Industrie-Spionage in der Premier League: Laut eines Berichts soll der FC Liverpool die Scouting-Datenbank von Manchester City geknackt haben. Ein Einzelfall?
Es lief wie so oft, wenn irgendwo eine unappetitliche Spionage-Affäre auffliegt. Das Ganze sollte schnellstens unter den Teppich gekehrt werden. Schließlich sind solche Geschichten meist für beide Seiten ziemlich peinlich – für den ertappten Spitzel und für den, der doof genug war, sich ausspähen zu lassen.
In diesem Fall heißt der Spitzel offenbar FC Liverpool und beim Ausspionierten handelt es sich um niemand Geringeren als den englischen Meister Manchester City. Doch wie so oft, bleiben auch hier Fragen: Warum kam es zu einer klammheimlichen außergerichtlichen Einigung zwischen den beiden Klubs? Sprich: Warum zahlte Liverpool 2013 stillschweigend eine Million Pfund Kompensationsleistung an den Liga-Rivalen? Und das, ohne irgendeine Schuld einzugestehen. Warum wurde nicht einmal die englische Premier League über die mysteriöse Zahlung informiert? Weder über die Summe, noch über den genauen Zahlungsgrund.
Waschechte Industriespionage
In dieser Geschichte geht es allem Anschein nach um echte Cyber-Kriminalität. Es dreht sich um gehackte Datenbanken und missbräuchliche Verwendung der so gewonnenen Geheiminformationen. Letztlich geht es um waschechte Industrie-Spionage in einem Milliarden-Business, in dem der siegt, der die schnellsten Informationen über die besten Spieler hat. Und: Es geht um die bange Frage, ob die Spielregeln des Fairplay und des gegenseitigen Respekts abseits des grünen Rasens längst außer Kraft gesetzt sind.
Die fraglichen Spionage-Vorgänge, so enthüllte die hochseriöse „London Times“, sollen sich in den Jahren 2012 und 2013 abgespielt haben, nachdem zuvor drei frühere Scouting-Mitarbeiter von Manchester City zum Ligarivalen Liverpool hinüber gewechselt waren. Zwei dieser Herren sollen anschließend gemeinsam mit Liverpools heutigem „Sporting Director“ Michael Edwards illegal in die Scouting-Datenbank von ManCity (auf Basis des „Scout7“-Systems, heute: „OptaPro“) eingedrungen sein.
Beide Klubs interessierten sich auffallend oft für dieselben Spieler
Da nicht davon auszugehen ist, dass die früheren Login-Daten der „Überläufer“ im fraglichen Zeitraum noch aktiv waren, muss die Datenbank wohl, nun ja, gehackt worden sein. Und das, so schreibt die „London Times“, nicht ein- oder zweimal, nein: hunderte von Malen. In schönster Regelmäßigkeit sollen die Liverpooler Vereinsmitarbeiter sich mit Informationen, Statistiken und Notizen aus dem System der „Cityzens“ eingedeckt haben. Da mag es kaum überraschen, dass sich beide Klubs in der Folge auffallend oft für dieselben Spieler interessierten.