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Auf­ge­wachsen zwi­schen Nord- und Ost­see­küste, viel Wind, sehr wech­sel­haftem Wetter, großem Hand­ball und, ach ja, Dorf­fuß­ball jedes Wochen­ende. Erst­li­ga­fuß­ball? Cham­pions League? Habe ich nur im Fern­sehen ken­nen­ge­lernt. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum ich Fan des knapp 900 Kilo­meter ent­fernten FC Bayern Mün­chen geworden bin. Hei­mat­ge­fühle für einen der Bun­des­li­ga­ver­eine sind so weit im Norden Deutsch­lands nur sehr schwer zu ent­wi­ckeln. Denn auch der nörd­lichste und zugleich erfolg­reichste (Ex-) Bun­des­li­gist aus Ham­burg liegt mehr als 150 Kilo­meter weiter süd­lich.

Die letzten zwei, aber beson­ders die aktu­elle Saison der Kieler hat eine Begeis­te­rung für den Fuß­ball in mir her­vor­ge­rufen, die ich so noch nicht gekannt hatte. Denn das Team kann da etwas schaffen, was mehr als nur ein Auf­stieg“ in die 1. Liga bedeuten würde. Die fuß­ball­ver­rückten Men­schen hier oben beginnen sich spä­tes­tens seit dem Auf­stieg in die 2. Liga mehr und mehr mit der KSV Hol­stein zu sym­pa­thi­sieren. Denn nicht ohne Grund haben sich die Zuschau­er­zahlen im Hol­stein Sta­dion ver­dop­pelt. Statt Fahr­ge­mein­schaften nach Ham­burg zu bilden, fährt man nun gemeinsam nach Kiel. Als der FC St. Pauli zu Beginn der Saison zu Besuch kam, stellte dies in der Lokal­presse sogar die 1. Liga in den Schatten. Sollte die Rele­ga­tion erfolg­reich ver­laufen, kann ein ganzes Bun­des­land den Erst­li­gisten bekommen, den es schon immer ver­dient hat. Und allein dafür, nur dass die Mög­lich­keit so greifbar nahe ist, sind die Schleswig-Hol­steiner den Kie­lern dankbar.

Das alles nur, um end­lich Bun­des­li­ga­fuß­ball zu sehen

Bisher bewegten sich Erst­li­ga­ver­eine ledig­lich für Vor­be­rei­tungs­spiele in Städte und Dörfer wie Flens­burg oder Kropp. So wie der FC Bayern Mün­chen im Sommer 2004. Im 7000 Ein­woh­ner­dorf waren sämt­liche Land- und Schot­ter­wege voll mit Autos aus der ganzen Region. Oliver Kahn stand mit seiner blauen Basecap vor knapp 11000 Zuschauern, die auf einer zusätz­lich auf­ge­bauten Tri­büne Platz fanden. Aus­nah­me­zu­stand beim TSV Kropp. Trotz halber Kapelle und einer Moti­va­tion, wie sie bei so einem Freund­schafts­spiel nun mal üblich ist, war es etwas sehr Beson­deres Ze Roberto, Michael Bal­lack, Mehmet Scholl und Roy Makaay bei uns im hohen Norden spielen zu sehen. Erst Jahre später wurde mir klar, was ein Sta­dion mit über 50.000 Fans eigent­lich aus­macht. Ich begann zu ver­stehen, warum die HSV-Anhänger eine Lei­den­schaft für ihren“ Hei­mat­verein ent­wi­ckeln.

Also ab ins Volks­park­sta­dion. Frei­tag­abend­spiel im Ham­burger Stadt­teil Stel­lingen. HSV gegen den VfL Wolfs­burg, Anstoß um 20.30. Das heißt im Nor­mal­fall drei Stunden vor Spiel­be­ginn aus Flens­burg los­fahren. Nicht so an diesem Abend. Ein Schnee­sturm sollte mein erstes Spiel in einem großen Sta­dion fast platzen lassen. Die Tickets waren bezahlt, das Auto getankt, die Vor­freude riesig. Und jetzt sollte ich auf­grund von schlechten Wit­te­rungs­be­din­gungen auf der A7 mal wieder Bun­des­liga nur vor dem Fern­seher erleben? Nein, das Risiko nahmen wir auf uns und fuhren diesmal vier Stunden vor Anpfiff los. Mit 80 km/​h zum Volks­park, in Schritt­ge­schwin­dig­keit nachts zurück gen däni­sche Grenze. Und das alles nur, um end­lich Bun­des­li­ga­fuß­ball zu sehen.