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Seite 2: Ein furchtbarer Zwiespalt

Auch bei den Trai­nern ist es doch so: Es gibt die, die machen ein Team schlechter als alles, was man ange­sichts der vor­han­denen Mittel und Zustände ver­muten konnte oder erwarten musste. Dann gibt es die, das Gros, die aus einer Mann­schaft so ziem­lich genau das her­aus­holen, was in ihr steckt. Wes­halb die Deckungs­gleich­heit zwi­schen Marktwert‑, Spielergehälter‑, Trans­fer­aus­gaben- und Liga­ta­belle am Ende einer Saison noch immer relativ bis unan­ge­nehm hoch ist. 

Und dann gibt es noch die Trainer, die ihre Spieler und ihre Mann­schaften besser machen als sie vorher waren, als die bloße Summe ihrer Teile: Pep Guar­diola, Jürgen Klopp und und und – Lucien Favre.

Ein Zau­derer, Per­fek­tio­nist, Nerd

Er muss ein spe­zi­eller Typ sein. Ein Zau­derer, der sich nicht ent­scheiden kann, ob er einen Spieler nun ver­pflichten will oder nicht. Der immer wieder unsi­cher ist, ob er nicht schon ver­wirkt hat, was er bewirken kann. Der seine Trai­nings­lager nicht beginnt, ehe der Rasen der ört­li­chen Anlage nicht auf den Mil­li­meter genau seinen Vor­stel­lungen ent­spricht. Ein Per­fek­tio­nist viel­leicht, der seinen Spieler bei­bringt, auf die Fuß­stel­lung ihrer Gegen­spieler zu achten, um das Dribb­ling erfolg­reich zu bestreiten, der ihnen bei­bringt, auf den Fuß­vor­der­spitzen zu stehen, um im Zwei­kampf schneller reagieren zu können, der ihnen bei­bringt, mit wel­chem Fuß sie einen Flan­ken­ver­such des Gegen­spie­lers am ehesten ver­hin­dern können. Ein Nerd, der aus dem Steg­reif und sicher für Stunden dar­über dozieren kann (Über seinen Per­fek­tio­nismus spricht Favre hier »>), welche tak­ti­schen For­ma­tionen längst schon in der Welt waren, ehe sie nun ver­meint­lich neu erfunden wurden: Bra­si­lien in den Sieb­zi­gern, Ita­lien in den Acht­zi­gern und und und. (Mehr über die Phi­lo­so­phie Favres hier »>)

Stell Dir vor, Du bist Borussia Mön­chen­glad­bach, Lucien Favre ist Deine Ex-Lieb­schaft und zieht nun nebenan ein, als Trainer des BVB. Wie wird sich das anfühlen?

Sollte er Erfolg haben, und davon ist unbe­dingt aus­zu­gehen, denn er hatte noch immer Erfolg, werden die Fans, wird der gesamte Verein vom Nie­der­rhein schmerz­haft daran erin­nert, was war. Wie sich das anfühlte, einen Trainer an der Sei­ten­linie zu wissen, dem man bedin­gungslos eine Lösung aller Pro­bleme zutraute. 

Ein furcht­barer Zwie­spalt

Sollte er keinen Erfolg haben, und das ist unbe­dingt unwahr­schein­lich, ist es aber – auch blöd. Denn das Schei­tern, das hätte er nicht ver­dient.

Stell Dir also vor, Deine Ex-Freundin zieht bei Deinem Nach­barn ein. Der ist: schlauer, schöner, rei­cher, erfolg­rei­cher, lus­tiger und über­haupt alles als du. Und Du stehst nur daneben, wägst Deine Optionen ab und sagst dann, die Tür schlägt gerade zu, du siehst die frisch Ver­liebten nur noch als Schatten auf Deiner Netz­haut: Viel Glück, Lucien.

Und noch­mals vielen Dank für alles.