Er machte Comedy mit Jürgen Klopp, litt für Ailton und sucht noch immer verzweifelt nach Peter Meyer ei, ei, ei, ei – Arnd Zeigler über das große Jubiläum seines Erfolgsformats.
Apropos: „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ lebt vor allem von diesen lange verschütteten Fundstücken. Im Fußball der Gegenwart wird alles dokumentiert, ist dank den sozialen Medien beinahe alles sichtbar. Könnte es eine so nostalgische Sendung auch in 30 Jahren noch geben?
Vermutlich nicht. Und ich finde auch, dass sich der Fußball durch diese mediale Omnipräsenz selbst entzaubert. Ich will keine Jubelfotos mehr aus der Kabine auf Instagram oder Facebook sehen und bitte auch keine lautstarken Motivationsansprachen von Amateurtrainern in der ersten Runde des DFB-Pokals. Das war mal besonders, jetzt nicht mehr. Früher war nicht alles besser, aber wir leben davon, dass viele Geschichten aus den siebziger oder achtziger Jahren im Verborgenen liegen. Heute ist nur noch wenig verborgen.
Zeit zur Besinnung: Welches historische Fundstück hat Sie in den vergangenen zehn Jahren am meisten erheitert?
Wieder eine fiese Frage, weil ich eigentlich jeden Videoschnipsel gefeiert habe. Aber immer in Erinnerung bleiben wird mir ein gar nicht mehr so junger Schalke-Fan mit blau-weißer Bommelmütze, den wir einst in einer alten Aufnahme eines Spiels gegen den MSV Duisburg dabei beobachten konnte, wie er einem Kontrahenten ordentlich auf die Schnauze haute – eben jener Fan mit exakt der gleichen Mütze taucht dann in einer anderen Szene wieder mitten im Handgemenge auf und zwar beim legendären Hundebiss-Spiel 1969 zwischen Schalke und Dortmund.
Inzwischen eingestellt ist die telefonische Seelsorge für Fans. Trauern Sie dem Format hinterher?
Das nicht, weil es sich irgendwann tot gelaufen hatte. Aber es bleiben schöne Erinnerungen, besonders die Telefonate mit Fans, denen ihr Verein wirklich am Herzen lag und liegt und deren Schmerz ich dann teilte. Wie der Anhänger von Union Solingen, dessen Verein es ja de facto gar nicht mehr gibt und der mir mit belegter Stimme von früher erzählte. Oder ein Fan von Fortuna Köln, der an große Zweitliga-Zeiten erinnerte und zum Zeitpunkt des Anrufs nicht wissen konnte, ob sein Klub jemals wieder anständig auf die Beine kommen würde.
Was war, neben dem gigantischen Erfolg des inszenierten Jürgen-Klopp-Interviews, der beste Sketch?
Als alter Werder-Fan und großer Bewunderer der Double-Saison 2003/04 war mir natürlich die Begegnung mit Ailton eine Herzensangelegenheit. Mit dem wollte ich seinen Treffer beim 3:1‑Sieg im entscheidenden Meisterschaftsspiel gegen Bayern 2004 nachspielen. Ich trug eine Oli-Kahn-Maske und stand im Tor, Ailton musste eine Kleiderpuppe mit Thomas-Linke-Trikot aussteigen lassen und den Ball wie 2004 ins Tor befördern. Was ihm aber nicht gelang. Bestimmt 20 Mal nicht. Es war Winter, saukalt, der Boden gefroren und ich schmiss mich ein ums andere Mal auf den steinharten Rasen und prellte mir die Hüfte, während im Hintergrund der Kommentar von Marcel Reif lief, Ailton sich schlapp lachte und seine komplette brasilianische Entourage am Boden lag. Trotz der verbeulten Hüfte ein ganz besonderer Dreh.
Was motiviert Sie für die nächsten zehn Jahre?
Die Reaktionen der Zuschauer. Und da sind ja einige prominente Gesichter dabei, die ich selbst sehr gerne mag, unter anderem Hans Meyer, Jürgen Klopp oder Per Mertesacker. Die schalten angeblich regelmäßig rein. Was eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit ist.
Welche Ideen liegen noch auf Halde?
Tatsächlich eine ganze Menge, ob die umgesetzt werden, hat aber auch immer damit zu tun, ob wir die Aufnahmen zu den jeweiligen Geschichten finden. Beispielsweise gab es mal einen Auftritt von diversen Bayern-Spielern in der Sendung „Peter Alexander präsentiert Spezialitäten“, den würde ich zu gerne finden. Oder die Geschichte des ehemaligen HSV-Trainers Georg Gawliczek, von dem ich in einer alten Sportillustrierten gelesen habe, dass er privat sehr gerne Operettenmelodien sang. Nach einem Auftritt im „Sportstudio“ soll er beim Umtrunk mit Journalisten ein paar Melodien zum Besten gegeben haben. Davon gibt es natürlich keine Aufnahme, aber Gawliczek hatte später einen Auftritt in Peter Frankenfelds Sendung „Vergiss mein nicht“. Ich möchte wetten, dass er auch da gesungen hat! Leider hat das ZDF dieses Material noch nicht rausgerückt. Wir arbeiten dran.