Torwart Ricky Drury erzielt das Tor seines Lebens, Ezequiel Lavezzi macht sich halbnackt zum Brot – unsere Aufreger der Woche.
Held der Woche: Ricky Drury
Ricky Drury war früher mal Mittelfeldspieler. Seine Technik soll gar nicht mal so übel gewesen sein, heißt es. Aber das ist lange her. Irgendwann war Not am Mann bei seinem damaligen Verein Boston United, also stellte sich Drury ins Tor.
Dort blieb er. Bis zum vergangenen Wochenende. Da spielte sein aktueller Verein, der englische Neuntligist Holbeach United, in der zweiten FA-Cup-Qualifikationsrunde gegen Worcester United. Nach 94 Minuten führte der Sechstligist mit 1:0. Holbeach bekam noch einen letzten Freistoß zugesprochen. Und aus dem Torwart Ricky Drury wurde wieder der Feldspieler von einst. Mit der Erlaubnis seines Trainers stürmte Drury nach vorne und stellte sich ins Getümmel.
In der 94. Minute ging er nach vorne
25 Jahre ist Drury alt. Er arbeitet als Grundschullehrer. Und wenn er bei seinen Schützlingen aufgrund seiner Torhüterei nicht eh schon Heldenstatus besitzt, so dürfte das nach dieser 94. Minute endgültig der Fall geworden sein.
Auf der etwas wackligen Aufnahme sehen wir den Freistoß in den Strafraum von Worcester fliegen. Sehen Ricky Drury, alleingelassen von seinem Gegenspieler. Wie er sich leicht eindreht. Und schließlich den Ball mit einer Mischform aus Seit- und Fallrückzieher ins Tor schmettert. Zum 1:1 in der Nachspielzeit eines Qualifikationsspiels gegen eine drei Spielklassen höher angesiedelte Mannschaft. In einem Duell, das dem Sieger stolze 4.500 Pfund einbringt. Und das Weiterkommen im legendärsten Pokalwettbewerb der Welt. Welch ein Tor!
Auf dem kleinen Sportplatz von Holbeach United regiert nach dem Treffer der Wahnsinn. Drury dreht ab, will die Bank erreichen und dort vielleicht ein Rad schlagen, den Betreuer umarmen, was weiß er denn schon in diesem Moment. Doch seine Mitspieler übernehmen den Job für ihn und begraben ihn unter dem vielleicht schönsten Menschenhügel, den dieser Rasen je erlebt hat. Das Spiel ist vorbei, es endet 1:1 und bringt Holbeach ein Rückspiel in Worcester (welches heute stattfindet) und damit noch ein paar Pfund mehr in die Vereinskassen.
Ricky Drury war mal Mittelfeldspieler, dann Torwart und Grundschullehrer. Jetzt ist er ein Held. Ein kleiner zwar und das wohl auch nur auf Zeit, aber immerhin. Sein großartiges Tor hat er sich nach eigener Aussage „immer und immer wieder angeschaut“. Geplant sei das nicht gewesen: „Ich habe einfach instinktiv gehandelt.“ Was Helden halt so sagen.