Die U21 spielt am Freitag in der EM-Qualifikation in Montenegro. Die Jungs von Horst Hrubesch führen ihre Gruppe souverän an. Doch wie gut ist der aktuelle Jahrgang wirklich?
Seit Horst Hrubesch wieder die Leitung der deutschen U21-Nationalmannschaft übernommen hat, blühen die Hoffnungen auf eine Wiederholung des bis dahin einzigen EM-Titels von 2009. Bei der EM in Schweden setzte sich eine bärenstarke deutsche Elf im Finale von Malmö mit 4:0 gegen hoffnungslos unterlegene Engländer durch. Die damalige Mannschaft war allerdings auch gespickt mit Spielern, die heute zwischen Champions League und Nationalmannschaft hin und her glänzen. Ob Manuel Neuer im Tor, Jérôme Boateng oder Benedikt Höwedes in der Abwehr, ob Sami Khedira oder Mesut Özil im Mittelfeld: Die Mannschaft strotzte nur so vor Potenzial.
Wir haben die aktuelle U21 unter die Lupe genommen und orakeln, wer aus der Mannschaft das Zeug zum nächsten Özil hat.
Tor:
Im Tor hatte bekanntlich noch keine deutsche Nationalmannschaft, egal welcher Altersstufe, wirkliche Sorgen. So hält es auch die aktuelle U21. Mit Bernd Leno und Marc-André ter Stegen stehen Horst Hrubesch schon heute Schlußmänner von internationaler Klasse zur Verfügung. Leno und ter Stegen haben allerdings zwei Probleme. 1.) Manuel Neuer ist erst 27 und wird seinen ziemlich unumstrittenen Platz zwischen den Pfosten der A‑Elf sicher nicht so schnell hergeben. 2.) Leno und ter Stegen können sich nicht sonderlich gut leiden. Aber das ist ja gute alte Tradition bei deutschen Torhütern.
Abwehr:
Star der aktuellen Abwehr ist Freiburgs Matthias Ginter. Der gebürtige Breisgauer war maßgeblich am Freiburger Höhenflug der letzten Saison beteiligt. Im Sommer kochte die Gerüchteküche fast über. Ginter wurde von Atletico Madrid und dem FC Arsenal ins Visier genommen, entschied sich aber, weiterhin bei Christian Streich in die Lehre zu gehen. Dieses Jahr geht es für den 19-Jährigen einmal nicht nur bergauf. In einer kriselnden Freiburger Mannschaft bleibt auch er nicht immer fehlerfrei. Wir orakeln, dass ihm das nur gut tut, und sehen Ginter bei der EM 2016 in Frankreich im Kader der A‑Nationalmannschaft. Ebenfalls gute Chancen auf einen Aufstieg hat Erik Durm. Allein schon, weil es auf der Position des Linksverteidigers immer Bedarf gibt. Jogi Löw würde sich so gern eine Alternative zu Marcel Schmelzer schnitzen. Und was machen die Dortmunder? Schnitzen mal eben selbst.
Mittelfeld:
Eine schlechte Nachricht für die U21 und zugleich eine gute Nachricht für deutsche Titelträume: Mit Julian Draxler und Mario Götze wären zwei Spieler für den Kader zugelassen, die schon längst den Sprung zu Jogi geschafft haben. Und so heißen die aktuellen Sternchen Emre Can und Moritz Leitner. Beide eint ein Schicksal: Bei Bayern München beziehungsweise Borussia Dortmund vertraut man auf ihr Talent, kann ihnen aber nicht die Spielzeit einräumen, die für ihre Entwicklung so wichtig wäre. Und so spielt Can heute bei Bayer Leverkusen und Leitner leihweise beim VfB Stuttgart. Dass zumindest das Leihgeschäft nicht die schlechteste Idee ist, weiß man spätestens seit Toni Kroos oder Philipp Lahm. Unsere Prognose lautet dennoch: Keiner von beiden wird es dauerhaft in die A‑Nationalmannschaft schaffen. Dafür ist das Angebot dort zu gut, und meist auch nur wenig älter. Unser gar nicht so geheimer Geheimtipp: Leon Goretzka von Schalke 04. Das laut Peter Neururer „vielleicht größte deutsche Talent seit 50 Jahren“ ist vielleicht nicht das größte deutsche Talent seit 50 Jahren, bringt aber trotzdem alles mit, um spätestens bei der Weltmeisterschaft 2018 Stammspieler der deutschen Nationalmannschaft zu sein.
Angriff:
Der Angriff war auch im Jahr 2009 gelinde gesagt nicht gerade das Prunkstück der U21. Auch wenn der heute für Hertha spielende Sandro Wagner im Finale zwei Tore beisteuern konnte war schon damals klar: Ein Weltklasse-Stürmer wächst da nicht heran. Und auch der aktuelle Kader ist im Sturm etwas verhalten besetzt. Glanzvolle Ausnahme: Kevin Volland. Der Stürmer von der TSG Hoffenheim bringt alles mit, was es für die ganz große Karriere braucht. Volland ist schnell, stark im Abschluß, technisch gut und mit einer hohen Spielintelligenz ausgestattet. Ob „falscher“ oder richtiger „Neuner“, „abkippend“ oder „schwimmend“, Volland beherrscht das große Fußball-Ein-Mal-Eins und wird bald schon A‑Nationalspieler sein.
Fazit:
Alles wird gut. Der aktuelle Jahrgang ist vielleicht nicht so stark wie die Streberklasse von 2009, aber stark genug, um sorgenfrei in die Zukunft zu schauen. Und selbst wenn Horst Hrubesch für den Moment keinen zweiten Mesut Özil in seinen Reihen hat: Der echte Özil ist ja noch jung genug.