Matthias Sammer analysiert jetzt Spiele für Eurosport. Und zeigt, dass sich jeder Experte eine Scheibe von ihm abschneiden sollte.
„Bellarabi zu wenig, Brandt zu wenig. Die Körpersprache macht mich wahnsinnig. Da fehlen die letzten fünf Prozent, das macht mich rasend. Talent alleine genügt nicht. Sie bringen es nicht zu Ende.“ – Ganz ohne Boulevard kam auch diese Sendung nicht aus, nicht ohne den unbedingten Willen eines Matthias Sammers. Wer sich zurzeit über einen lethargischen FC Bayern Gedanken macht, war nach dem Auftritt des ehemaligen Sportdirektors um einiges klüger.
Nur Striche wenn nötig
Er und Moderator Jan Henkel, dem einige Male das Erstaunen über den Verlauf dieser Sendung in den Augen abzulesen war, boten eine Halbzeitanalyse, die ihren Namen wahrlich verdient hatte. Der Klimax? Als sich die beiden dann doch noch vor einen modernen, wohnzimmergroßen Touchscreen begaben und Höhepunkte abspielten.
Sammer zerlegte spontan einzelne Szenen fachgerecht in Fehler und Geniestreiche, malte nur dann neonrote Linien auf den Bildschirm, wenn es wirklich nötig war und der Zuschauer fühlte sich unweigerlich an Straßenkünstler im Urlaub erinnert, die sich über die Schulter sehen lassen, wenn sie von Touristen für fünf Euro eine Karikatur anfertigen.
Er ist Perfektionist
In zehn Minuten hatte das Expertenduo nicht nur die essentiellen Merkmale des Freitagabendspiels herausgearbeitet, sondern zwischen den Zeilen auch aufgezeigt, was dem deutschen Sportfernsehen in den letzten Jahren oft fehlte. Eine Sendung, die sich allein auf das Spiel konzentriert. Laufwege, Raumaufteilung, Konzentration jetzt, verdammt!
Was Eurosport am Freitag allein fehlte: der niederländische Akzent. Aber Matthias Sammer ist ja – laut eigener Aussage – Perfektionist.