Rapid Wiens Ehren-Kapitän Steffen Hofmann hat Ärger, weil er im Stadion einen Bengalo entzündete – bei seinem eigenen Abschiedsspiel. Was für eine Posse.
Es war ein rauschendes, friedliches Fußballfest an diesem 22. Juli in Wien-Hütteldorf: 25.300 Zuschauer im pickepackevollen Stadion von Rekordmeister Rapid huldigten ein letztes Mal ihrem „Fußball-Gott“ Steffen Hofmann. Der feierliche Rahmen rund um das Abschiedsspiel des langjährigen Kapitäns war mehr als angemessen und unterstrich den absoluten Ausnahmestatus, den der Deutsche seit über einem Jahrzehnt in Wien, ja in ganz Fußball-Österreich genießt. Als Hofmann schließlich, nach seiner Auswechslung, im tosenden Beifall mit einer Bengalischen Fackel vor ›seine‹ Westtribüne trat, ging rundherum das Licht aus. Das war natürlich Teil der Inszenierung, damit der 37-Jährige das pyrotechnische Gerät publikumswirksam entzünden konnte. Zur Sicherheit stand sogar ein Klub-Mitarbeiter in unmittelbarer Nähe. Mit einem amtlich geprüften Löscheimer. Man weiß ja nie.
Spätestens in diesem magischen Moment hatte jeder, wirklich jeder im Stadion ein paar Tränen der Rührung in den Augen. Jeder, bis auf einen: Ein unerbittlicher Vertreter der örtlichen Polizei notierte den Vorfall fein säuberlich. Und eines Morgens, rund fünf Wochen nach dem Abschiedsspiel, bekam Hofmann Post von den Behörden. Vermutlich dachte er an ein kleineres Geschwindigkeits-Vergehen mit dem Auto. Doch der Inhalt des Briefes war viel gravierender: Darin wird Hofmann zur Last gelegt, „zum angegebenen Zeitpunkt“ … „beim Abschiedsspiel ›Steffen Hofmann & Friends‹“ … „ein bengalisches Feuer besessen und verwendet“ zu haben. Und das, obwohl diese „in sachlichem, örtlichem und zeitlichem Zusammenhang“ mit Sportveranstaltungen „nicht besessen und nicht verwendet werden dürfen“.
Hofmann demonstrierte klare Kante
Nun dürfte Steffen Hofmann, da er zum einen „Erst-Täter“ ist und weil zum andern keine Wiederholungsgefahr besteht (ein weiteres Abschiedsspiel ist jedenfalls nicht geplant), auf relative Milde der Justiz hoffen. Das Ganze könnte sich leicht in einen Bußgeld-Bescheid und damit in Luft auflösen. Doch der langjährige Rapid-Spielmacher nimmt die Angelegenheit betont sportlich – und fordert die österreichische Justiz demonstrativ heraus. Auf seiner Facebook-Seite postet Hofmann sogar ein Foto, das ihn mit dem glühenden Bengalen zeigt. Dazu schrieb er, halb stolz, halb spöttelnd: „Wer kann schon von sich behaupten, vor 25.300 Fans im ›Strafraum vor dem Block West‹ eine Bengale gehalten zu haben und dabei von der Polizei erwischt worden zu sein.“ Vermutlich die wenigsten.
Parallel schaltete Hofmann, der stets eine besondere Beziehung zur grün-weißen Fanszene hatte und jahrelang eine Kapitänsbinde mit den Insignien der „Ultras Rapid“ trug, nicht nur seinen Anwalt ein. Der Familienvater trug den Fall auch einer Rechtshilfe-Initiative für Rapid-Fans vor, die sich im Alltag mit (ungerechtfertigten) Stadionverboten und ähnlichen Phänomenen befasst. Spätestens mit diesem Schritt demonstrierte Hofmann klare Kante – und eine gewisse Entschlossenheit zum Widerstand.