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Seite 2: Der „Breitenreiter“

Johan Djorou/​Valon Beh­rami
Guten Freunden gibt man ein Kopf­nüss­chen, dachten sich Johan Djourou und Valon Beh­rami in der Halb­zeit des Spiels gegen den VfL Wolfs­burg offenbar und keilten ordent­lich auf­ein­ander ein. Ver­ständ­lich. Den Geg­nern aus Wolfs­burg liefen die beiden bis dato schließ­lich nur hin­terher. Echte Schweizer Streit­ge­nossen, die sie sind, standen sie ein­ander in diesem schweren Moment bei und hagelten ihre Zwei­kampf­quote eben anein­ander auf 100 Pro­zent Voll­pfosten. Da Gewalt aber nun mal keine Lösung ist, schaffen es die beiden nicht etwa wegen ihrer Fäuste in die 11 des Spiel­tags, son­dern wegen ihres lächer­li­chen Hand-Vor-Den-Mund-Hal­tens“ nach Spiel­schluss. Da standen die beiden also im Mit­tel­kreis und tuschelten sich Worte an die Ohren, die wir, die es nicht inter­es­sierte, nicht lesen können sollten. Und nur weil wir eben können, haben wir uns dann doch noch die Mühe gemacht, ihren Dialog zu ent­schlüs­seln: Du steigst ab!“ Nein, Du steigst ab!“ Deep!

Thomas Tuchel
Hat er nun schon unter­schrieben? Oder kommt er doch nur beim Klas­sen­er­halt des HSV? Sollte seine Zusage noch aus­stehen, ist Thomas Tuchel ein­deutig einer der Gewinner des Spiel­tags. Denn wenn wir die Grund­lagen von Angebot und Nach­frage richtig ver­standen haben, erklärt sich Ham­burg ab sofort bereit, nur seinem Wunsch­trainer zu Ehren die olym­pi­schen Spiele aus­zu­richten, den HSV und St. Pauli zu einem Verein zusam­men­zu­fassen und den Mainzer Dom im Maß­stab 1:1 auf die Elb­phil­har­monie zu setzen. Nur damit sich Tuchel, so er denn unter­schriebe, mög­lichst schnell ein­leben möge in der Han­se­stadt. Ange­sichts der gezeigten Leis­tung gegen Wolfs­burg ein fairer Deal, wie uns scheint. 

Bas Dost
Zwei Tor­vor­lagen zum Sieg in Ham­burg bei­gesteuert und mal eben bewiesen, mehr als nur ein Knipser zu sein — Bas Dost hatte am Samstag allen Grund, gut drauf zu sein. War er aber nicht, wie er ange­sichts der eigenen Tor­armut frei­mütig bekannte. Das ist auf der einen Seite erfri­schend ehr­lich. Auf der anderen Seite ein gefähr­li­ches Anzei­chen für die schlei­chende Brda­ri­cisie­rung des Nie­der­län­ders. Eine üble Tor­jä­ger­krank­heit, benannt nach Thomas Brdaric, der bekannt­lich einst zu Pro­to­koll gab, ein 4:4 mit vier eigenen Tref­fern sei ihm lieber als ein 1:0‑Sieg seiner Mann­schaft. Dabei kann Dost doch täg­lich mit­an­sehen, wohin dieses Leiden im End­sta­dium führt. Direkt in den Trai­nerjob von Wolfs­burgs zweiter Mann­schaft. Sollte War­nung genug sein.

Koo Ja-Choel 
Herz­li­chen Glück­wunsch nach Mainz, herz­li­chen Glück­wunsch an Koo Ja-Choel. Zu einem Dop­pel­pack, so sinnlos wie eine Wahl­urne in Nord­korea. 78 Minuten waren gespielt, als Koo beim Stand von 0:3 erst­mals gegen Bernd Leno an den Punkt trat. 91 Minuten rum, als der Süd­ko­reaner zum zweiten Elf­meter anlief und den 2:3 End­stand besorgte. Und irgend­wann, wenn Koo Ja-Choel ein grauer Mann ist, wird er seinen Enkeln erzählen wie das damals also war in Mainz. Als er aus­ge­rechnet in seinem 100. Bun­des­li­ga­spiel und gegen den spä­teren Seri­en­meister aus Vize­kusen (ein­ge­tra­genes Waren­zei­chen der Bayer-AG) einen Dop­pel­pack schnürte. Aber Opa, werden seine Enkel ein­wenden, hat gegen Vize­kusen damals nicht jeder per Elf­meter getroffen, der gerade zufällig an Bernd Leno vorbei lief? Und dann wird Koo Ja-Choel ver­stummen und sich an das korea­ni­sche Sprich­wort klam­mern, dass er seit diesem Samstag wie sein per­sön­li­ches Mantra vor sich hin trägt: 등잔 밑이 어둡다.“ Unter der Lampe ist es dunkel.

Chris­tian Streich
Ils­e­bill salzte nach.“ Wäre die Mann­schaft von Chris­tian Streich ein berühmter Satz der Lite­ra­tur­ge­schichte, dann dieser des leider gerade ver­stor­benen Günter Grass aus dessen Bio­gra­phie über Ex-Tor­wart Hans-Jörg Butt. Den hätten die Frei­burger am Samstag in der Arena auf Schalke der­weil gut gebrau­chen können. Schließ­lich war Butt,Butt,Butt“ ein ganz pas­sa­bler Tor­mann, vor allem aber ein sicherer Elf­me­ter­schütze. Den­noch. Einen Punkt auf Schalke ver­bucht und damit weiter drauf und dran, erneut einen dieser atem­be­rau­benden Schluss­spurte hin­zu­legen, mit denen sich die Breis­gauer fast schon tra­di­tio­nell an das ret­tende Bun­des­liga-Ufer bringen. Und am Ende eines gelun­genen Aus­wärts­spiels ließ Chris­tian Streich dann noch Grass über die ver­ge­bene Sieg-Chance wachsen. Das Spiel musst Du gewinnen, aber wenn Du kein Tor machst, und keins kriegst…“, stöhnte er in die Mikro­fone. Was das bedeute, fragten die Mikro­fone zurück. Einen Punkt“, streichte es weise. Nur eine Frage der Zeit, bis dieser Mann Einzug in der Welt­li­te­ratur hält.

Der Brei­ten­reiter“
Bei Möbel-Finke, einen Kirsch­kern­spu­cker von der Pader­borner Ben­teler-Arena ent­fernt, rechnen sie nun fast täg­lich mit neuer Ware. Brei­ten­reiter“ soll es es heißen, das neue Sitz­möbel aus dem Hause von SCP-Prä­si­dent Wil­fried Finke. Erst­klas­siges Schnäpp­chen, trägt die Erwar­tungen einer ganzen Region, unan­sägbar“, preist die Wer­bung bereits voll­mundig an. Und über­treibt damit zur Abwechs­lung kein Stück. Denn auch nachdem es in den letzten 17 Spielen nur einen ein­zigen Sieg gab, hielt man in Ost­west­falen zuein­ander und am Trainer fest. Der Fuß­ball­gott belohnte das Ver­trauen jetzt mit einem erlö­senden wie ver­dienten Sieg gegen Augs­burg. 27 Punkte hat Pader­born inzwi­schen gehams­tert und damit schon jetzt mehr als Fürth, Düs­sel­dorf oder Braun­schweig in den ver­gan­genen Jahren nach 34 Spiel­tagen. Für den Fall des Klas­sen­er­halts plant man bei Möbel-Finke übri­gens mit dem Brei­ten­reiter 2.0“ — aus Mas­siv­gold.