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Es gab mal ein Derby in Glasgow, bei dem selbst berit­tene Polizei das Spiel­feld nicht von prü­gelnden Men­schen räumen konnte. Aus dem Rasen hatten ent­hemmte Fans in ihrer Wut große Klumpen her­aus­ge­rissen, und beide Tore waren nur noch Klein­holz.

Die Tri­bünen brannten, aber als die Feu­er­wehr kam, um zu helfen, wurde sie mit Faust­hieben und Fuß­tritten emp­fangen. Am Ende des Tages lagen mehr als hun­dert Ver­letzte in den Kran­ken­häu­sern der Stadt. Das war am 17. April 1909 – als die Riva­lität zwi­schen Celtic und Ran­gers noch harmlos war.

Es gab mal ein Derby in Glasgow, bei dem ein Fan dem Schieds­richter eine Münze an den Kopf warf, ein zweiter es bis aufs Spiel­feld schaffte, um den Referee anzu­greifen, und ein dritter sich so auf­regte, dass er den Halt verlor und vom oberen Rang der Tri­büne stürzte. In diesem Spiel dau­erte es 22 Sekunden bis zum ersten Foul, keine sechzig bis zum zweiten, und schließ­lich wurden drei Spieler des Feldes ver­wiesen. Das war neun Jahr­zehnte später, am 2. Mai 1999.

Da war zwar die Riva­lität der beiden Klubs längst legendär, doch auf dem Rasen standen ins­ge­samt 19 Nicht-Schotten, dar­unter Stefan Klos aus West­falen und Jörg Albertz vom Nie­der­rhein. Keiner dieser Fremden würde je ver­stehen, wie tief die Feind­schaft zwi­schen Ran­gers und Celtic ging, denn dazu musste man auf den Straßen der Stadt groß geworden sein.

Der Unter­gang des Fuß­balls

Trotzdem schlugen sich diese Profis aus aller Herren Länder wie die Kes­sel­fli­cker und ver­tei­digten jeden Gras­halm, als hinge das Leben ihrer eigenen Kinder davon ab. Die Zei­tung Daily Record“ sprach am nächsten Tag von Wahn­sinn“, bezeich­nete zumin­dest einen Spieler, den Fran­zosen Sté­phane Mahé, als besessen“ und pro­phe­zeite den Unter­gang des Fuß­balls.

Will­kommen in der wahn­wit­zigen Par­al­lel­welt der Old Firm“. Einer Welt, die ganz sicher schon lange von der Zeit über­holt worden ist, ohne es zu merken. Eine Welt, in der das irr­sin­nigste Derby des Uni­ver­sums zum Alltag gehört. Denn das ist – oder war – das Duell zwi­schen Celtic und Ran­gers zwei­fellos.

Bei man­chen Riva­li­täten macht ja nur die räum­liche Nähe oder eine sport­liche Kon­kur­renz­si­tua­tion die Bri­sanz aus, manchmal geht es um soziale Unter­schiede, manchmal auch um poli­ti­sche oder kul­tu­relle, in sel­tenen Fällen sogar um reli­giöse. Aber nur in Glasgow geht es um alles. Und um noch viel mehr.

Geld, zum Bei­spiel. Einige Zyniker sagen sogar, es wäre immer in erster Linie darum gegangen. Schon der Aus­druck Old Firm“ drückt das aus. Was auch immer deutsch­spra­chige Inter­net­quellen behaupten mögen, er bezeichnet weder das Derby selbst noch die Riva­lität der beiden Klubs. Und Firm“ ist auch nicht vor­rangig im Sinne von fest, beständig“ zu ver­stehen, son­dern steht in der Tat für eine Firma.

Das beste Syn­onym ist wohl ›Das Monopol‹“

Das beste Syn­onym ist wohl ›Das Monopol‹“, sagt der Glas­gower Alex Anderson, der ein Buch über die Ran­gers geschrieben hat. Der Aus­druck wurde schon 1904 geprägt, um deut­lich zu machen, dass die beiden Ver­eine den Markt unter­ein­ander auf­ge­teilt hatten.“

Doch für den Anhang der zwei Ver­eine war Profit natür­lich nie das beherr­schende Thema. Im Gegen­teil, viele von ihnen ver­ab­scheuen den Begriff Old Firm“, weil sie auf gar keinen Fall mit einem Klub in einen Topf geworfen werden wollen, der doch so völlig anders ist. Um zu erfahren, warum und inwie­fern er anders ist, muss man einen Blick in die Geschichte nicht nur des Fuß­balls werfen, denn um den geht es der Old Firm“ nur am Rande.