Neben der Verletzung von Marco Reus macht dem BVB nun auch der Ausfall eines Spielers zu schaffen, der gar nicht mehr in Dortmund unter Vertrag steht. Denn die erneute Verletzung von Ousmane Dembélé könnte den Klub Millionen kosten.
Der Dienstagabend war aus Sicht der Dortmunder definitiv ein Abend zum Vergessen. Denn neben dem bitteren Pokal-Aus gegen Werder Bremen mussten die Borussen eine weitere Hiobsbotschaft hinnehmen: Kapitän Marco Reus wird dem BVB wieder einmal wochenlang fehlen. Reus Verletzungspech zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Doch Dortmunds Kapitän ist nicht der einzige Spieler, der immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen hat. Auch sein ehemaliger Angriffskollege Ousmane Dembélé zog sich am Montag im Training des FC Barcelona einen Sehnenriss im Oberschenkel zu und wird den Katalanen vermutlich bis zum Ende der Saison fehlen.
Und obwohl Dembélé nicht mehr in Dortmund unter Vertrag steht, dürfte die Nachricht Aki Watzke und Michael Zorc ebenfalls geschockt haben. Am Montag gab der FC Barcelona via Twitter bekannt, dass Ousmane Dembélé aufgrund von Muskelbeschwerden das Training vorzeitig habe beenden müssen. Dabei war er erst kürzlich erst wieder ins Training mit seinen Kollegen eingestiegen, nachdem er sich Ende November im Champions-League-Spiel gegen seinen Ex-Verein verletzt hatte. Der Ausfall des Barça-Stars könnte den BVB nun bis zu fünf Millionen Euro kosten – und das wegen eines einzigen Pflichtspieleinsatzes. Beziehungsweise wegen eines einzigen Nicht-Einsatzes.
Doch was genau steckt dahinter? Seit seinem Wechsel im Sommer 2017 hat der Franzose 74 Pflichtspiele für die Katalanen absolviert. Aus Sicht seines früheren Arbeitgebers ist das jedoch exakt einer zu wenig. Denn die Verantwortlichen von Dortmund und Barcelona einigten sich bei seinem Wechsel auf einige Bonuszahlungen. Unter anderem vereinbarten sie, dass der BVB bei Ablauf des dritten Vertragsjahres eine Bonuszahlung von circa fünf Millionen Euro kassieren würde, sollte Dembélé bis dahin insgesamt 75 Mal für Barça aufgelaufen sein. Doch durch seine erneute Verletzung, die für Dembélé Medienberichten zufolge das Saisonaus bedeuten könnte, droht diese Zahlung nun zu entfallen. Am kommenden Dienstag wird Dembélé in Finnland operiert.
„Ausgerechnet Ousmane Dembélé“ werden sich die Anhänger der Katalanen vielleicht gedacht haben. Dembélés Zeit beim FC Barcelona ist gezeichnet von unzähligen Rückschlägen. Kein Spieler von Barça war so häufig verletzt und verpasste in der jüngeren Vergangenheit derart viele Partien wie der Franzose. Dembélé fehlte bei 76 Pflichtspielen und fiel insgesamt 412 Tage aus. In dieser Saison stand der Offensivakteur lediglich neun Mal auf dem Platz.
Und „Ausgerechnet Ousmane Dembélé“ werden sich vermutlich auch einige BVB-Anhänger denken. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass er den Dortmundern Ärger bereitet, obwohl er dieses Mal vermutlich selbst nichts dafür kann. Abgesehen von seinen starken sportlichen Leistungen gab es während seiner Zeit bei der Borussia neben dem Platz immer wieder Streitigkeiten und Ärger mit dem Youngster. Dembélé wollte den BVB im Sommer 2017 unbedingt verlassen und streikte sich letztlich zum FC Barcelona, indem er einige Male das Training schwänzte. Weiterhin soll der Franzose sein gemietetes Haus in Dortmund total vermüllt und teilweise beschädigt hinterlassen haben. Der Prozess mit dem Vermieter ging vor Gericht und Dembélé musste im April 2019 knapp 10.000 Euro Strafe zahlen. BVB-Geschäftsführer Watzke äußerte sich nach dem unrühmlichen Transfer-Chaos mit dem Franzosen: „Unter charakterlichen und ethischen Gesichtspunkten war der Fall Dembélé katastrophal. Wir haben eine klare Ansage gemacht. Der nächste Spieler, der Zicken macht oder streiken will, den lassen wir schmoren“
Während Dortmund möglicherweise also finanziell in die Röhre schaut, hat Barça übrigens vielleicht sogar noch die Möglichkeit, auf den Ausfall des Youngsters zu reagieren. Denn dank einer Ausnahmeregelung der spanischen Liga könnte der FC Barcelona trotz des geschlossenen Transferfensters nochmal auf dem Markt tätig werden und einen vertragslosen oder in Spanien aktiven Spieler verpflichten. Als derzeit wahrscheinlichster Kandidat für die Lücke in der Offensive (Luis Suaréz fehlt ebenfalls langzeitverletzt) gilt Àngel Rodriguez vom FC Getafe, der in der bisherigen Spielzeit wettbewerbsübergreifend in 27 Partien an 13 Toren beteiligt war.
Solch ein „Not-Transfer“ ist allerdings nur möglich, wenn die Liga die Ausfallzeit von Dembélé als „langfristig“, also für rund fünf Monate einstuft. Ende 2017 erlitt Ousmane Dembélé schon einmal die gleiche Verletzung. Die Ausfallzeit damals: knapp viereinhalb Monate.