Der größte öffentlich-rechtliche Sender Spaniens verzichtet auf die Übertragung des spanischen Supercups, weil der in Saudi-Arabien ausgetragen wird. Damit setzt ausgerechnet ein Fernsehsender ein wichtiges Zeichen.
Der neuerliche Deal des RFEF ist zudem Teil eines völligen Vermarktungs-Chaos. Denn mit der Finalpartie zwischen dem Meister FC Barcelona und Pokalsieger FC Sevilla fand im vergangenen Jahr bereits eine Partie der „Supercopa“ außerhalb Spaniens im marokkanischen Tanger statt. Schon seit über einem Jahr kämpfen darüber hinaus einige spanische Top-Teams Seite an Seite mit der Liga dafür, Meisterschaftsspiele zukünftig auch in den USA austragen zu dürfen.
Und nachdem Liga-Chef Javier Tebas einen Vertrag mit einem Marketingunternehmen unterschrieb, der genau diese Ligaspiele fern der spanischen Spielstätten vorsah, entbrannte ein heftiger Streit zwischen der spanischen Liga und dem spanischen Verband. In der Folge wandten sich die spanische Spielergewerkschaft, die Kapitäne der Erstliga-Mannschaften sowie einzelne Vereine gegen dieses Vorhaben.
Gericht verbietet Liga-Spiel in Miami
Nun urteilte ein Gericht in Madrid, dass die durch die Liga geplante Spielansetzung zwischen Atletico und Villarreal am 6. Dezember in Miami unzulässig sei. Der spanische Verband hat sich also zunächst erfolgreich gegen die Pläne von Javier Tebas gewehrt. Doch während der Verband auf der einen Seite gegen diese Spielansetzung vorging, fädelte der Verbandschef Luis Rubiales auf der anderen Seiten mit der Supercup-Austragung in Saudi-Arabien einen ähnlichen Deal ein. Und fügt damit der Debatte um die Kommerzialisierung des spanischen Fußballs mit der Inkaufnahme von Menschenrechtsverletzungen eine ganz neue Komponente zu.
Offenbar vorausahnend, worüber in den kommenden Wochen gestritten werden könnte, erwähnte Rubiales vor einigen Tagen, dass bei den Spielen in Saudi-Arabien Frauen kostenloser Eintritt gewährt werden würde. Tatsächlich dürfen diese erst seit dem vergangenen Jahr Fußballspielen im Stadion beiwohnen.
Dennoch werden sich wohl Sender finden, deren ethische Hürden deutlich tiefer ansetzen als die von TVE. Eine Übertragung der Spiele im spanischen Fernsehen wird aller Voraussicht nach stattfinden. Aber während sich üblicherweise die nationalen Fernsehsender um die Übertragungsrechte streiten und sich dabei bis ins Unermessliche überbieten, dreht sich dieser Spieß nun um. Mit dem Verzicht auf eine Supercup-Übertragung setzt damit ausgerechnet ein TV-Sender – sonst häufig Vorreiter bei der Kommerzialisierung des Fußballs – ein Stopp-Zeichen an Liga und Verband.