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Seite 2: „Ailton lachte sich schlapp“

Apropos: Zeig­lers wun­der­bare Welt des Fuß­balls“ lebt vor allem von diesen lange ver­schüt­teten Fund­stü­cken. Im Fuß­ball der Gegen­wart wird alles doku­men­tiert, ist dank den sozialen Medien bei­nahe alles sichtbar. Könnte es eine so nost­al­gi­sche Sen­dung auch in 30 Jahren noch geben?
Ver­mut­lich nicht. Und ich finde auch, dass sich der Fuß­ball durch diese mediale Omni­prä­senz selbst ent­zau­bert. Ich will keine Jubel­fotos mehr aus der Kabine auf Insta­gram oder Face­book sehen und bitte auch keine laut­starken Moti­va­ti­ons­an­spra­chen von Ama­teur­trai­nern in der ersten Runde des DFB-Pokals. Das war mal beson­ders, jetzt nicht mehr. Früher war nicht alles besser, aber wir leben davon, dass viele Geschichten aus den sieb­ziger oder acht­ziger Jahren im Ver­bor­genen liegen. Heute ist nur noch wenig ver­borgen. 

Zeit zur Besin­nung: Wel­ches his­to­ri­sche Fund­stück hat Sie in den ver­gan­genen zehn Jahren am meisten erhei­tert? 
Wieder eine fiese Frage, weil ich eigent­lich jeden Video­schnipsel gefeiert habe. Aber immer in Erin­ne­rung bleiben wird mir ein gar nicht mehr so junger Schalke-Fan mit blau-weißer Bom­mel­mütze, den wir einst in einer alten Auf­nahme eines Spiels gegen den MSV Duis­burg dabei beob­achten konnte, wie er einem Kon­tra­henten ordent­lich auf die Schnauze haute – eben jener Fan mit exakt der glei­chen Mütze taucht dann in einer anderen Szene wieder mitten im Hand­ge­menge auf und zwar beim legen­dären Hun­de­biss-Spiel 1969 zwi­schen Schalke und Dort­mund. 

Inzwi­schen ein­ge­stellt ist die tele­fo­ni­sche Seel­sorge für Fans. Trauern Sie dem Format hin­terher?
Das nicht, weil es sich irgend­wann tot gelaufen hatte. Aber es bleiben schöne Erin­ne­rungen, beson­ders die Tele­fo­nate mit Fans, denen ihr Verein wirk­lich am Herzen lag und liegt und deren Schmerz ich dann teilte. Wie der Anhänger von Union Solingen, dessen Verein es ja de facto gar nicht mehr gibt und der mir mit belegter Stimme von früher erzählte. Oder ein Fan von For­tuna Köln, der an große Zweit­liga-Zeiten erin­nerte und zum Zeit­punkt des Anrufs nicht wissen konnte, ob sein Klub jemals wieder anständig auf die Beine kommen würde.

 

Was war, neben dem gigan­ti­schen Erfolg des insze­nierten Jürgen-Klopp-Inter­views, der beste Sketch?
Als alter Werder-Fan und großer Bewun­derer der Double-Saison 2003/04 war mir natür­lich die Begeg­nung mit Ailton eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit. Mit dem wollte ich seinen Treffer beim 3:1‑Sieg im ent­schei­denden Meis­ter­schafts­spiel gegen Bayern 2004 nach­spielen. Ich trug eine Oli-Kahn-Maske und stand im Tor, Ailton musste eine Klei­der­puppe mit Thomas-Linke-Trikot aus­steigen lassen und den Ball wie 2004 ins Tor beför­dern. Was ihm aber nicht gelang. Bestimmt 20 Mal nicht. Es war Winter, sau­kalt, der Boden gefroren und ich schmiss mich ein ums andere Mal auf den stein­harten Rasen und prellte mir die Hüfte, wäh­rend im Hin­ter­grund der Kom­mentar von Marcel Reif lief, Ailton sich schlapp lachte und seine kom­plette bra­si­lia­ni­sche Entou­rage am Boden lag. Trotz der ver­beulten Hüfte ein ganz beson­derer Dreh.

Was moti­viert Sie für die nächsten zehn Jahre?
Die Reak­tionen der Zuschauer. Und da sind ja einige pro­mi­nente Gesichter dabei, die ich selbst sehr gerne mag, unter anderem Hans Meyer, Jürgen Klopp oder Per Mer­te­sa­cker. Die schalten angeb­lich regel­mäßig rein. Was eine schöne Bestä­ti­gung für unsere Arbeit ist.

Welche Ideen liegen noch auf Halde?
Tat­säch­lich eine ganze Menge, ob die umge­setzt werden, hat aber auch immer damit zu tun, ob wir die Auf­nahmen zu den jewei­ligen Geschichten finden. Bei­spiels­weise gab es mal einen Auf­tritt von diversen Bayern-Spie­lern in der Sen­dung Peter Alex­ander prä­sen­tiert Spe­zia­li­täten“, den würde ich zu gerne finden. Oder die Geschichte des ehe­ma­ligen HSV-Trai­ners Georg Gaw­liczek, von dem ich in einer alten Sport­il­lus­trierten gelesen habe, dass er privat sehr gerne Ope­ret­ten­me­lo­dien sang. Nach einem Auf­tritt im Sport­studio“ soll er beim Umtrunk mit Jour­na­listen ein paar Melo­dien zum Besten gegeben haben. Davon gibt es natür­lich keine Auf­nahme, aber Gaw­liczek hatte später einen Auf­tritt in Peter Fran­ken­felds Sen­dung Ver­giss mein nicht“. Ich möchte wetten, dass er auch da gesungen hat! Leider hat das ZDF dieses Mate­rial noch nicht raus­ge­rückt. Wir arbeiten dran.