ich gehe in jede Liga mit Eintracht und wenn es die Regionalliga ist. Aber wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir haben jetzt ja auch einige Neue geholt. Vielleicht klappt es ja doch noch mit dem Klassenerhalt.
Vermissen Sie Torsten Lieberknecht, der im Sommer nach zehn Jahren bei Eintracht Braunschweig entlassen wurde
Dass ich den vermisse, das weiß jeder. Wir hatten einen super guten Draht zueinander. Ich telefoniere auch jetzt noch regelmäßig mit ihm und seiner Frau. Auch auf seinem Geburtstag war ich. So einen wie Torsten Lieberknecht, den findet man so schnell nicht wieder. Das ist schon ein ganz besonderer Mensch, das ist einmalig. Wenn wir irgendetwas brauchten oder beim Hallenturnier etwas gefehlt hat, hat er Geld gegeben. Man konnte mit allem zu ihm kommen. Für seine Aufgabe in Duisburg habe ich ihm viel Glück gewünscht. Das wird er schaffen. Das wünschen wir ihm alle.
Sie werden in diesem Jahr 75 Jahre alt. Gibt es Pläne, demnächst etwas kürzer zu treten oder wollen Sie auch weiterhin zu jedem Auswärtsspiel fahren?
Natürlich, das ist doch das was jung hält. Das kann ich jedem nur empfehlen. Ich bin bei jedem Spiel, ob auswärts oder zuhause. Und auch sonst bin jeden Tag am Stadion, meistens komme ich mit dem Fahrrad. Dann schmiere ich Brote oder helfe im Büro aus. Ich habe sogar einen Generalschlüssel. Ich beschäftige mich schon, es gibt hier immer etwas zu tun.