Vor dem Spiel gegen die Niederlande trainiert die deutsche Nationalmannschaft im Amateurstadion von Hertha BSC. Dabei wird auch klar: Aus der Krise ist der DFB noch nicht.
Dass die Nationalmannschaft eine Viertelstunde hinter der Zeit war, nahm ihr – nach allem, was im Sommer passiert ist – niemand mehr übel. 5000 Zuschauer, vorrangig Kinder und jugendliche Fußballfans aus Berliner Vereinen, trommelten und kreischten, als wenn es kein Morgen gäbe. Es recht keinen vergeigten WM-Sommer. Thomas Müller betrat als einer der ersten Nationalspieler am gestrigen Spätnachmittag den Rasen des Amateurstadions von Hertha BSC. Die Mannschaft von Joachim Löw übte sich in einer mehrere Jahre in Deutschland vermissten Übung – der Nähe zu den Fans.
Gut 75 Minuten dauerte das öffentliche Training. Es begann mit zwei, drei getrabten Runden, wobei der eine oder andere Spieler sogar in den Rang winkte. Das Publikum nahm diese Regungen dankbar entgegen. Ganz am Ende der Einheit gingen die Nationalspieler mit Stiften bewaffnet auf das Publikum zu und schrieben Autogramme.
Entfremdung der letzten Jahre
„Es ist schön mal wieder die Tore zu öffnen“, sagte während der Einheit Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Es hörte sich ein bisschen danach an, als wenn die Tore zur Nationalmannschaft jahrelang von außen, von den Fans, zugehalten worden wäre. Aber immerhin, es war ein erster Schritt, wieder mal auf die Fans zuzugehen. Diese hatten dem Nationalteam in den zurückliegenden Jahren eine gewisse Entfremdung vorgeworfen.
Bereits am Vormittag, um zehn Minuten vor elf, war Joachim Löw aus einem schwarzen Kleinbus gestiegen, der den Bundestrainer zum Mannschaftshotel in Berlin-Tiergarten gefahren hatte. Mit dabei hatte Löw Torwarttrainer Andreas Köpke. „Guten Morgen“, sagte der Bundestrainer beherzt, anschließend schrieb er vor dem Hotel ein paar Autogramme. Knapp zwei Stunden später kam der Bundestrainer noch einmal vor die Tür, um ein paar Fragen der Journalisten zu beantworten.
Zwei Auswärtsspiele
„Es sind für uns zwei wichtige Spiele in der Nations League“, sagte der 58-Jährige. Am Samstag spielt die deutsche Nationalmannschaft in Amsterdam gegen Holland, drei Tage später in Paris gegen Frankreich. „Das sind zwei Fußballnationen, die gegen Deutschland immer hochmotiviert sind“, sagte Löw. Die Niederländer seien wieder auf dem Weg nach oben, und Frankreich ist amtierender Weltmeister. „Wir alle, Spieler wie Trainer, freuen uns auf diese Spiele“, sagte Löw. Dennoch sei man sich der Schwere der Aufgabe bewusst. „Wir sind zuversichtlich, wir haben alle Möglichkeiten, auch wenn ein paar Spieler abgesagt haben.“