Es ist noch nicht bekannt, wo die WM 2026 stattfinden wird, aber eins ist klar: Deutschland braucht sich nicht zu verstecken. Wir haben einen Blick auf junge deutsche Spieler geworfen, die gute Aussichten haben, für den DFB in nicht allzu ferner Zukunft aufzulaufen.
Die Begeisterung in Deutschland ist weiterhin ungebrochen, wenn es um Fußball geht. Laut DFB gibt es in den Landesverbänden über sieben Millionen aktive Fußballer, 1,6 davon Nachwuchsspieler. Auch wenn es unmöglich ist, zu sagen, wer sich letztendlich von ihnen bei den Profis durchsetzen wird: Folgende Spieler sind auf dem besten Weg, dem Fußball ihren Stempel aufzudrücken.
Alexander Nübel, Torwart, 21, Schalke 04
Nübel hat mit der gleichen Herausforderung zu kämpfen wie jeder Torhüter, der nach der Neuer-Trapp-Ter Stegen Ära heranwächst: Sie kriegen kaum Raum, um sich zu beweisen. Während Manuel Neuer bereits mit 20 zwischen den Schalker Pfosten stand, sitzt Nübel auf als zweiter Torhüter bei den Königsblauen auf der Ersatzbank. Doch selbst Startelf-Torhüter Ralf Fährmann sagt über seinen Konkurrenten: „Alex ist eines der besten Torwarttalente, die Deutschland jemals hatte.“
Seine Spielpraxis erhält Nübel derzeit bei der U21 Nationalmannschaft. Klaus Thomforde, Torwarttrainer der U21, schließt sich dem Lob Fährmanns an: „Er beherrscht das komplette Programm. Er kann in der Spieleröffnung beidfüßig agieren, in der Ziel- und Raumverteidigung hat er außergewöhnliche Qualitäten.“ Das sieht man anscheinend auch in Gelsenkirchen so, mit Nübel wurde frühzeitig auf 2020 verlängert.
Gian-Luca Itter, linker Verteidiger, 19, VfL Wolfsburg
Obwohl Gian-Luca Itter 2016 bereits die goldene Fritz-Walter-Medaille erhielt und im Nachwuchskader der Nationalmannschaft spielte, wurden nur wenige auf den Jungen aus Gießen aufmerksam. Das änderte sich bei seinem Bundesligadebüt für den VfL Wolfsburg gegen die Bayern, genauer gesagt: Gegen Arien Robben, den er manndecken musste. Experten wie Spielerkollegen waren sich nach dem Unentschieden einig: Gian-Luca hat es drauf. Er überzeugt durch Laufbereitschaft und Einsatzwillen, ist technisch versiert und spielt überlegt auf der linken Seite der Viererkette. „Er wird sicher zukünftig diese Position bearbeiten“, sagt VfL Trainer Martin Schmidt über den Linksverteidiger.
Lars Lukas Mai, Innenverteidiger, 17, FC Bayern München U19
Der amtierende B‑Jugend Meister und A‑Jugend Kapitän des Rekordmeisters hat sage und schreibe 17 Spiele allein für die deutsche U17 auf dem Feld gestanden. Und er überzeugt durch saubere Abwehrarbeit. Sei es im Zweikampf, im Passspiel oder in der Ballbehandlung, U17-Coach Tim Walter schätzt seine Qualitäten im Aufbauspiel. Nicht zuletzt deshalb hat er zum Mannschaftskapitän ernannt, bevor sie zur U17-WM nach Indien aufbrachen. Mai führte die Mannschaft bis ins Viertelfinale, wo man an Brasilien scheiterte.
Felix Passlack, Rechter Verteidiger, 19, TSG Hoffenheim 1899
U19 Nationaltrainer Trainer Meikel Schönweitz sieht den deutschen Nachwuchs schwächeln, wenn es um die „Mentalität und Durchsetzungsfähigkeit“ auf dem Platz geht. Felix Passlack kann er damit nicht gemeint haben. Der Flügelflitzer wurde wiederholt A- und B‑Juniorenmeister mit Borussia Dortmund, spielte für den BVB in der Champions- und Europa-League, holte mit ihnen den DFB-Pokal durchlief die Jugendabteilung der Nationalmannschaft von U15 bis U21, wobei er bei der U17 EM 2015 in Bulgarien in die Mannschaft des Turniers gewählt wurde. Passlack, der auf beiden Abwehrseiten einsetzbar ist, schwächelte zwar in der Hinrunde bei der TSG Hoffenheim, an die er derzeit von Borussia Dortmund ausgeliehen ist, aber seine Fanbase ist weiterhin ungebrochen: 80.000 Likes auf Facebook, 242.000 Follower bei Instagram. Glückwünsch dazu.
Arne Maier, Defensives Mittelfeld, 19, Hertha BSC Berlin
Wer Arne Maier nicht auf dem Zettel hat, der sollte mal bei Herthafans nachfragen, wo sie ihren Verein sähen, wenn Pal Dardai den Jungen nicht aus dem Hut gezaubert hätte. Der Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Bronze von 2016 verteidigt die Alte Dame, als ob es seine Schwester wäre, und avancierte direkt zum Publikumsliebling. Seit der U15 spielt der Mittelfeldspieler aus Ludwigsfelde in den Junioren-Nationalmannschaften, gewann zuletzt mit der Hertha U19 den 28. Mercedes-Benz JuniorCup und wurde mit sechs Treffern zum Spieler des Turniers ausgezeichnet. Das wurden vor ihm auch Joshua Kimmich, Simon Rolfes und Salvatore Gambino. Na dann.
Salih Özcan, Zentrales Mittelfeld, 20, 1. FC Köln
Der gebürtige Kölner weiß auch außerhalb des Platzes zu überzeugen: Als der damals 15-jährige Özcan in einer Straßenbahn saß, die einen 11-jährigen Jungen erfasste, leistete er dem Schwerverletzten Erste Hilfe und rettete dem kleinen Jungen somit das Leben. Spielerisch weiß er sich ebenfalls richtig einzusetzen: Während seiner Ausbildung zum Mittelfeldspieler beim 1. FC Köln durchlief er sämtliche U‑Klassen des Deutschen Fußball Bundes und steigerte sich zuletzt beim Bundesligisten von einer Ergängzungsspieler zu einer Stammkraft. Anerkannt wurde seine sportliche Leistung zuletzt mit der U19 Fritz-Walter-Medaille in Gold.
Kai Havertz, Offensives Mittelfeld, 18, Bayer 04 Leverkusen
Viele Jugendspieler tun sich mit der Umstellung auf den Profisport schwer. Qualitäten können untergehen beim Spiel gegen kräftigere und erfahrenere Gegner, der Druck von außen steigt enorm. Doch es gibt Spieler, an denen perlt das ab wie Wasser an einem Duschvorhang. Kai Havertz beispielsweise gewann mit Bayer 04 Leverkusen die B‑Jugend Meisterschaft, schoss dabei 19 Treffer, bekam die silberne Fritz-Walter-Medaille, wurde ins Training der Profis hochgestuft und setzte sich dort durch. Trainer Roger Schmidt bezeichnete den acht-jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten (18 Jahre 2 Monate 29 Tage) als „fertigen Spieler“, der durch Ballsicherheit und hervorragende Technik bekannt ist. Zugegeben, Havertz ist keine Überraschung mehr, aber allein, dass er den zweithöchsten Marktwert aller Spieler des Jahrgangs 1999 (18 Mio. €, nur die italienische Torwarthoffnung Gianluigi Donnarumma wird als noch wertvoller erachtet) besitzt, bereits im ausverkauften Wembley gewann (gegen Tottenham Hotspur) und auf der Top-Scorerliste der Bundesliga zurzeit Platz 42 belegt, sollte einem verdeutlichen, wie weit man im Fußball mit 18 Jahren bereits sein kann.
Aymen Barkok, Offensives Mittelfeld, 19, Eintracht Frankfurt
Wer aus der Nordweststadt Frankfurts kommt, so wie Emre Can oder der Rapper Azad, der lernt früh, dass man alles geben muss, wenn man es weit bringen will. Und Barkok hat es verstanden. Bei seiner Einwechslung zum Bundesligadebüt für Eintracht Frankfurt schoss der 1,88m große Hüne direkt das Tor zum Auswärtssieg gegen Werder Bremen und reifte zu einem Stammspieler für den hessischen Verein heran. Diese Saison plagt Barkok ein Formtief, doch auch das analysiert der Träger der silbernen Fritz-Walter-Medaille ruhig und ist laut eigener Aussage daran, zur alten Form zurückzukehren. Oder um es mit den Worten seines rappenden Nachbars zu sagen: „Die Hoffnung lässt mich leben und treibt mich voran / Ich tu was ich tun muss (…) solang ich (…) kann.“
Oliver Batista Meier, Links Außen, 16, Bayern München U19
Auf Youtube findet man noch Videos von Batista Meier im 1. FC Kaiserslauterntrikot. Damals, acht Jahre jung, jongliert er den Ball bereits wie ein Profi. Beim 1. FC Kaiserslautern erlernte er die Grundlagen und wechselte dann in die Talentschmiede von Bayern München. In der U15 schoss er pro Spiel ein Tor, auch nach seiner frühzeitigen Beförderung in die U17 änderte sich diese Quote kaum (14 Tore in 16 Spielen). In der laufenden Saison wird er in der B- und A‑Junioren Bundesliga eingesetzt sowie in der UEFA Youth League (20 Spiele, 20 Tore, 10 Vorlagen). Bemerkenswert ist sein Einsatz in der Youth League gegen Celtic Glasgow: Zuerst schoss Batista Meier den Ausgleich per Freistoß, bevor er durch ein tolles Solo in 94. Spielminute den wichtigen Auswärtssieg erkämpfte. Mit Wadenkrämpfen. Das Tor löste gleichzeitig das Ticket für die K.-o.-Phase des Turniers, ein Novum für den ältesten Nachwuchs des Rekordmeisters.
Jann-Fiete Arp, Mittelstürmer, 18, Hamburger SV
„Jann wollte abends nicht schlafen gehen, bevor wir in seinem Zimmer Eins-gegen-Eins gespielt haben“, verriet Falko Arp einst über seinen Sohn. Jede freie Sekunde nutzte der Steppke für den Fußball, war immer der Erste und der Letzte auf dem Trainingsplatz. Seine Willenskraft hat sich durchgesetzt: Jann-Fiete Arp ist der siebtjüngste Torschütze der Bundesligageschichte (17, 9 Monate und 22 Tage), schoss die U17 Nationalmannschaft bei der letzten EM mit sieben Toren bis ins Halbfinale und bei der WM mit fünf Treffern ins Viertelfinale. Nicht zuletzt deshalb hat der Stürmer dieses Jahr die goldene Fritz-Walter-Medaille erhalten.
Youssoufa Moukoko, Mittelstürmer, 13, Borussia Dortmund
Klingt zu schön, um wahr zu sein: Der 13-Jährige Deutsch Kameruner spielt bei der U17 von BVB und schoss in 15 Spielen 27 Tore. Nur in zwei Spielen traf er bisher nicht. Doch das Einzige, worüber man berichtet, ist die Frage, wie alt dieser Spieler wirklich ist. Dabei ist Torquote so hoch, dass es eigentlich egal ist, ob der Stürmer 13, 15 oder 17 Jahre auf dem Buckel hat.
Ähnlich sieht das Pierre-Emerick Aubameyang, der Moukoko eine große Zukunft prophezeit: „Youssoufa, mein kleiner Bruder is on Fire“, schrieb der Gabuner unter ein Bild von dem Nachwuchstalent und ihm, was er in den sozialen Medien teilte.
Nils Körber, Torwart, 21, Preußen Münster
Größter Erfolg? DFB-Pokalfinale der A‑Junioren 2014/2015, der wegen einer grandiosen Leistung von Schlussmann Körber an Hertha BSC ging. Das Berliner Eigengewächs steht in der Hauptstadt unter Vertrag, wurde aber an Preußen Münster in die 3. Liga ausgeliehen. Auch wenn die Saison für Münster bisher nur durchwachsen lief, gehört Nils Körber zu den Top-20-Spielern der Hinrunde der 3. Liga (laut Kicker).
Dennis Geiger, Zentrales Mittelfeld / Rechte Verteidigung, 19, TSG Hoffenheim 1899
2008 wurde Geiger bei einem Hallenturnier in Eberbach entdeckt, keine zehn Jahre später stand er auf dem Rasen der Anfield Road und spielte um die Teilnahme an der Champions League. Daran erfreute sich auch die Hoffenheimer Geschäftsleitung: Sie verlängerten mit dem Nachwuchstalent vorgestern bis 2022.
Jean-Manuel Mbom, Zentrales Mittelfeld, 17, SV Werder Bremen U19
Der Kapitän der Bremer U17 schoss vor zwei Jahren in 20 Spielen 18 Tore und führte sein Team zur Meisterschaft. In der bisherigen Saison kam er aufgrund von Adduktorenproblemen nur auf drei Minuten Spielzeit, aber allein der Gewinn der Fritz-Walter-Medaille in Silber für sein sportliches Schaffen zeigt: Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir von Mbom gehört haben.
Johannes Eggestein, Mittelstürmer, 19, SV Werder Bremen II
Der Name Eggestein und Torschützenkönig gehörten in der Jugend zusammen wie Kreisligatrainer und Thermoskannenkaffee. Der gebürtige Hannoveraner tut sich zurzeit noch schwer, bei den Profis anzukommen. Aber sein zwei Jahre älterer Bruder, der bereits bei Werder Bremen zum Stammspieler herangereift ist, lässt auf eine leistungsfähige DNA schließen.