Ist die TSG Hoffenheim in dieser Saison ein Spitzenteam? Das Duell gegen Bayern München gibt eine klare Antwort.
Wussten Sie, dass Julian Nagelsmann gerade einmal 29 Jahre alt ist? Er ist damit der jüngste Trainer der Bundesliga-Geschichte! Sollte dies tatsächlich neu für Sie sein, möchten wir Sie herzlich beglückwünschen. Sie haben nämlich allem Anschein nach die vergangenen zwölf Monate an einem pazifischen Strand verbracht, ganz weit weg von der Bundesliga und deren Berichterstattung. Nur so konnten Sie dem Nagelsmann-Hype entgehen.
Die Leistungen des Jung-Trainers sind aber auch beeindruckend. Erst rettete er die TSG Hoffenheim aus dem Tabellenkeller, mittlerweile kletterte das Team auf Rang drei der Liga. Kein Wunder, dass Nagelsmann allein in den vergangenen Wochen über hundert Interview-Anfragen bekam. Reift die TSG unter ihm zum Spitzenteam? Das Spitzenspiel im Bayern zeigte, wie weit Nagelsmann seine Hoffenheimer bereits gebracht hat. Es offenbarte jedoch auch, dass zum Spitzenteam noch Einiges fehlt.
Taktikfuchs
Nagelsmann hat sich in den vergangenen Monaten einen Ruf als Taktikfuchs erarbeitet. Auch gegen die Bayern hatte er die richtige Taktik parat. Nagelsmann schickte seine Elf in einem variablen 3−5−2 auf das Feld. Die beiden Stürmer sollten die Passwege ins Mittelfeld zustellen. Das Dreiermittelfeld deckte die gegnerischen Mittelfeldspieler wiederum eng. Auch die Abwehr agierte mannorientiert und rückte immer wieder raus.
Diese Taktik legte lange Zeit das Münchener Aufbauspiel lahm. Die Elf von Carlo Ancelotti eröffnet das Spiel in dieser Saison am liebsten aus dem Mittelfeld. Innerhalb des 4 – 3‑3-Systems soll das Dreier-Mittelfeld als zentrale Anlaufstelle für den Spielaufbau dienen. Dazu positionieren sich Thiago und Xabi Alonso sehr tief. Hoffenheims Stürmer deckten den Passweg ins Mittelfeld zu. Dazu wurden die Münchener Mittelfeldspieler eng gedeckt. Die Hoffenheimer verdarben den Bayern den Spielaufbau – und die reagierten sichtlich genervt.
Frechdachs
Auch bei Ballbesitz zeigte Hoffenheim wenig Respekt vor den Gastgebern. Nagelsmanns Elf spielte wie gewohnt ballsicher und schnell. Dazu ließen sie den Ball auch mal durch die eigenen Reihen laufen statt den direkten Weg nach vorne zu wählen – fast schon Blasphemie gegen eine Bayern-Elf, die es gewohnt ist, auf totaldefensive Gegner zu treffen, die den Ball einfach nur irgendwie nach vorne bringen wollen.
Auffällig war erneut, wie diagonal Hoffenheim den Spielaufbau gestaltete. Der erste Pass aus der Abwehr ging meist diagonal ins Mittelfeld. Dort suchten die Hoffenheimer Achter Freiräume zwischen den gegnerischen Linien. Die Bayern waren mit diesem Stilmittel sichtlich überfordert. Vor dem 0:1 übten sie keinen Druck auf Abwehrspieler Kevin Vogt aus, ließen die diagonalen Passwege sträflich frei (16.).