Kann Brasilien auch ohne Neymar? Gewinnt Messi einen Titel mit Argentinien? Oder wird Chile ihn verteidigen? So viele Fragen zu Beginn der Südamerikameisterschaft. Deswegen haben wir die Fakten zusammengetragen.
1.
Fangen wir von vorne an: Erstmalig ausgetragen wurde die Copa America 1916, damals noch unter dem Namen „Campeonato Sudamericano de Futból“, wie das Turnier bis 1972 hieß. Damit ist die Copa das zweitälteste noch ausgetragene Fußballturnier der Welt. Nur der olympische Wettbewerb ist acht Jahre älter.
2.
Was vor 103 Jahren noch unvorstellbar war, ist dieses Mal Realität: Japan und Katar nehmen am Turnier teil. Japan war 1999 auf Drängen des Hauptsponsors Toyota schon einmal dabei, schied damals als Vierter der Gruppe mit Bolivien, Paraguay und Peru aus. Dieses Mal müssen die „Blue Samurai“ gegen Ecuador, Uruguay und Titelverteidiger Chile ran, während Katar es mit Argentinien, Kolumbien und Paraguay zu tun bekommt.
3.
Apropos Titelverteidiger: Uruguay ist mit 15 Siegen Rekordgewinner des Turniers. Argentinien hat einen Sieg weniger, steht aber in der ewigen Endrundentabelle auf Platz eins. Der letzte Titel liegt allerdings 16 Jahre zurück. Nach seinem Rücktritt vom Rücktritt aus der Nationalmannschaft möchte Lionel Messi das ändern, der noch nie einen Titel mit der „Albiceleste“ gewinnen konnte. 2015 und 2016 verlor Argentinien jeweils das Finale gegen Chile.
4.
Insgesamt ist es für Messi der fünfte Anlauf bei der Copa. Sollte es nicht mit dem Titel klappen, befände er sich wenigstens in bester Gesellschaft. Weder Diego Amando Maradona, noch Pélé, Garrincha oder Zico konnten jemals die Kontinentalmeisterschaft gewinnen. Alfredo Di Stefano hingegen, der „Blonde Pfeil“, spielte und traf jeweils sechs Mal für sein Heimatland Argentinien, ausschließlich bei der Südamerikameisterschaft 1947, die er auch gewann. Anschließend wurde er nicht mehr nominiert, weil er in Kolumbien spielte. Später wurde er in Spanien eingebürgert und lief dort für die „Selección“ auf.
5.
Die Bundesliga und ihre Fans stehen für immer in der Schuld der Copa America. Denn hätte Ex-Werder-Chef Jürgen L. Born nicht 1999 das Vorrundenspiel zwischen Peru und Japan gesehen, wäre Claudio Pizarro vielleicht niemals in Deutschland gelandet. Dank sollte gleichermaßen auch dem peruanischen National-Cocktail Pisco Sour gelten, der laut Born „tonnenweise“ geflossen sei, als er sich mit Pizarros Vater Claudio Pizarro Dávila zusammensetzte, um die Möglichkeiten eines Transfers auszuloten.
6.
1987 fand die Copa America in Argentinien statt, Carlos Valderrama wurde zum besten Spieler gewählt und es gab durchschnittlich 1,08 rote Karten pro Spiel.
7.
Richtig lohnenswert war auch die Partie Uruguay gegen Mexiko 2001. Mit drei Mal glatt Rot, ein Mal Gelb-Rot und sieben Mal Gelb ist das Halbfinale bis heute die unfairste Begegnung der Turniergeschichte. Hier gibt es die „Highlights“ zum Schwelgen und Schwärmen.
8.
Was ebenfalls den Reiz der Copa ausmacht: Es gibt weder Qualifikationen noch Bewerbungen um die Ausrichtung des Turniers. Trotz fast 18 Millionen Quadratkilometern hat der südamerikanische Verband Conmebol nur zehn Mitglieder, die allesamt gesetzt sind: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela. Suriname und Guyana sind zwar geographisch auf dem Kontinent verortet, aber in der Concacaf organisiert. Der Austragungsort wiederum folgt der alphabetischen Liste der Teilnehmer.
9.
Hier eine nicht-erschöpfende Liste mit ehemaligen Bundesligaprofis, die dieses Jahr bei der Copa dabei sind: Jefferson Farfan, Paolo Guerrero, Carlos Zambrano, Tomas Rincon, Carlos Gruezo, Fagner, Junior Fernandes, Marcelo Moreno.
Hier eine erschöpfende Liste mit Menschen, die sich ein multinationales Dreamteam mit dieser Besetzung beim Turnier wünschen: Wir.
10.
Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Nächstes Jahr wird nämlich schon die nächste Copa ausgetragen! Und zwar zum ersten Mal überhaupt in zwei verschiedenen Ländern, nämlich in Argentinien und Kolumbien. Zum zweiten Mal überhaupt findet das Turnier in Kolumbien statt. Fast wäre es das erste Mal. 2001 wurde die Meisterschaft kurz vor dem offiziellen Start vorerst abgesagt, wegen Guerilla Terrors. Rebellen entführten den Präsidenten des kolumbianischen Verbands, der auch Mitglied des Organisationskomitees war. „Wir können doch nicht das Leben von Menschen aufs Spiel setzen“, sagte Perus Verbandspräsident Nicolas Delfino damals. Im Endeffekt fand das Turnier aber doch statt, Kolumbien gewann den Titel im eigenen Land. Giovanne Elber, Claudio Pizarro und Lucio durften wegen Sicherheitsbedenken aber nicht anreisen.