Vor dem Spiel gegen die Niederlande trainiert die deutsche Nationalmannschaft im Amateurstadion von Hertha BSC. Dabei wird auch klar: Aus der Krise ist der DFB noch nicht.
Nach dem Dortmunder Marco Reus mussten auch der Leverkusener Kai Havertz und Antonio Rüdiger (Chelsea) für die Länderspiele absagen. Außerdem fielen Leon Goretzka (Bayern München) und Torhüter Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt) kurzfristig aus. Dafür kehrt Mittelfeldspieler Emre Can von Juventus Turin in den DFB-Kader zurück, Trapp wird durch Bernd Leno (FC Arsenal) ersetzt, außerdem nominierte Löw Serge Gnabry (Bayern München) nach. „Die Ergebnisse werden richtungsweisend für das Abschneiden in unserer Nations-League-Gruppe sein“, sagte Löw. Im schlechtesten Fall droht seinem Team ein Abstieg in die europäische Zweitklassigkeit. Auf die Frage, ob er Abstiegskampf überhaupt kenne, antwortete Löw schmunzelnd. „Ja, das habe ich auch schon mitgemacht in meiner Zeit als Vereinstrainer.“
Krisenhafter Bayern-Block
Nach dem Bundestrainer kamen die Spieler tröpfchenweise im Teamquartier an. Leroy Sané (Manchester City) folgte dicht auf den Bundestrainer. Dann erreichten Toni Kroos (Real Madrid) und Jonas Hector (1. FC Köln) das Hotel im Botschaftsviertel des Tiergartens. Hector ließ die Trainingseinheit aus, Leno und Gnabry müssen noch anreisen, sodass sich nur 18 der 21 Spieler präsentierten.
„Wir werden es konzentriert angehen, so wie im September auch“, sagte Löw. Vor gut vier Wochen hatte die deutsche Mannschaft in München 0:0 gegen Frankreich gespielt. Doch anders als damals kommt der siebenköpfige Bayern-Block aus einer krisenhaften Situation. „Ich weiß schon, welche Qualitäten diese Spieler haben“, sagte Löw. „Es war in der Vergangenheit immer wieder mal so, dass Spieler im Verein nicht in der Topverfassung waren, bei der Nationalmannschaft dann trotzdem eine tolle Leistung gezeigt haben.“ Spieler wie Manuel Neuer, Mats Hummels oder Thomas Müller seien erfahren genug, mit solchen Situationen umzugehen.
Droht ein Abstieg?
„Beim Nationalteam wollen wir da anknüpfen, wo wir im September angefangen, das war ein erster kleiner Schritt“, sagte der Bundestrainer. Was die Einstellung betraf, habe sich die Mannschaft im ersten Spiel nach dem WM-Debakel gut präsentiert. „Wir wollen nichts inszenieren, sondern wir wollen den Fans zeigen, dass wir auch richtig arbeiten vor solchen Spielen“, hatte Löw angekündigt. Das ist auch nötig. Denn Holland hat seine sportliche Durststrecke überwunden. Löw warnte schon einmal: Holland habe in Ronald Koeman einen Trainer, der lange in Barcelona gespielt hat, man erkenne eine klare Handschrift. „Er legt viel Wert auf fußballerische Dinge“, sagte Löw, „die Mannschaft ist jung, sie spielt einen gepflegten und schnellen Fußball.“
Im Flutlicht des Amateurstadions ging dann das öffentliche Training zu Ende. Die Spieler nahmen sich noch ein paar Minuten für die Fans für Autogramme und Selfies. Der Rest ging dann wieder in Kreischen und Trommeln unter.